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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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Sein Vater duldete keine weitere Diskussion.
    Schweigend wanderten sie heimwärts. Zurück zur Emukunanga-Siedlung am nordwestlichen Hang des Kraterrandes, der das Wiluna-Tal umschloss.
    Die Stammesleute starrten Yunupi und seinen Vater an, als sie ins Dorf zurückkehrten.
    »Was ist passiert?«, hörte er einen der Greise fragen.
    »Sicher ist der kleine Tollpatsch ins Dornengestrüpp gefallen«, höhnte eine hohe Frauenstimme.
    Yunupi blickte auf. Nein, es war nicht Kantana. Die stand neben ihrer spöttisch dreinblickenden Mutter; stumm mit großen Augen – wundervollen, magisch glänzenden Augen.
    Yunupi nahm die Schultern zurück, um nicht zu zeigen, wie sehr alle mit ihrem Spott Recht hatten. Seine Wunden waren nicht die Zierde von Mut und Verwegenheit, sondern nur das Resultat seiner Angst. Schlammworm , hallte es in seinem Kopf wider. Er biss die Zähne zusammen und ging weiter. Ein Spießrutenlauf durch die Reihen der Schaulustigen, über den Hauptplatz, auf dem die rituellen Zeremonien und Versammlungen stattfanden, bis zum Ahnenpfahl, auf dem seit Anbeginn der Neuzeit die Namenssymbole der Emukunangas eingeritzt standen – Lebende wie Tote, Vermisste wie Verstoßene. Nur Yunupis Symbol war dort nicht zu finden.
    Als der junge Anangu die aus Flechtwerk und Lehm gebaute Behausung des Heilers betrat, schlug ihm ein stechender Geruch entgegen. Rauch stieg aus der Feuermulde in der Mitte der runden Hütte auf und vernebelte die Sicht.
    Yunupis Augen begannen zu tränen, er hustete und hielt sich zum Schutz die Hände vor Nase und Mund. Dem Dotoorii dagegen schien der beißende Dunst nichts anhaben zu können. Mit einem entspannten Lächeln saß er auf seiner Schlafmatte und bedeutete Yunupi, neben ihm Platz zu nehmen.
    Während der alte Heiler ihm mit einem gewölbten, scharfkantigen Span die hakenförmigen Stacheln der Fleggen aus dem Körper schälte und die Wunden mit Melaleuca-Honig bestrich, fragte Yunupi: »Warum lässt uns der Retter im Stich?«
    Der dürre Emukunanga kicherte heiser, wischte sich ein paar verrußte Strähnen aus dem Gesicht und zwinkerte Yunupi aus kleinen nachtfarbenen Augen zu. »Wer weiß das schon?«
    »Könnte es eine Prüfung sein?«
    Wieder nur ein leises Lachen als Antwort.
    Yunupi dachte nach. Es gab viele Legenden über die Regenbogenschlange, die ihr Volk von Zeit zu Zeit auf die Probe stellte. Oder hatte der Stamm sie oder ihren göttlichen Boten erzürnt?
    War das Fortbleiben des Yowie eine Strafe? Dann müsste einer vor ihn treten und um Vergebung bitten. Rasch. »Wo lebt der Retter?«
    Der Heiler legte den Kopf für einen Moment schief, so als würde er den wahren Hintergrund hinter Yunupis Frage suchen. Dann nickte er und antwortete: »Den alten Pfad entlang nach Osten. Vorbei an den lebenden Städten bis zum Traumwächter und durch die brennenden Dünen. Dahinter verbirgt sich, so sagt man, im weithin fallenden Schatten des Flammenfelsens die Heimstatt des Retters.«
    Yunupi hörte aufmerksam zu und fasste einen Entschluss.
    ***
    »Ich glaube, ich habe einen Weg hier raus gefunden«, verkündete Hay grinsend und stellte den untersetzten Anangu neben sich vor:
    »Das ist Donkiing, der sich ein ungewöhnliches Haustier hält. Er veranstaltet mit ihm gern Spiele und schließt dazu Wetten ab.«
    »Ein… Unterhaltungskünstler?«, fragte Clarice langsam.
    Hay stieß Donkiing leicht in die Seite. »Hab ich’s dir nicht gesagt? Die beiden sind Gold wert!«
    Der grauhaarige Anangu, dessen breites Gesicht einen brutalen Zug hatte, grinste ebenfalls. »So kann man es bezeichnen«, antwortete er. »Schließlich wollen die vielen Wächter und Gehilfen des Finders unterhalten sein, sonst kommen sie auf dumme Gedanken.«
    »Und wir sollen also zur Unterhaltung beitragen«, sagte Vogler langsam. »Indem wir mit dem Haustier… was genau tun?«
    »Es könnte eure Fahrkarte hier raus sein«, erklärte Hay.
    »Vielmehr unsere , denn ich wäre auch gern mit von der Partie.« Er rieb sich die Hände. »Im Tausch gegen unsere Freiheit werden wir mit einem Bunyip kämpfen!«
    »Kämpfen«, wiederholte Clarice.
    »Was ist ein Bunyip?«, fragte Vogler.
    »Das werdet ihr rechtzeitig erfahren«, gab Donkiing ausweichend Auskunft, wobei er sich um eine gönnerhafte Miene bemühte. »Kein großes Problem, wirklich. Damit werdet ihr spielend fertig, so groß und kräftig wie ihr seid. Die Wetten stehen gut, und wenn ihr den Leuten einen anständigen Schaukampf bietet, lasse ich euch nicht nur
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