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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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ständig brennenden Hitze hatten Vogler und Clarice zu kämpfen, doch sie waren beide jung, gesund und kräftig, um auch das zu überstehen.
    Natürlich hatten sie sich ihren Aufenthalt auf der Erde anders vorgestellt. Sie waren hierher gekommen, um Forschungen anzustellen und gleichzeitig beim Wiederaufbau nach der Atomkatastrophe zu helfen. Doch seit der Ankunft hatten sich die Ereignisse überschlagen und sie stolperten von einem Abenteuer ins nächste.
    Nach der Gefangennahme hatte Clarice befürchtet, dass man ihnen die Exoskelette abnehmen würde, aber ihre Wächter zeigten kein Interesse daran. Der Finder hatte befohlen, sie in die Gefängnishöhle zu sperren, das hatten die Anangu ohne Rückfrage befolgt. Der Rest war ihnen egal.
    »Wie viel haltet ihr damit aus?«, fragte Hay weiter.
    Clarice sah ihn verdutzt an. Voglers Augen blickten halb misstrauisch, halb neugierig.
    ***
    »Vater, schau!« Yunupi zeigte mit ausgestrecktem Arm zur Ostseite des Wiluna-Tals. Über dem weit ausladenden, immergrünen Laubdach der Johannisbrotbäume flirrte die Luft. Es schien, als würde eine Wolke aus Opalstaub in den strahlend blauen Himmel aufsteigen. Bunt. Schimmernd. Gewaltig.
    Der alte Emukunanga blieb stehen, stützte sich auf seinen Stock und blickte mit ernster Miene in die Ferne. »Der Schwarm wird von Tag zu Tag größer.«
    »Und fresswütiger«, ergänzte Yunupi. »Die Emuku-Herde ist durch die nächtlichen Überfälle bereits um die Hälfte geschrumpft. Genau wie bei den anderen Familien. Es wird Zeit, etwas zu unternehmen!«
    »Du musst geduldig sein, mein Sohn. Der Retter wird kommen. Er wird uns von dieser Plage befreien.«
    »Aber wann?« Ungehalten mähte Yunupi mit seinem Treibstab durch das kniehohe Gras. »Wie lange will uns der Yowie noch warten lassen?«
    »Er wird erscheinen, wenn die Zeit reif ist. Er wird…«
    »Er hätte vor Wochen eintreffen müssen! Die Buschfleggen haben ihr letztes Entwicklungsstadium erreicht und geben sich schon lange nicht mehr mit Zuckersaft zufrieden. Sie gieren nach Fleisch und werden jeden Tag blutrünstiger!«
    Von dem Geschrei aufgeschreckt, flatterte Stry, der zahme, grüngelb gesprenkelte Budgerigar (Wellensittich ), von Yunupis Schulter und drückte seinen Unmut durch lautstarke Gurgel- und Knarrlaute aus.
    »Tut mir Leid, Stry, aber auch du wirst bald Futter für diese Biester sein, wenn der Yowie uns weiterhin im Stich lässt.«
    Yunupi öffnete die Hand und bot sie seinem zeternden Freund als Landeplatz an. Doch der ahnte wohl, dass der Disput noch nicht beendet war, und flog voraus.
    Der Vater seufzte, rieb sich die Stirn und strich anschließend über den gekräuselten schwarzgrauen Bart. »Lerne dein Temperament zu zügeln, mein Sohn! Es steht dir nicht zu, über den Götterboten zu richten.«
    »Und wenn die Fleggen alle Emukus gefressen haben? Was glaubst du, wer sie dann satt machen wird? Sollen wir uns kampflos dem Tod ergeben?«
    »Schweig jetzt! Wenn du zum Mann geworden bist und deine eigene Herde besitzt, darfst du den Stammesführern deine Meinung vortragen. Aber bis dahin habe ich das letzte Wort! Statt gegen etwas zu wettern, das offenbar deine Verstandeskraft übersteigt, solltest du lieber nach den Tieren suchen, die uns die Ahnengeister in ihrer Gnade gelassen haben!«
    Yunupi presste die Lippen aufeinander, senkte den Kopf und folgte dem Vater. Sie marschierten mit forschen Schritten durch die Grasfelder, auf den Spuren der versprengten zweibeinigen Wiederkäuer. So oft schon hatte Yunupi diesen Spruch gehört, musste sich zähneknirschend den Entscheidungen des Vaters beugen und notgedrungen gehorchen. Aber die Zeit der rituellen Initiation, die ihn zum Mann machen würde, stand kurz bevor. Wenn nur der Yowie endlich auftauchen und seine Frucht in den Wiluna-See absetzen würde! Dann könnte er, Yunupi – Sohn von Tarr, dem Betrogenen – endlich beweisen, dass trotz seiner mageren Gestalt ein Kämpferherz ihn ihm schlummerte.
    Wie die anderen Jünglinge würde er sich nach dem Schlüpfen einen der Nachkommen des Retters schnappen, ihn mit seinem ganz persönlichen Zeichen markieren, beschützen und aufziehen, bis die Zeit der göttlichen Wanderschaft von neuem begänne.
    Danach würde es nach altem Brauch ein Fest zu seinen Ehren geben, er würde Kantana als seine Frau erwählen und seine ersten eigenen Emukus erhalten – drei oder vier kräftige Tiere, die zur Zucht taugten und reichlich Milch gaben.
    O Kantana, geliebte Kantana. Dann
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