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196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
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Kontakt zu Matthew Drax aufzunehmen, der damals zusammen mit Rulfan in den Kampf gegen die Riesentiere eingegriffen hatte.
    Immerhin waren sie einigermaßen über die Vorgänge draußen informiert und wussten, dass Matt und Rulfan in Victorius’ Roziere heute Morgen zum Kratersee aufgebrochen waren, angeblich zu einem »Geheimauftrag«. Bisher hatten sie vorgehabt, Matt irgendwie zur Seite zu stehen, aber nun, auf sich gestellt, interessierten sich die beiden Marsianer verständlicherweise nur noch für die Rettung ihrer eigenen Haut.
    »Seid ihr wieder beim Grübeln?« Ein großer bulliger Mann gesellte sich zu ihnen und bot ihnen ein Stück Dörrfleisch und Nomadenbrot an. Er nannte sich Hay, war stets guter Laune und wusste andere mit haarsträubenden Geschichten zu unterhalten.
    Außerdem konnte er gut singen.
    Die übrigen Mitgefangenen, zumeist Anangu, mieden die beiden Marsianer. Es schien fast, als fürchteten sich vor den über zwei Meter großen, ätherischen Menschen. Sie bewegten sich seltsam, trugen seltsame Dinge am Leib, und sie hatten eine merkwürdige Aussprache. Als kämen sie von einer anderen Welt. Dass genau das zutraf, hätte aber vermutlich keiner der anderen geglaubt.
    Vogler und Clarice störte das nicht weiter. Ihnen war Distanz ohnehin lieber. Ihr Immunsystem hatte sich zwar mittlerweile – unter Mithilfe hydritischer Wissenschaftler – auf irdische Verhältnisse eingestellt, aber je weniger man riskierte, desto besser. Allerdings war Australien auch ein isolierter Kontinent mit sehr trockenem Klima, kein guter Nährboden für Viren und Bakterien.
    Durch ihre Außenseiterrolle mussten sie ihren Status unter den Gefangenen nicht erst beweisen. Bisher hatte ihnen niemand die wenigen Rationen, die zweimal am Tag ausgeteilt wurden, streitig gemacht. Unter den anderen Gefangenen brachen häufig Streit und Gewalttätigkeiten aus, doch die beiden Marsianer blieben davon ausgenommen.
    »Wie lange wollen die uns noch hier unten festhalten?«, fragte Clarice in die kleine Runde.
    Hay war der Einzige der Mitgefangenen, der sich mit ihnen unterhielt; er war so etwas wie der Ranghöchste hier unten. Er war ein Weißer, stammte aus Sydney und hatte sich begeistert das Abenteuer angehört, das Vogler und Clarice dort erlebt hatten. [5] Seitdem betrachtete er sie als »Freunde«, wie er sich ausdrückte.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete der vierschrötige Riese.
    »Ich schätze, sobald das Ereignis eintritt, auf das der Ahne wartet, wird er sich wieder an uns erinnern. Es wird sicher nichts Angenehmes sein, was dann auf uns zukommt.«
    »Ich habe keine Lust mehr, hier wie eine niedere Kreatur vor mich hinzudämmern«, brummte Vogler. »Ich kann diese Enge nicht mehr lange ertragen. Auch die Willenskraft eines Waldmenschen ist irgendwann gebrochen.«
    Hay betrachtete ihn nachdenklich. »Vielleicht gibt’s da eine Möglichkeit«, meinte er schließlich. »Kürzlich habe ich zwei Wachen belauscht und von einer Sache gehört, die interessant sein könnte.«
    In Clarices blaugrüne Augen kehrte augenblicklich das Leben zurück. »Red weiter!«
    Hay klopfte an Clarices Exoskelett, das sie über der Unterkleidung trug – der Raumanzüge hatten sie sich längst entledigt – und zog schnell die Hand zurück, als er sah, wie sich Voglers Augen verengten. Es war nicht schwer zu erkennen, dass der Abenteurer aus Sydney Gefallen an der exotisch-schönen Frau gewonnen hatte. Aber bisher hatte Clarice keinerlei Interesse an ihm gezeigt, und der zumeist schweigsame Vogler ließ sie nie aus den Augen. Hay hatte schon ein paar Mal gefragt, woher die beiden kamen und wie ihr Verhältnis zueinander war, doch sie hatten ihm keine befriedigende Auskunft gegeben.
    »Nur die Ruhe«, sagte er beschwichtigend und grinste Vogler breit an. Er deutete mit Abstand auf das Exoskelett. »Diese Stangendinger, wozu waren die noch mal gut?«
    »Um unser Gewicht zu tragen«, antwortete Clarice. »Wir, äh, haben beide Glasknochen, eine Erbkrankheit.«
    Auch ihre Muskeln gewöhnten sich ganz allmählich an die irdischen Verhältnisse. Ohne das stützende Exoskelett kamen sie zwar noch nicht aus, aber sie konnten sich inzwischen nahezu ungehindert in der dreifachen Schwerkraft der Erde im Vergleich zum Mars bewegen. Selbst die stark sauerstoffhaltige Luft machte ihnen keine Probleme mehr. Die Trockenheit und die ausgedehnten Wüstenlandschaften machten ihnen eh nichts aus, das war auf dem Mars kaum anders gewesen. Nur mit der
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