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1929 - Der General der Träumerin

Titel: 1929 - Der General der Träumerin
Autoren: Unbekannt
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doch schaffte er es nicht. Die Augen drehten sich nach außen - das eine nach links, das andere nach rechts. Danach sank der Händler wieder auf den Boden, schloß die Augen und begann in der bekannten Weise zu schnarchen.
    Tifflor nahm einen dünnen Schlauch auf, der mehrere Meter lang und an einem Ende mit einem Ventil versehen war, und rollte ihn zusammen, um ihn vor einer beschrifteten Wand auf einer einfachen Instrumententafel abzulegen. „Er trinkt nicht aus der Flasche, sondern aus dem Schlauch", bemerkte er. „Das hat den Vorteil, daß er sich in jedem Winkel der Zentrale bedienen kann. Schlau!"
    Während Icho Tolot die Programmierung des Autopiloten kontrollierte, beschloß Tiff, den Händler für die nächsten Stunden vollkommen von der Alkoholversorgung abzuschließen. „Von mir aus kann er sich besaufen, wenn er wieder zu Hause ist, wo immer das sein mag", argumentierte der Terraner. „Solange wir an Bord sind, gibt's nichts mehr"
    „Wohin geht es denn?" fragte Gucky, der es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte. „Ins Heimatsystem der Koraw", antwortete der Haluter, dessen Planhirn ihm geholfen hatte, den Autopiloten rasch zu durchschauen. „Ins Lamboru-System. 20.000 Lichtjahre von Ketchorr entfernt. Das System hat acht Planeten. Hotch-Kotta hat als Ziel den dritten Planeten Wanseroo einprogrammiert, eine kühle, wasserarme Sauerstoffwelt ohne Jahreszeiten."
    „Wir werden, nichts daran ändern", beschloß Tiff. „Auf Wanseroo werden wir die Koraw vor der Gefahr warnen, die ihnen durch Jii'Nevever droht."
    Damit waren Gucky und Icho Tolot einverstanden. Dies war" letztlich auch ihr Hauptanliegen, nachdem sie auf Ketchorr herausgefunden hatten, welche Absichten Jii'Neverer verfolgte.
    Der Mausbiber blickte kopfschüttelnd auf den schnarchenden Hotch-Kotta hinab. Er tauchte nur kurz in die Gedanken des Betrunkenen ein, die ein einziges Chaos aus schwankenden und schnell wechselnden Bildern boten, und zog sich dann rasch wieder zurück. Der Koraw träumte von einem wüsten Leben, in dem er im Mittelpunkt eines turbulenten Geschehens stand und von Frauen umschwärmt wurde.
    Sein Geschmack war nicht gerade beeindruckend. „Können wir ihn nicht rausbringen und in sein Bett legen?" fragte der Mausbiber. „Ich habe das Gefühl, daß er mir mit seiner Rachensäge die Knochen zerteilt."
    „Wir lassen ihn nicht allein", erwiderte Julian Tifflor, nachdem er kurz überlegt hatte. „Du hast recht", seufzte der Ilt. „Wir müssen ihn im Auge behalten. Wer weiß, wo im Schiff er sonst noch Anschlüsse für seine Schnapsorgel gebaut hat! Ganz bestimmt gibt es einen in seiner Kabine - und wahrscheinlich direkt bei seinem Bett!"
    Der Ilt lehnte sich in seinem Sessel zurück, schloß die Augen, entspannte sich und streckte nach einer Weile seine telepathischen Fühler aus
     
    2.
     
    Ein Minister am Hof des Bygoon, der im zweiten Jahrhundert nach dem Beginn der modernen Zeitrechnung lebte, hatte ein Kehlkopfgeschwür, dessen Volumen im Laufe der Zeit immer mehr anwuchs, bis es schließlich größer als kein Kopf war. Der Regent aber liebte den geistreichen, klugen und listenreichen Minister so sehr, daß ihm schließlich die Hälse der anderen Minister und Hofbeamten als viel zu dünn erschienen. So läßt sich daraus schließen, daß geistige Größe Äußerlichkeiten unsichtbar machen kann.
    Hannas-Obortga, Philosophische Schriften zur Jahrtausendwende, Wanseroo, Koraw im 37. Jahr der Herrschaft Ogal-Achuas
     
    *
     
    Als Ogal-Borstik das Haus der Lehrenden verließ und auf eine Terrasse hinaustrat, griff er nach seinem tragbaren Prallschirm, den er dort abgestellt hatte, heftete ihn an seinen Rücken und öffnete ihn, so daß er gegen den Regenschauer geschützt war, der kurz und heftig über die Stadt kam.
    Aus den Lautsprechern über ihm dröhnte Musik in den schrillen Tönen und den Rhythmen des Wowk. Es war die Musik, die vor allem in den Quartieren der Armen geliebt und von der Oberschicht als revolutionär und vulgär abgelehnt wurde. Vor dem Schirm baute sich ein Holo-Würfel mit einer Kantenlänge von etwas mehr als einem Meter auf. Ein spärlich bekleidetes Pärchen zeigte sich darin, das sich im Takt der Musik bewegte und sich dabei bemühte, sich gegenseitig auch die letzten Fähnchen vom Körper zu streifen. Der Bagarn klatschte in die Hände und ließ sich vom Rhythmus mitreißen.
    Er reihte sich nicht in die Bahnen der anderen Koraw ein, die sich zwischen den verschiedenen Bauten der
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