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1915 - Herrin der Träume

Titel: 1915 - Herrin der Träume
Autoren: Unbekannt
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fallen, unaufhörlich, immer tiefer.
    Langsam, setzte er einen Fuß vor den anderen. Seine Augen hatten sich inzwischen so stark an das Dunkel gewöhnt, daß das glimmende Howalgonium bei jeder Bewegung des Kopfes eine Art Leuchtspur durch seine Wahrnehmung zog.
    Es war ein gespenstisches Ballett, das Gucky zu umgeben schien: Mal hatte er den Eindruck, von fahl glimmenden Würmern verfolgt zu werden, mal formten sich in seinem Geist aus Schwärze und dem geheimnisvollen Zeitglühen des Howalgoniums gräßliche Monsterfratzen, die ihn unaufhörlich anstarrten. Die Phantasie, die er nicht abstellen konnte, gaukelte ihm Augen vor, glühende Lichter, die ihn anstarrten, jeder seiner Bewegungen folgten und ihn niemals entließen. Aus dem gleichen Material entstanden ganze Gesichter. Masken, Fratzen, gespenstische Gebilde, die einem Alptraum entstiegen waren und sich immer tiefer in die Wahrnehmung des Mausbiber hineinzugraben schienen.
    Gucky schloß die Augen, um den Anblick abzustellen. Aber es gelang ihm nicht Das geisterhaft fahle Leuchten blieb selbst bei geschlossenen Augen erhalten. Es umgab ihn von allen Seiten und entließ den Mausbiber nicht aus seinem unheimlichen Bann.
    Es lauerte.
    Grimassen des Bösen bildeten sich und verschwanden wieder. Ob er wollte oder nicht, Guckys Phantasie arbeitete unaufhörlich und projizirte Schreckensfigur auf Schreckensfigur in die unwirkliche Umwelt. Als er den Blick nach oben richtete, hinauf in den Himmel, in dem es kein Howalgonium gab ...
    Fehlschlag. Es klappte einfach nicht.
    Zum einen schien die Luft über Curayo angereichert zu sein mit mikroskopisch feinen Teilen von Howalgoniumstaub. der von schwachen Luftströmen durcheinandergewirbelt wurde und im Nachtschwarz des Himmels über Curayo seltsame Schleier wehen ließ. Sie waren nur sehr schwach ausgebildet, kaum mit bloßen Augen zu erkennen. aber Gucky konnte sie dennoch wahrnehmen, und sie erschreckten den Mausbiber.
    Schlimmer noch: Das fahle Leuchten des Howalgoniums im festen Erdreich brannte sich in seinem Gehirn geradezu fest. Es durchdrang nicht nur das Erdreich, es ließ sich auch von Fleisch und Knochen nicht aufhalten. Die glühenden Stränge und Knoten projizierten ihr Abbild anscheinend unmittelbar in das Gehirn des Mausbibers, ohne sich dabei abzuschwächen.
    Als Gucky endlich so weit war, daß der Schmerz nachgelassen hätte, daß er einen weiteren Sprungversuch hätte unternehmen können, hatte Curayo den Mausbiber mit dem Zeitglühen des Howalgoniums bereits so stark in seinen Bann gesogen, daß Gucky nicht mehr fähig war. sich in dieser unwirklich erscheinenden und doch außerordentlich realen Welt zu orientieren. Wo war jetzt oben. wo unten, wo ging es nach rechts oder links? „Mike, Tiff, Tolotos!"
    Gucky rief den Namen der Freunde, die ihn zu Jii'Nevevers Insel begleitet hatten, aber er bekam keine Antwort. Wahrscheinlich erging es den anderen drei Bewohnern der Milchstraße ähnlich wie ihm. Völlig verwirrt und desorientiert, hatten sie keine Chance mehr, sinnvoll zu handeln und etwas gegen den Wahnsinn zu unternehmen, der sie umgab.
    Aber die vier hatten einfach nicht die Zeit. einfach abzuwarten, bis sich die Verhältnisse auf Curayo normalisierten. Sie mußten etwas tun.
    Gucky griff nach seiner Waffe und gab einige ungezielte Schüsse ab. Die Wirkung war gering. Die Schüsse trafen irgend etwas, das wahrscheinlich auch zerstört wurde, aber Genaueres ließ sich nicht erkennen. Die Waffenstrahlen selbst, äußerst schnell und energiereich, waren wegen der besonderen Verhältnisse kaum zu sehen, das gleiche galt für die etwaigen Trefferwirkungen.
    Immerhin: Es gab etwas zu sehen. Etwas. das man selbst auslösen konnte. Diese Tatsache allein ließ den Mausbiber wieder ein bißchen in die Realität zurückkehren. Er feuerte wieder einige Male, nur um etwas wahrnehmen zu können, das er mit seinem Verstand begreifen konnte.
    Es gab ihn noch, kein Zweifel; er existierte. Und es gab auch eine Umwelt, mit der er interagieren konnte, wenngleich nur äußerst eingeschränkt. Nicht alles, was sich in seiner Wahrnehmung abspielte, waren lediglich Hirngespinste, optische Illusionen oder Phantasiegebilde. Es gab einige, wenige Vorgänge, optische Effekte, Geräusche, taktile iWahrnehmungen, die einen Eindruck von wirklicher Realität in dem Mausbiber entstehen ließen und dafür sorgten, daß er nicht völlig den seelischen und geistigen Halt verlor in Jii'Nevevers eigentümlicher
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