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1915 - Herrin der Träume

Titel: 1915 - Herrin der Träume
Autoren: Unbekannt
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denn du siehst deine Umgebung völlig klar und deutlich, trotz des Schwankens und Bebens. Du siehst das Haus vor dir taumeln, und du läufst vorwärts, denn nur dort ist die Lücke, die du brauchst, wenn du entkommen willst. Die Betonpfeiler, auf denen das Gebäude steht, erscheinen dir streichholzdünn. Sie platzen auseinander, zerbröseln vor deinen Augen. Noch immer kein Geräusch, während sich das Gebäude neigt, tiefer und tiefer. Die siehst es von oben auf dich herabstürzen, machst einige Schritte zur Seite.
    Lautlos, nur begleitet von einem neuerlichen Zittern des Bodens, stürzt die gewaltige Masse auf den Boden, dicht neben dir.
    Und du rennst weiter, denn um dich herum tobt das nackte Chaos. Überall, vor allem in deiner unmittelbaren Nähe, sinken die Häuser in sich zusammen, fallen und stürzen und zerbersten. Und du, mitten darin, völlig allein, von niemandem begleitet, läufst weiter. Irgendwohin, ohne ein Ziel, denn du weißt, daß du nirgendwo in Sicherheit sein wirst, während die Welt um dich herum in Trümmer versinkt. Du bist dir sicher, du wirst dies alles irgendwie überstehen, und daher hast du keine Angst...
    Bis du plötzlich erwachst, kalte Schweißnässe auf dem Kopfkissen spürst, das jagende Hämmern deines Herzens und die Furcht wie ein Raubtier über dich herfällt im Dunkel, ihre Krallen und Pranken nach dir ausstreckt, um dich nie mehr loszulassen...
    Träume: Irgend etwas geschieht in deinen Schlafgedanken. Filme laufen dort ab, manchmal stumm, manchmal in Farbe, nach Drehbüchern, die dir seltsam bekannt vorkommen, die du aber dennoch nicht kennst. Sie sind tausendfaltig verschieden, auch wenn sie sich mitunter gleichen. Manche hast du bereits vergessen, noch ehe du erwachst. Andere jagen dich brutal zurück in den Wachzustand, der dann meist noch beängstigender ist als der Traum. Manchmal, sehr selten, weißt du im Traum, daß du träumst, und kannst sogar bewußt Einfluß nehmen auf das Geschehen. Meist aber bist du dem, was in dir selbst passiert, hilflos ausgeliefert, passiver Mitspieler in einer obskuren Geschichte. Während sie abläuft in deinen Gedanken, erscheint sie dir sinnvoll und klar, erst später wirkt sie konfus, ohne inneren Zusammenhang, absurd. Und vor allem: fremd. Unsagbar fremd, obwohl du selbst es bist, der diese Träume inszeniert.
    Oder ist es so, daß in dir selbst jemand haust, tief verborgen in deinem seelischen Inneren, der sich ein absurdes Theater mit dir als Akteur zusammenspinnt, um dich zu amüsieren, zu erschrecken oder einfach nur zu verwundern? Lauert irgendwo in deinem Gehirn, deiner träumenden Seele der schiere Wahnsinn und laßt dich einen Blick hineintun in Groteskes, Irrsinniges, Lächerliches oder Grausames?
    Träume: Warum tust du dir das an? Ahnst du, daß diese Wahngebilde stärker sind als du, deinen Willen ignorieren und nach ureigenen, unverständlich fremden Spielregeln ablaufen?
    Gefällt es dir, auf diese Weise dir selbst, deinem Inneren ausgeliefert zu sein?
    Warum suchst du dir keinen Freund, keinen Seelenvertrauten, der sich deiner Träume annimmt, sie für dich gestaltet? Mehr noch: jemanden, der so viel Macht über die Träume hat, daß er ihnen Zügel anlegen kann, sie nach seinem Willen formt und bildet? Und der, und das ist kein Traum, als einziges Geschöpf in der Lage ist, deine Traume und deine Wirklichkeit miteinander verschmelzen zu lassen, zu etwas, das deine Seele tröstet, deiner Intelligenz entspricht und dir eine Existenzform bescheren kann, in der dein Leben nicht mehr zu unterscheiden ist von einem Traum? Einem langen, beglückenden Traum, aus dem du niemals wieder zu erwachen wünschst?
    Dann komm zu mir, Freund, vertraue dich mir an. Ich bin Jii'Nevever, die Träumerin von Puydor, die einzige, unangefochtene Herrscherin jenes Bereiches der kosmischen Wirklichkeit, die du Traume nennst, weil du es besser nicht begreifen kannst. Komm zu mir, laß mich für dich, mit dir zusammen träumen!
    Ich lade dich ein, mein Reich zu betreten und dich dort anzusiedeln. Du wirst es niemals mehr verlassen wollen, niemals ...
     
     
     
    1.
     
    Curayo Die Schmerzen waren kaum zu ertragen. Sie rasten mit der Gewalt entfesselter Blitze durch den Körper, peinigten jede einzelne Nervenfaser im gesamten Körper und loderten im Inneren des Kopfes wie ein Buschfeuer.
    Gucky preßte die Kiefer aufeinander, aber er konnte ein dumpfes Stöhnen nicht unterdrücken. Er kannte diese Schmerzen. In einem Leben, das nach
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