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190 - Der Finder

190 - Der Finder

Titel: 190 - Der Finder
Autoren: Jo Zybell
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er, was der Daa’mure getan hatte.
    Er grunzte enttäuscht und begann sein Schwert im Fell eines der Kadaver abzuwischen.
    (Dein Verhalten war überaus unvernünftig) , tadelte Grao’sil’aana.
    (Was für einen Sinn sollen diese Tötungen haben? Die Besitzer der Tiere werden sich rächen wollen.)
    »Sollen sie doch, ich schlag auch sie tot.« Daa’tan richtete sich auf und rieb seinen Bauch mit der flachen Hand. »Schlachte mir eines der Viecher, und lass uns ein Feuer machen. Ich komme um vor Hunger.«
    ***
    Eng war es und düster. Außerdem stank es irgendwie ranzig und nach tausendjährigen Socken. Wenn Matt sich anlehnte, hatte er das Gefühl, halb in einer weichen fettigen Drahtbürste zu versinken. Und natürlich schaukelte es bei jedem verdammten Schritt, den die Giganten machten.
    Die fünfte Woche, dass er mit den Anangu auf diesen ungeheuren Tieren unterwegs war; die fünfte Woche im Fell dieser Schafsgiganten. Matthew Drax kam sich vor wie eine überdimensionierte Laus. Morgen, spätestens übermorgen, hieß es, würden sie das Ziel im Zentrum des Kontinents erreichen.
    In spätestens zwei Tagen den Uluru sehen? In spätestens zwei Tagen Aruula gegenüber stehen? Ein atemberaubender Gedanke, so erhebend wie festliche Musik!
    Ein Gedanke vor allem, der Matt half, die Mühsal, die Entbehrungen und die Widerwärtigkeiten dieses langen letzten Reiseabschnitts zu ertragen: den Gestank, das Geschaukel, den Hunger, den Durst und die Gegenwart dieser schwarzen Kerle, die die Schafsgiganten geraubt hatten. Sie waren diese Art von Fortbewegungsmittel genauso wenig gewohnt wie der Mann aus der Vergangenheit. Am Anfang hatten sie sich reihenweise übergeben.
    Tagelang waren sie neben den Mammutschafen hergewandert, weil sie Geschaukel und Gestank nicht ertrugen. Bis ihrem Anführer der Geduldsfaden gerissen war: Er scheuchte die Kranken zurück auf die Schafe und zwang sie, sich im Rückenfell zu verkriechen.
    Matthew Drax gönnte ihnen ihre Probleme. Alles Ungemach des Universums gönnte er dieser Mörderbande und ihrem Anführer! Er hatte nicht nur gehört, dass sie gnadenlos töteten – er hatte es mit eigenen Augen mit ansehen müssen!
    Jetzt musste er mit vieren von ihnen eine Wollhöhle im Fell über dem linken Oberschenkel des Schafstitanen teilen. Sie hockten meist eng aneinander gekauert und achteten drauf, ihn körperlich nicht zu berühren. Vermutlich war er ihnen genauso unheimlich wie sie ihm.
    Er versuchte sie zu ignorieren, und sie belauerten ihn meist verstohlen. Insgeheim fürchteten sie ihn. »Blitzmeister« nannten sie ihn; des Kombacters wegen, der marsianischen Vielzweckwaffe, die sich in seinem Rucksack befand.
    Sie selbst nannten sich »Wächter des Uluru«. Ihr Anführer – als Ersten Wächter hatte er sich vorgestellt – hockte wahrscheinlich irgendwo in einer Nachbarfellhöhle und versuchte seine Gedanken auszuspionieren. Matt wusste, dass der Mann Telepath war, aber er hatte es aufgegeben, seinen Geist abzuschirmen. Man konnte seine Aufmerksamkeit nicht vierundzwanzig Stunden am Tag auf Schachstellungen oder mathematische Probleme richten; oder auf Songtexte, die man in seiner Jugend auswendig gelernt hatte. Sollte der Mistkerl doch in seinem Geist kramen! Na und?
    Matt blickte an die ausgefranste Decke der Wollhöhle. Ein durch drahtiges, fettiges, schmutziges Fell gebohrter Licht- und Luftschacht mündete dort. Der Mann aus der Vergangenheit sah ein Stück tiefblauen Himmels. Später Nachmittag war es nach seinem Zeitgefühl. Die letzte Rast lag mindestens sechs Stunden zurück. Die warme Luft, das Gemurmel der vier Anangu und das Geschaukel schläferten ihn ein.
    Er träumte von Aruula. Wie ein kleiner Junge seinem Geburtstag, fieberte er im Traum dem Wiedersehen mit der Geliebten entgegen.
    Tränen schossen ihm aus den Augen, und er rief nach ihr, als er sie aus einer Höhle treten sah. Sie sah ihn, lachte, rief seinen Namen, breitete ihre Arme aus und lief ihm entgegen. Auch er rannte los – und stolperte, schlug lang hin.
    Matt wachte auf und fand sich bäuchlings im stinkenden, drahtigen Gewöll liegen. Der Schafstitan bewegte sich nicht mehr. Offenbar hatte er so abrupt angehalten, dass der schlafende Matt aus seiner Sitzkuhle gestürzt war. Die vier Anangu palaverten erregt miteinander. Dumpfes Geschrei drang aus anderen Fellarealen und – hörte er richtig? – auch von einem der anderen Schafstitanen. Oder kamen die Stimmen vom Erdboden unterhalb des
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