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1899 - Katastrophe im Deltaraum

Titel: 1899 - Katastrophe im Deltaraum
Autoren: Unbekannt
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nichts von einem Turm an sich, wie der Name hätte vermuten lassen können, und verstrahlte auch kein besonderes Licht, jedenfalls nicht im Baolin-Deltaraum. „Unten" im Standarduniversum, das hatte Tautanbyrk jedoch zu Beginn seiner „Arbeit" hier gelernt, hatte es dagegen eine starke, für die dort lebenden Intelligenzen bedeutsame Ausprägung.
    Zumindest für diejenigen in der Galaxis, „über" welcher der Deltaraum angesiedelt war: für Shaogen-Himmelreich.
    Der Leiter des Kollagens, den Tautanbyrk zu kontrollieren hatte, hatte ihm von dem Krieg gegen die Racnett berichtet, der vor vielen zehntausend Jahren getobt und viele Opfer im Normaluniversum gefordert hatte. Damals waren die Racnett, stark parapsychisch begabte Wesen, kurz davor gewesen, die Tessma als das zu dieser Zeit führende Intelligenzvolk von Shaogen-Himmelreich in einem schrecklichen Vernichtungskrieg aufzureiben.
    Die Baolin-Nda hatten beschlossen, diesen furchtbaren Krieg zu beenden, bevor es dazu kommen konnte. Also erschufen sie den Turm des Lichts, der im Standarduniversum eine mentale Welle erzeugte, die mit bestimmten fünfdimensional ausgeprägten Gehirnteilen der Racnett in Resonanz trat. Zuerst spürte sie die Mutanten auf, wo immer sie auftraten, dann wurde sie gegen sie wirksam: Setzte ein Racnett seine Paragaben ein, dann kam es in fast allen Fällen zu einer tödlichen Resonanzreaktion in dessen Gehirn. Schutzschirme besaßen keine Wirkung gegen die mentale Welle.
    Die große Gefahr für die Tessma und alle anderen Intelligenzen von Shaogen-Himmelreich war damit gebannt. Die Racnett mußten sich zurückziehen und starben offenbar allmählich aus. Dennoch ließen die Baolin-Nda den Turm des Lichts bis in die heutige Zeit in Betrieb, denn einen wirklichen Beweis für das Aussterben der Racnett hatte es niemals gegeben.
    Im Verlauf der nächsten Jahrzehntausende waren ganz andere Völker im ehemaligen Herrschaftsbereich der Tessma entstanden. Sie breiteten sich aus, sie schufen Sternenreiche, sie bekämpften sich, sie schlossen Verträge, und einige gingen auch rasch wieder unter. Und alle erlebten die mentale Waffe, die aus dem Turm des Lichts kam.
    Die mentale Welle, so erfuhr Tautanbyrk bei dieser Gelegenheit, wurde von den Lebewesen in ShaogenHimmelreich nach wie vor wie eine Art geistiger Scanner erlebt. Sie fühlten sich davon berührt, durchleuchtet und beschützt. Seit einigen Jahrzehntausenden nannten sie es das Shaogen-Sternlicht und sahen in der Durchleuchtung ihres Körpers und Geistes den Beweis für die Existenz einer übergeordneten Macht, eines Gottes, der sie nach ihrem Tod in ein jenseitiges Leben holen und für ihre guten Taten belohnen und für die schlechten Taten bestrafen würde.
    Die Welle als Waffe traf sie nicht, aber die andere, die Aufspürungskomponente, bestimmte ihr ganzes Leben. Alle siebzig Stunden wurden sie davon erfaßt. Und so war im Laufe der Jahrzehntausende eine Religion entstanden.
    Das war aber auch schon alles, was Tautanbyrk am Turm des Lichts zu faszinieren vermochte, und nachdem er sechs Jahre und sieben Monate dort mehr oder weniger passiv abgesessen hatte, faßte er sich ein Herz und wagte es, sich bei seinem nächsten Treffen mit Kuntherherr zu beklagen.
    „Es sind wahrhaftig keine besonderen Talente oder Tugenden nötig, um im Turm des Lichts nach dem Rechten zu sehen", beschwerte er sich tapfer. Hoffentlich beleidigte er seinen Gönner nicht! „Ich meine, ich will nicht undankbar sein, aber in meinem alten Kollagen habe ich viel mehr für unser Volk tun können als im langweiligen Turm des Lichts, wo gar nichts mehr geschieht. Warum strafst du mich so, Kuntherherr?"
    „So", meinte der Hochtechniker, „du siehst es als Strafe an. Dann werde ich mir meine Gedanken machen. Komm und bleib heute bei mir! Ich erzähle dir etwas über den Deltaraum, was du vielleicht noch nicht weißt. Vielleicht richtet dich das wieder etwas auf."
    Er schien zum Glück überhaupt nicht brüskiert zu sein oder gar beleidigt. Fast kam es Tautanbyrk so vor, als habe der Dritte Bote mit nichts anderem als seinem Protest gerechnet - möglicherweise schon viel eher.
    Er vergaß die Dinge, die er eigentlich noch hatte sagen wollen, und vergaß auch seine Frustration, als er kurz darauf mit Kuntherherr in einer durchsichtigen Sphäre aus Energie im Deltaraum schwebte. Kuntherherr hatte keine technischen Instrumente bei sich, gab aber an, daß er sich öfter auf derartige Reisen begab, um den Deltaraum neu zu
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