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1899 - Katastrophe im Deltaraum

Titel: 1899 - Katastrophe im Deltaraum
Autoren: Unbekannt
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falls die Bewohner des Deltaraums etwas wie Scham gekannt hätten - waren nicht vorhanden, weder sichtbar noch unsichtbar. Die Vermehrung erfolgte auf andere Weise.
    Was also sollte er tun? Noch warten? Das würde ihn nur noch nervöser machen.
    Wenn er, wie eigentlich vorgesehen, den Transmitter nach ULTIST benutzte, wäre er in kürzester Zeit dort wahrscheinlich zu früh. Aber warum überhaupt? Wann hatte er zuletzt mit einem Raumschiff ein anderes Kollagen oder den Ozean aufgesucht?
    Das war die Idee. Weshalb war er nicht vorher darauf gekommen? Beim Flug verging mehr Zeit, und er konnte sich sofort zum Hangar in Bewegung setzen. Außerdem entspannte er sich vielleicht beim Anblick des Deltaraums, den er in den letzten Monaten oder gar schon Jahren? - nur immer vom Kollagen aus oder in Holos gesehen hatte.
    Tautanbyrk begab sich zum nächsten Transmitter und unternahm einen Kurzsprung zu den Hangars, wo er seinen Wunsch nach einem kleinen Schiff und sein Ziel angeben mußte. Er wurde als Berechtigter eingestuft und bekam von dem Hangarmeister ein Boot angewiesen, das draußen am Kollagen angedockt war.
    Tautanbyrk bedankte sich und ließ sich vom Transmitter abstrahlen. Er schloß nur die Augen, als er in das Transmitterfeld trat, und als er sie wieder öffnete, saß er vor den Kontrollen des Raumboots: .
    Durch die transparente Hülle sah er genau in die weiße Glut des Äolentors hinein, die den gesamten Deltaraum in ein mattes Dämmerlicht tauchte. Die Lichter der einzelnen nahe gelegenen Kollagene funkelten darin wie Sterne vor dem allgegenwärtigen Hintergrund des Ozeans.
    Im kleinen Schiff herrschte bereits die angenehme Wärme; die auch die Kollagene und die Wohninseln erfüllte; außerdem die für die Tessma unverzichtbare Sauerstoffatmosphäre. Der Steuercomoputer war bereits programmiert. Tautanbyrk brauchte nur noch seine gewünschte Ankunftszeit anzugeben, und schon löste sich das Boot von dem langen, schlanken Arm aus orangerötlich schimmerndem Metall, der aus dem Tessma-DesignKollagen weit in den Raum hinausragte.
    Erst als es einige Dutzend Kilometer entfernt war, konnte Tautanbyrk seine Wirkungsstätte ganz übersehen. Sein Kollagen glich, wie die meisten der 51 anderen, einer willkürlichen Zusammenballung von kugelförmigen, eckigen, stabförmigen und nicht zu beschreibenden Elementen und war, alles in allem gesehen, von ovaler Grundform, mit einer längsten Achse von über dreißig Kilometern. Es gab größere, bis zu hundert Kilometer, und kleinere im Baolin-Deltaraum.
    Wenn ein Fremder auftauchen und sie sehen würde, käme er schwerlich auf den Gedanken, daß es sich bei diesen monströsen künstlichen Gebilden, die allesamt ständigen Variationen unterworfen waren, um hochtechnisierte Stationen mit festen Besatzungen handelte. Sie folgten mit geringer Geschwindigkeit den unsichtbaren Driften innerhalb der Hyperraumblase und stellten den Arbeitsraum der jungen Baolin-Nda dar, die dort in einer hochkomplexen Umgebung ihre technischen Wunderwerke erschufen.
    Tautanbyrk hatte die benachbarten Kollagene bei seiner letzten Raumfahrt in ganz anderer Anordnung gesehen. Was dagegen immer blieb, waren der Ozean, das Aolen- und das Standardtor. Die Tore drifteten ebenfalls mit den Strömungen, aber sie galten durch ihre Einzigartigkeit als feste Bezugsgröße. Auch der Ozean als die innere Begrenzung des Deltaraums nach außen, zum Hyperraum hin, war mit der Form der Hyperraumblase gewissen ständigen Veränderungen unterworfen. Aber ob die Blase nun eine reine Kugel war, dann mit einem Durchmesser von 110 Kilometern, oder einmal ein eingebuchtetes Oval - ihr Rauminhalt war stets gleich, der Ozean schimmerte in seinem ewigen hellen, diffusen Blau und bildete die Grenze nach allen Richtungen hin.
    Aber wie immer war Tautanbyrk am meisten vom Anblick des Äolentors fasziniert. Jeder junge Baolin-Nda wußte, daß er eines Tages, nach etwa fünftausend Jahren diesseitiger Existenz, seinen Körper aufgeben und durch das Tor in die Äole eingehen würde, ‘als purer Geist.
    Dort lebten die „erwachsenen", ausgereiften Artgenossen, die die Mühen ihres körperlichen Daseins bereits hinter sich hatten. Und dort würde auch er einmal leben.
    Vielleicht war es die endgültige Existenzform seines Volkes, vielleicht aber auch nur die nächste - er wußte es nicht. Es war schon sehr lange her, daß zum letzten Mal ein Körperloser von dort in den Deltaraum gekommen war, und der umgekehrte Weg funktionierte
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