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1845 - Die Schwarzen Schiffe

Titel: 1845 - Die Schwarzen Schiffe
Autoren: Unbekannt
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Hinweises nicht bedurft; Pool Tammen hatte fast sein ganzes Leben als Erwachsener im Inneren von Raumschiffen verbracht, er fand sich darin auch mit verbundenen Augen zurecht.
    Wohlgefällig betrachtete Tammen die Einrichtung der Zentrale. Noch roch es nach Technik, nach Isoliermaterial und Desinfektionsmitteln; das Schiff war, man konnte es deutlich spüren, brandneu. Pool Tammen war der erste Galorne, der seinen Fuß an Bord gesetzt hatte.
    Tammen zögerte einen Augenblick lang.
    „Ich werde dich KEMPEST nennen", sagte er dann laut.
    „Ich werde auf diesen Namen hören, Kommandant Tammen", reagierte das Schiff.
    Ein Raumschiff wie dieses, vor allem zum Kämpfen bestimmt, kam mit einer kleinen Besatzung aus; angesichts der geringen Zahl der Galornen war das auch nötig. Zudem wollte man, für den unwahrscheinlichen Fall, daß einmal ein galornisches Schiff vernichtet werden sollte, die Zahl der Verluste so gering wie möglich halten.
    Daher hatte man Sorge getragen, das gesamte Schiff so zu konzipieren, daß es eine Einheit bildete und sogar einen Anflug von Selbst-Bewußtsein entwickeln konnte. KEMPEST überprüfte fortlaufend sich selbst und alle seine Systeme, er besaß also eine regelrechte Selbstwahrnehmung, und die Programmierung seiner Bordrechner war so angelegt, daß man mit dem Schiff wie mit einer lebenden Persönlichkeit reden konnte.
    In einem Punkt war das Ich bewußtsein der KEMPEST allerdings deutlich reduziert worden: Das Schiff hatte alle Befehle des Kommandanten zu befolgen, auch solche, die das Risiko der eigenen Vernichtung einschlossen.
    „Starte und gehe in Schwebeflug, dicht über der Oberfläche!"
    Das technische Herz der KEMPEST begann zu schlagen; die Kontrollinstrumente flammten auf, an den Wänden erschienen die zahlreichen Projektionen, die Auskunft gaben über die unterschiedlichen Systemfunktionen der KEMPEST.
    Theoretisch hätte man das Schiff so herrichten können, daß ein Kommandant genügt hätte, um es bei Einsätzen zu fliegen. Aber dieses Ausmaß an technischer Perfektion hätte den Galornen das sehr unangenehme Gefühl gegeben, gewissermaßen überflüssig zu sein.
    Und genau dies war es, was den Galornen zusetzte, was sie nicht bereit waren, einfach hinzunehmen.
    Eine solcherart konzipierte KEMPEST wäre auf eine Art fliegendes Unberührbares Heiligtum hinausgelaufen, und dazu waren die Galornen nicht bereit. Niemals!
    Nach ihrem Selbstverständnis waren sie dazu geschaffen, über Plantagoo zu herrschen; einen anderen Lebenszweck konnten sie sich nicht vorstellen. Kein Gedanke konnte daher in ihren Augen revolutionärer und verbrecherischer sein als die Vorstellung, daß Plantagoo ohne Galornen weiterbestehen konnte - möglicherweise in diesem Fall sogar besser und glücklicher.
    Sanft hob die KEMPEST vom Raumhafen ab und schwebte wenige Augenblicke später in einer Höhe von knapp eintausend Metern über der Oberfläche von Galorn.
    Nachdenklich blickte Pool Tammen auf die große Projektion von Gaalo. Er konnte die einzelnen Segmente seiner Heimatstadt genau erkennen, das brodelnde Leben auf den Straßen und Plätzen.
    So sollte es sein, und so sollte es bleiben, bis in alle Ewigkeit, das war die kosmische Bestimmung der Galornen; nichts und niemand hatte das Recht, sich dem entgegenzustemmen.
    Auf der anderen Seite, Pool Tammen war sich dessen durchaus bewußt, hatten sein eigener Beruf, sein Ruhm und seine Stellung nur dann Bestand, wenn es jemanden gab, der gegen die Galornenmacht revoltierte.
    Ohne Gegner, ohne Bedrohung - wozu hätte man dann ein Schiff wie die KEMPEST gebraucht, wozu einen Kommandanten wie Pool Tammen?
    „Fliege hinüber zum Unberührbaren Heiligtum!"
    „Befehl wird befolgt, Kommandant!"
    Die KEMPEST funktionierte so, wie Pool Tammen das erwartete: völlig problemlos, einfach perfekt.
    Knappe Befehle genügten, die sofort verstanden und in Aktion umgesetzt wurden.
    Vom Boden Galorns aus mußte das ein bemerkenswerter Anblick sein das riesige Schiff, wie es langsam und ohne Geräusch über Gaalo hinwegschwebte und hinübertrieb zur Basaltebene.
    Viele Bereiche ihres Planeten hatten die Galornen früher bewohnt, besiedelt oder für industrielle oder landwirtschaftliche Zwecke genutzt - aber niemals in der bekannten Geschichte war die Basaltebene genutzt worden. Man hatte die Ebene in Ruhe gelassen - teils aus Furcht, teils aus Respekt.
    Es hatte sich alle paar hundert Generationen geändert. Mal war das unberührbare Heiligtum ein Gegenstand der
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