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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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ansehen konnte, was aus dem Mann mit dem Morgenstern geworden war.
    Nikodeemus schüttelte sich Laub und Erde von den Kleidern und nahm seinen Weg mit einem Seufzer wieder auf.
    Es wurde Zeit, dass er zum Gotteshaus kam.
    ***
    Während Vogler damit beschäftigt war, der aufgebrachten Clarice zu versichern, dass er ganz bestimmt niemals einen unschuldigen Vogel braten würde, selbst wenn das Biest eine Natt’nik war, machte sich gar nicht weit entfernt ein Hydrit namens Quart’ol auf eine Tauchfahrt ins Ungewisse. Der Forscher hatte dem Gilam’esh-Bund eine Nachricht von höchster Bedeutung übermittelt – und die Aufforderung erhalten, vor seinen Mitgliedern zu sprechen!
    Quart’ol stand dem Ersten Meister des Geheimbundes nahe, und es war Skorm’ak persönlich gewesen, der ihm über einen Vertrauensmann den Ort des Treffens genannt hatte: Kalan Nauri, ein Atoll. Der Name bedeutete Phantom in der Tiefe, und so präsentierte es sich auch. Die Raumfahrtbehörde der Menschen, die NASA, hatte es Ende 2011 eher zufällig bei der Auswertung eines ihrer Satellitenfotos entdeckt. Da war ein Schatten am Bildrand gewesen, der aussah wie ein nahe unter der Wasseroberfläche dahin ziehender Rochen. Es konnte aber keiner sein, denn das Tier hätte mehr als einen Quadratkilometer gemessen. Man tippte auf einen unbekannten Schiffsverband-U-Boote, dem Anschein nach – und richtete die Kamera im All gezielt auf diese Koordinaten. Beim nächsten Satellitenüberflug war der Schatten verschwunden gewesen. Zwei Wochen später tauchte er wieder auf, genau an derselben Stelle, folglich musste es sich um etwas Stationäres handeln. Vielleicht ein neues, herauf wachsendes Atoll? Leider blieb keine Zeit mehr, die rätselhafte Erscheinung zu untersuchen.
    Mit dem Einschlag von »Christopher Floyd« war das Zeitalter der Wissenschaft beendet.
    Zumindest an Land.
    Unter Wasser jedoch, im Reich der Hydriten, wurde weiter geforscht wie eh und je. Ihre uralte Hochzivilisation hatte viele namhafte Wissenschaftler hervorgebracht und manches Geheimnis gelüftet, darunter etliche von der Menschheit als unerklärlich eingestufte Phänomene. Die Hydriten wussten, was es mit Morgawr (Seeungeheuer von der Küste Cornwalls, 1976 entdeckt) oder den Unterwasserpyramiden von Yonaguni auf sich hatte, und sie kannten auch den Verantwortlichen für das Tarnkappenspiel von Kalan Nauri. Es war eine seltene Form von Weichkorallen, so genannte Wiitlings, die sich in der Strömung bewegten. Je nach Ausrichtung reflektierten sie durch ihre besondere Oberflächenzellstruktur das Sonnenlicht in einer Stärke, dass der Schatten des Atolls überstrahlt wurde. Dann konnte man es höchstens noch per Ultraschall finden.
    Kalan Nauri war uralt. Irgendwann hatte eine Seiteneruption des inzwischen längst erloschenen Vulkans ein Labyrinth erschaffen – und dort, in der Heiligen Grotte der Geistwanderer, lag die geheime Versammlungsstätte des Gilam’esh-Bundes.
    Ungeduld zerfranste Quart’ols Nerven, während er sich dem Atoll näherte. Seine Transportqualle glitt so zügig wie immer durchs Meer, und doch kam ihm das bionetische Geschöpf heute vor wie eine lahme Tiefseeschnecke.
    »Nun beweg dich doch endlich!«, verlangte er, während seine Finger über das Steuerpult glitten. Die gesamte Anlage lief bereits auf Hochtouren. Nörgeln war zwecklos. Transportquallen reagierten nicht auf akustische Signale – es sei denn, sie kamen von außen.
    Quart’ol hielt den Atem an, als ein Warnzeichen aufleuchtete. Kollisionsgefahr!
    Hastig aktivierte er den Sonar und rief das Ergebnis über Monitor und Lautsprecher ab. Eine Viertelmeile vor dem Bug der Qualle tauchte etwas Bildschirm füllend Großes auf. Das Atoll? Quart’ol lauschte der Sinfonie aus Unterwassergeräuschen, die aus dem Lautsprecher drang. Dann schnarrte er ärgerlich. Da war ein Singen zwischen dem Rauschen und Gluckern – lang gezogene, sanfte Töne. Wale! Die großen Meeressäuger hatten einen Wald aus Baumalgen entdeckt und suchten darin nach fressbarem Getier.
    Quart’ol steuerte die Qualle auf einen Ausweichkurs, was aber nur bedingt nützte. Ein junger Wal hatte sie entdeckt, sonderte sich von der grasenden Herde ab und kam neugierig näher. Er maß neun Meter, war also knapp zwei Meter länger als die Transportqualle. Es war unwahrscheinlich, dass er sie für Nahrung hielt, aber ausschließen konnte man es nicht. Quart’ol wartete, bis das Jungtier nahe genug heran war, dann leitete er eine
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