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1827 - Das vergessene Grab

1827 - Das vergessene Grab

Titel: 1827 - Das vergessene Grab
Autoren: Jason Dark
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so ist es.«
    »Aber warum sollte ich dir einen Bären aufbinden?«
    »Weil du dich geirrt hast. Du hast sicherlich an deinen Cousin gedacht, aber du hast dich getäuscht, was ihn angeht. Ich glaube nicht, dass du ihn gesehen hast. Vielleicht war das ein Mann, der ihm ähnlich gesehen hat und das …« Die Stimme des Wirts versiegte, weil der Gast permanent den Kopf schüttelte.
    »Das ist kein Spaß, Freddy«, sagte Gary, »das ist ein echter Hammerschlag. Da kannst du sagen, was du willst. Ich habe mich auch erschreckt. Einen Kerl kannst du dir einbilden und dabei denken, ach, der sieht ja aus wie der oder der.« Er hob den rechten Zeigefinger. »Aber was den Geruch angeht, den habe ich mir nicht eingebildet. Der war da. Dieser verfluchte Gestank nach Verwesung.«
    »Ja, ja, wenn du das sagst.«
    »Ich bleibe dabei.«
    »Alles klar.« Freddy wartete darauf, dass sein Gast noch etwas sagte, was dieser jedoch nicht tat. Er blieb auf dem Hocker sitzen und schlug die Hände vor sein Gesicht.
    Er wollte seine Ruhe haben, und Freddy ließ ihn auch sitzen, weil er erst die anderen Gäste bedienen wollte. Das heißt, er kassierte bei ihnen. Als er sich wieder hinter die Theke schob, fragte Gary Burgess: »Was bin ich dir schuldig?«
    »Für heute nichts«, lautete die spontane Antwort.
    »Wie?«
    »Ja, für heute nichts. Geht auf Kosten des Hauses.«
    »Warum das denn?«
    »Weil ich Mitleid mit dir habe, alter Freund. Wer so etwas erlebt hat, der – nun ja, du weißt schon.«
    »Du nimmst mich nicht ernst.«
    »Doch, das nehme ich. Aber wir werden später noch mal über das Thema sprechen.«
    »Wenn ich dann noch da bin …«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Vergiss es, schon gut.« Gary Burgess rutschte vom Hocker. Er hielt sich fest, um sich zunächst zu orientieren. Dann war er so weit und stieß sich ab.
    Mit müden Schritten ging er auf die Ausgangstür zu. Um nach Hause zu kommen, brauchte er keinen fahrbaren Untersatz, er wohnte gerade mal um die Ecke.
    Zwei Stufen musste er hinter sich lassen, dann stand er auf dem Gehsteig.
    Es war eine kühle Nacht. Viel zu kühl für den Monat Mai. Manche Menschen hatten schon wieder ihre Winterklamotten aus dem Schrank geholt. Das war bei Gary Burgess nicht der Fall. Er trug nur ein Jackett, dessen Kragen er jetzt hoch stellte, als könnte ihn das vor der Kälte schützen.
    Er hatte es tatsächlich nicht weit. Die Straße hinab bis zur nächsten Kreuzung. Danach links abbiegen und noch ungefähr zwanzig Schritte weitergehen, dann hatte er sein Ziel erreicht.
    Er wohnte in einem der alten Häuser, bei denen man nicht wusste, ob man sie abreißen oder renovieren sollte. Die Hausbesitzer hatten sich noch nicht entscheiden können, und so passierte nichts, was die Mieter stoisch hinnahmen.
    Es war schon nach ein Uhr morgens, als Gary Burgess vor der Haustür anhielt. Die kühle Luft hatte ihn wieder munter gemacht. Er war auch nicht mehr angeschlagen und fand mit einem zielsicheren Griff das Schloss.
    Das war neu, und es hatte noch niemand versucht, es zu knacken. Gary Burgess schob die Tür auf und betrat den langen Hausflur, in dem immer ein Geruch vorherrschte, den er nicht mochte. Er ekelte ihn zwar nicht an, aber es stank oft nach altem Essen, gemischt mit dem Geruch von Gras. Einige Mieter hier im Haus rauchten Marihuana.
    Er musste die Treppe hoch bis in die erste Etage. Dort befand sich seine Wohnung, die er nur das Loch nannte. Ein Loch aus zwei Zimmern plus Dusche und Toilette.
    Da er nicht im Dunkeln die Stufen hoch stolpern wollte, schaltete er das Licht ein. Da konnte man nur von einer trüben Funzel sprechen, deren Schein soeben bis auf den Boden reichte. Seine Tür sah grau aus. Sie war aber noch in Ordnung, denn es hatte niemand versucht, bei ihm einzubrechen. Bei ihm wäre auch nichts zu holen gewesen. Nicht bei einem Mann, der als Industrieanstreicher im Hafen schuftete.
    Er öffnete die Tür.
    Er ging in die Wohnung.
    Er tat auch den nächsten Schritt – und blieb dann wie vor die berühmte Wand gelaufen stehen.
    Es hatte sich etwas in seiner Wohnung verändert. Das merkte er, auch ohne das Licht einzuschalten.
    Es roch nach Grab, Tod und Verwesung!
    ***
    Damit hatte der Mann nicht gerechnet. Er tat auch nichts anderes, als auf der Stelle stehen zu bleiben. Das Licht hatte er noch nicht eingeschaltet. Er tat es auch jetzt nicht, denn er bewegte sich nicht vom Fleck, hielt die Lippen geschlossen und atmete nur durch die Nase, um so wenig wie möglich von
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