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1822 - Die neue Haut

Titel: 1822 - Die neue Haut
Autoren: Unbekannt
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sich im Gehen um und winkte ihr. Thea winkte zurück.
    Dann verschaffte sich Rudy mit einer Fernsteuerung eine Strukturlücke im Energiezaun, trat hindurch und machte sich an den Abstieg. Er verschwand somit aus Corbens Sichtfeld.
    Corben war klar, daß der Alte wieder eine seiner Touren in die geliebte Wildnis machte. Trug er im Rucksack Nahrungsmittel als Futter oder Lockmittel für das Wild?
    Thea kehrte ins Haus zurück und tauchte in den Stunden bis zur Dämmerung nicht wieder auf.
    Als Ceres untergegangen war und von den beiden Monden Charon und Styx abgelöst wurde, flog Corben ins Werk zurück. Es war nicht gut, wenn er zur selben Zeit und solange wie Thea abwesend war. Irgend jemandem konnte das auffallen; er könnte falsche Schlüsse daraus ziehen. Corben mußte an alles denken.
    Später in der Nacht flog er noch einmal zu seinem Beobachtungsposten. In seinem Kopf hatte sich ein Gedanke festgefressen, der ihn nicht mehr loslassen wollte: Was tat Thea allein in dieser Einsiedelei? Was hatte sie dort zu schaffen, wenn ihr Vater gar nicht anwesend war? War sie am Ende gar nicht allein? Hatte sie vielleicht einen geheimen Liebhaber, mit dem sie sich bei ihrem Vater traf? Und Rudy fortschickte, um für einige Stunden mit ihrem Geliebten ungestört zu sein?
    Nicht daß das Corben etwas anging, aber er hätte in diesem Fall wenigstens gewußt, woran er war. Auch wenn es ihn geschmerzt hätte, Theas Heimlichtuerei hätte damit wenigstens eine Erklärung gefunden.
    Andererseits war Theas bedrückte Stimmung nicht mit einem Geliebten in Einklang zu bringen. Sie hätte lebensfroh und glücklich sein müssen, nicht ängstlich und verzweifelt.
    In dieser Nacht bekam Corben keine neuen Erkenntnisse mehr. Das Haus lag im Dunkeln. Durch das Nachtsichtglas stellte er jedoch fest, daß in allen Räumen Licht brannte und nur die Fenster abgedunkelt waren.
    Corben kehrte unzufrieden und mit verstärkter Ungewißheit heim.
    Drei Tage später erhielt Thea im Werk einen Anruf ihres Vaters. Früher hatte Rudy sie nie an ihrer Arbeitsstätte angerufen. Erst in letzter Zeit häuften sich seine Anrufe. Sie bat Corben, der ihr Vorgesetzter war, ihr für den Rest dieses Tages und auch für morgen frei zu geben. Es gab keinen Grund, ihr diese Bitte auszuschlagen, aber er fragte: „Ist etwas mit Rudy nicht in Ordnung?"
    „Nichts weiter. Nur einer seiner Paranoia-Anfälle", sagte sie.
    Es sollte unbeschwert klingen, aber Corben glaubte, unterschwellige Besorgnis herauszuhören.
    Kaum war Thea abgeflogen, flog er zu seinem Beobachtungsposten hinaus. Diesmal packte er zu seiner Jagdausrüstung einen Minispion. Als Corben Stellung bezog, war Theas Schweber noch nicht gelandet. Sie traf erst eine halbe Stunde später ein. Das konnte nur bedeuten, daß sie argwöhnisch geworden war und nach eventuellen Verfolgern Ausschau gehalten hatte.
    Corben wurde ganz heiß bei dem Gedanken, daß Thea ihn entdeckt haben könnte. Er schickte die Mikrosonde aus und verfolgte deren Flug auf dem Display der Fernsteuerung, während er gleichzeitig auf dem Bildkubus beobachtete, wie Thea ihren Vater begrüßte, der aus dem Haus gerannt kam.
    Rudy wirkte ziemlich aufgeregt und sprach gestikulierend auf sie ein. Thea konnte ihn kaum beruhigen.
    Corben versuchte, über das Richtmikrophon der Sonde ihr Gespräch aufzunehmen. Aber dafür war die Entfernung noch zu groß. Und dann verschwanden die beidenim Haus.
    Corben ließ die Sonde aus sicherer Distanz das Haus umschwärmen; er wollte nicht riskieren, daß sie entdeckt wurde alles andere als das! Corben hielt die Sonde stets außerhalb des Energiezaunes, so daß sie auf keinen Fall als Energiequelle ausgemacht werden konnte. Er kannte sich in diesen Dingen aus; schließlich war er Mikromechaniker, der zusammen mit den Siganesen am Sicherheitssystem des Ceres-Systems mitgearbeitet hatte - wie Thea unter seiner Leitung übrigens auch.
    Diese Vorsichtsmaßnahme hatte aber für Corben den Nachteil, daß er keine zufriedenstellenden Ortungsergebnisse erhielt. ‘Es war ihm auch nicht möglich, im Infrarotbereich die Anzahl der im Haus befindlichen Personen als Wärmequellen zu bestimmen. Er konnte nicht einmal Theas und Rudys Anwesenheit auf diese Weise beweisen, obwohl er wußte, daß sie im Haus waren.
    Thea blieb nicht lange. Nur etwa eine halbe Stunde. Als sie das Haus verließ, wirkte sie noch niedergeschlagener als bei ihrer Ankunft. Rudy begleitete sie zum Schweber, den Arm um ihre Schulter gelegt, tröstend
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