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1796 - Höllenbotin Helma

1796 - Höllenbotin Helma

Titel: 1796 - Höllenbotin Helma
Autoren: Jason Dark
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glänzte und in dem sich der Geruch nach Seife ausbreitete.
    Ich entdeckte Tanner und steckte mein Handy weg. Er telefonierte, und da er mir halb den Rücken zuwandte, sah er mich nicht.
    »Gib mal Antwort, Sinclair, verdammt.«
    »Gern«, sagte ich.
    Tanner stutzte. Er nahm das Telefon vom Ohr weg, schaute es an und schüttelte den Kopf.
    »Hier bin ich!«
    Jetzt war es so weit. Er drehte den Kopf. Er sah mich, und dann sah ich einen Ausdruck in seinem Gesicht, den ich nie im Leben vergessen würde. Er war auch nicht zu beschreiben, und ich musste lauthals lachen.
    Tanner sah aus, als wollte er sich auf mich stürzen und mich durchschütteln. Dann hatte er sich wieder gefangen und fragte: »Kannst du schon fliegen? Oder beherrschst du das Geheimnis der Teleportation?«
    »Weder noch.«
    »Dann bin ich mal gespannt.«
    »Das Haus hier war auch mein Ziel.«
    »Wieso das denn?« Tanner hob einen Arm und deutete auf den Gehängten. »Meinst du ihn?«
    »Nein, das nicht.«
    »Aber warum …«
    Ich unterbrach ihn und erklärte ihm dann den Grund meiner Fahrt. Tanner hörte zu und ich glaubte auch, ihn erleichtert zu sehen. »Das ist natürlich ein Zufall.«
    Dann stellte ich ihm Peter Moore vor.
    Tanner erfuhr, dass Peter mit dem Toten unter einem Dach und in einer Wohnung gelebt hatte.
    »Eine WG?«
    »Ja.«
    »Hier im Haus?«
    Moore nickte.
    »Passt ja alles«, erklärte Tanner und wandte sich an mich. »Und deine Rolle hier?«
    »Wird wohl die entscheidende sein.«
    »Wie kommt das denn?«
    »Wie das Leben so spielt, mein lieber Tanner.«
    »Seit wann bist du ein Philosoph?«
    Ich lachte. »Das war ich schon immer. Du hast es nur nicht richtig erkannt.«
    »Ja, das kann sein. Jetzt mal im Ernst, was hat dich hierher verschlagen?«
    Ich berichtete es ihm, und Tanner kapierte schnell. Er schüttelte zunächst den Kopf und sagte dann mit leiser Stimme: »Dann hat der junge Mann aber verdammt viel Glück gehabt. Ihn hat es nicht erwischt, seinen Mitbewohner schon. Und in der WG gibt es bestimmt noch mehr Personen, die ab jetzt Angst haben müssen.«
    »Das ist wahr. Es waren fünf, jetzt sind es noch vier, und wir müssen uns fragen, warum die Leute sterben sollen.«
    »Das ist etwas für dich.«
    »Ich weiß.«
    »Dann sieh dir die Leiche mal genauer an, John. Du hast ja bisher kaum hingeschaut.«
    »Irrtum. Ich habe schon die beiden verschiedenen Hälften gesehen, und das hängt wieder mit dieser Helma zusammen, diese Gestalt oder Frau, die auch aus zwei verschiedenen Hälften besteht. Das ist doch alles sehr interessant – oder?«
    »Hast du vorhin nicht auch von zwei verschiedenen Flügeln gesprochen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Dann kann es doch kein Engel sein, oder?«
    »Nein, ein Engel wohl nicht. Keiner, wie wir ihn kennen.« Ich schüttelte den Kopf. »Halb Himmel, halb Hölle. Kann so etwas passen, Tanner?«
    »Bitte, frag mich nicht so etwas, ich weiß es nämlich nicht. Da muss ich passen.«
    »Gut, aber ich muss es herausfinden.«
    »Das ist dein Problem.«
    Jetzt nahm ich mir den Toten genauer vor. Dass er Egon Shelly hieß, war nicht interessant für mich, mich reizte nur seine linke Körperhälfte. Sie war schon etwas Besonderes. Sie wirkte wie verbrannt, doch als ich meine Nase näher daran hielt, war nichts zu riechen, was darauf hingedeutet hätte.
    Von der Stirn bis zum Fuß zog es sich hin. Da war die Haut faltig, bräunlich eingefärbt, auch feucht, aber ohne Blut. Ich sah auch keine Knochen, keine Sehnen oder Muskeln, das alles lag noch unter der veränderten Haut verborgen.
    »Okay«, murmelte ich. »Er wird in eine Falle gelaufen sein. Die andere Seite versucht es mit allen Mitteln, und ich denke, dass es dafür einen Grund gibt.«
    »Meinst du, John?«
    »Ja, auch in meinen Fällen passiert nichts grundlos. Ein Motiv gibt es immer.«
    »Und was ist mit den restlichen Mitgliedern der WG?«
    »Ich werde mit ihnen reden.«
    »Sie müssen von hier verschwinden.«
    Ich blickte Tanner schief an. »Müssen sie das wirklich? Diese Helma jagt ihre Beute überall. Wäre ich nicht gewesen, würde Peter Moore nicht hier stehen.«
    Tannen nickte. »So gesehen hast du recht.«
    »Eben.«
    Er sagte mir noch, dass eine Frau aus der WG anwesend war. Die anderen Mitglieder waren unterwegs.
    »Und wie heißt sie?«
    »Lucy Graham.«
    »Okay, ich rede mit ihr. Wir sehen uns gleich noch.«
    Tanner nickte nur. Er war wirklich jemand, mit dem man toll zusammenarbeiten konnte. Er und seine Leute würden sich um die
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