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1796 - Höllenbotin Helma

1796 - Höllenbotin Helma

Titel: 1796 - Höllenbotin Helma
Autoren: Jason Dark
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wieder.
    »Halten Sie nach ihr Ausschau?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Warum?«
    Er strich über seine Arme. »Weil sie nicht so leicht aufgeben wird. Sie ist ein Todesengel. Einer, der den Tod bringt. Der das Grauen mit sich führt.«
    »Ja, das ist möglich. Aber warum ist diese Helma ausgerechnet hinter Ihnen her?«
    »Nicht nur hinter mir.«
    »Hinter wem noch?«
    »Hinter unserer ganzen WG. Wir sollen sterben. Alle …«
    »Und wie viele seid ihr?«
    »Fünf.«
    »Aha, fünf Freunde.«
    »Nicht unbedingt. Wir sind eine Zwangsgemeinschaft, die sich zusammengefunden hat. Bei den Londoner Mietpreisen ist das keine Ausnahme.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Und jetzt rechnen Sie damit, dass die andere Seite Sie vernichten will. Alle aus der WG.«
    »Das ist so.«
    »Und wenn das so ist«, sagte ich, »muss es auch einen Grund haben. Oder meinen Sie nicht?«
    »Ja, meine ich.«
    »Und wie sieht der aus?«
    Moore winkte ab. Ich kannte die Geste. Er war nicht bereit, zu reden, was mir nicht gefiel. Schließlich hatte er sich in Lebensgefahr befunden.
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Gut. Was wollen Sie dann?«
    »Nach Hause.«
    Ich lächelte. »Das ist gut. Ich denke, dass ich Sie begleiten werde.«
    Das passte ihm nicht. Er schüttelte den Kopf, er schnappte nach Luft – und schaute plötzlich genauer hin, als ich ihm meinen Ausweis präsentierte.
    »Na, reicht das?«
    »Ja, es reicht.«
    »Dann bin ich zufrieden.« Den Ausweis ließ ich wieder verschwinden. »Ich denke, dass wir jetzt losfahren können.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Und wo müssen wir hin?«
    »Es ist nicht mehr weit.«
    »Da bin ich mal gespannt.«
    Peter Moore sagte nichts mehr. Er stieg in seinen Wagen, nachdem er mir einen letzten scharfen Blick zugeworfen hatte. Dann hämmerte er die Tür zu.
    Es kam so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Er schaffte es nicht, seinen Wagen im weichen Boden von der Stelle zu bewegen.
    Ich ging zu ihm. Als ich durch das Fenster schaute, sah ich seinen roten Kopf. Das kam von der Hektik und auch der Anspannung. Mein Klopfen gegen die Scheibe hörte er. Das Fenster fuhr nach unten.
    »Was wollen Sie? Mir Ihre Schadenfreude zeigen?«
    »Nein, das nicht. Aber es könnte ja sein, dass Sie Hilfe benötigen.«
    »Ich sitze wohl fest.«
    »Dagegen hilft manchmal schieben.«
    »Na gut.«
    Ich schob. Die Reifen schleuderten Dreck hoch, was meiner Hose nicht eben gut tat, aber der Wagen kam frei und ich rechnete sogar damit, dass Peter Moore Gas geben und abhauen würde. Das tat er nicht. Er fuhr nur ein paar Meter weiter und stoppte dann, um auf mich zu warten.
    Ich klemmte mich wieder hinter das Steuer des Rover und gab Moore zu verstehen, dass ich ihm folgen würde.
    Es war schon interessant. Da war ich durch einen Zufall in etwas Dämonisches hineingeraten. Wer dieses Geschöpf, diese Helma, genau war, das wusste ich nicht, aber mir war klar, dass ich mich aus diesem Fall nicht mehr heraushalten konnte …
    ***
    Es war ein Bild, für das es nur eine Beschreibung gab. Einfach schrecklich, einfach grausam, einfach gnadenlos.
    Egon Shelly hing in der Schlinge.
    Und Egon Shelly war nackt.
    Er baumelte im Treppenhaus. Sein Körper schwebte zwischen der ersten Etage und Parterre. Es wäre schon schlimm genug gewesen, wenn der Mann sich selbst aufgehängt hätte. Aber da kam noch etwas sehr Wichtiges bei ihm hinzu.
    Der nackte Körper war praktisch zweigeteilt. Es gab eine rechte und eine linke Hälfte. Die rechte war normal, die linke nicht. In der Mitte der Brust fing es an, denn da wurde die Haut dunkler, und sie hatte auch sein Gesicht nicht verschont. Sie sah aus, als wäre sie verbrannt. Das begann an der Stirn und hörte erst am linken Fuß auf.
    Die junge Frau, die ihn gefunden hatte, konnte noch nicht sprechen. Der Schock saß zu tief. Aber sie hatte das Richtige getan und die Polizei angerufen. Und da war die Mordkommission gekommen und auch die Experten der Spurensicherung.
    Begleitet wurde die Truppe von einem Mann, der aussah, als würde ihn das alles nicht besonders interessieren. Er zog ein mürrisches Gesicht, er schob immer wieder die Unterlippe vor, während er den Toten umkreiste und ihn sich anschaute.
    In seinem Schlepptau befand sich ein noch junger Mann mit einem jetzt käsigen Gesichtsausdruck. Er war so etwas wie ein Praktikant und blieb dem Chiefinspektor Tanner für einen Monat erhalten. Eine Woche war er schon bei ihm und zuckte noch immer zusammen, wenn der Chef ihn anschaute so wie jetzt.
    Beide
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