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1781 - Die Nackten und die Seherin

1781 - Die Nackten und die Seherin

Titel: 1781 - Die Nackten und die Seherin
Autoren: Jason Dark
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denn?«
    Glenda lachte. Es klang allerdings nicht echt. »Nun ja«, sagte sie dann, »was ich gesehen habe, das hatte schon etwas Faszinierendes an sich.«
    »Und weiter?«
    Glenda druckste etwas herum. »Ich fühlte mich von den Karten in den Bann gezogen. Sie haben bei mir ein ungewöhnliches Gefühl hinterlassen.«
    »Welches denn?«
    »Das kann ich dir nicht so genau sagen, John. Es ist schon recht gemischt.«
    »Das heißt, du weißt nicht, ob du hingehen sollst oder lieber davon Abstand nimmst.«
    »So ähnlich.«
    »Wo musst du denn hin?«
    Sie gab mir die Anschrift durch. Die Gegend kannte ich. Ein Vorteil war, dass sie nicht zu den schlechtesten gehörte, man konnte sie sogar als leicht ländlich bezeichnen, obwohl sie nicht weit von der City of London entfernt lag.
    »Tja, da kann ich dir auch nicht helfen, Glenda. Das musst du allein entscheiden.«
    »Nein. Ich frage dich jetzt, wie du reagiert hättest an meiner Stelle.«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    Sie wollte mir das nicht abnehmen. »Hör auf, John, du hast dich bestimmt schon entschieden.«
    »Das kann sein.«
    »Und?«
    »Dazu müsste ich mehr wissen. Ich müsste es selbst erlebt haben, meine Liebe.«
    »Ach...«, stöhnte sie, »du willst dich nur vor einer Antwort drücken.«
    »Nein, nein, so darfst du das nicht sehen, ich möchte nur nicht, dass ich dir einen falschen Rat gebe.«
    »Ja, so kann man es auch sagen.«
    Ich sprach das Thema von einer anderen Seite an. »Was fühlst du denn, wenn du an diese junge Frau denkst? Ist da etwas Besonderes in dir hochgestiegen?«
    »Nein, nicht, was du meinst.«
    »Ach ja? Was meine ich denn?«
    »Angst.«
    »Auch«, gab ich zu.
    »Genau die verspürte ich nicht. Vielleicht eine gewisse Spannung, gepaart mit Neugierde.«
    »Dann mach es doch.«
    Stille. Bisher hatte Glenda immer schnell geantwortet. Diesmal war sie ruhig.
    »Ja«, sagte sie nach einer Weile. »Es ist meine Entscheidung. Zugleich frage ich mich, warum gerade mir das passiert ist. Könnte das ein Zufall sein?«
    »Weiß ich nicht.«
    Glenda holte laut Atem. »Ich weiß es nicht, John, ich weiß gar nichts mehr, wenn ich recht darüber nachdenke. Ich muss die Entscheidung meinem Gefühl überlassen.«
    »Dann tu das.«
    Ich hörte sie knurren. »Eine große Hilfe bist du mir auch nicht, John.«
    Meine Antwort bestand zunächst aus einem Lachen. Dann sagte ich: »Es ist doch klar, was du willst.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Du willst mich mit ins Boot holen.«
    Zunächst herrschte wieder Funkstille. Dann war ihre Stimme zu hören. Sie hatte einen etwas kleinlauten Klang angenommen. »Ja, im Prinzip hast du recht.«
    »Und ich habe einen freien Abend.«
    »Aha, ich höre schon, du hast keine Lust.«
    »Habe ich auch nicht.«
    »Hm...«
    Ich wusste, dass sie ein paar Worte erwartete, und den Gefallen tat ich ihr dann auch. »Können wir uns auf einen Kompromiss einigen?«
    »Auf welchen?«
    »Hör zu. Ich weiß, dass es dich zu dieser Adresse hinzieht. Das ist auch nicht verkehrt, ich mache dir bestimmt keinen Vorwurf. Aber ich denke, dass du dort erst mal allein hinfährst.«
    »Und dann?«
    »Dort schaust du dich um. Dann telefonieren wir miteinander und stimmen uns noch mal ab.«
    Glenda schwieg. Bestimmt dachte sie nach. Ich sagte auch nichts und ließ meine Blicke schweifen. Die beiden Frauen saßen noch an meinem Tisch und taten so uninteressiert, dass es schon auffällig war. Sie sagten nichts und lächelten etwas erschreckt, als sie sahen, dass ich sie anschaute.
    »Nun?«
    Ich hörte Glenda leise stöhnen. »Okay, du hast mich überredet. Machen wir es so. Ich werde zu dieser Adresse fahren und dich anrufen. Egal, ob die Dinge positiv oder negativ verlaufen.«
    »Das ist perfekt.«
    »Aber ich werde es nicht darauf ankommen lassen, John.«
    »Was meinst du?«
    »Dass ich dich erst frage, wenn ich in der Tinte sitze. Ich gebe dir einfach nur Bescheid.«
    »Ja, tu das.«
    »Und dann ist da noch etwas.«
    »Ich höre.«
    Erst mal war Glendas Auflachen zu hören. »Wo treibst du dich eigentlich herum?«
    »Wie meinst du das denn?«
    »Glaubst du etwa, ich hätte die Frauenstimmen im Hintergrund nicht gehört?«
    »Da hast du recht.«
    »Und wo steckst du?«
    »Ich sitze an einem Tisch vor einem Lokal und genehmige mir einen kleinen Schluck. Gegessen habe ich auch schon. Es ist klar, dass ich bei diesem Wetter nicht allein bleibe. Zwei Frauen sitzen in meiner Nähe. Deren Stimmen hast du hin und wieder gehört, denn sie sind ja keine Fische
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