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1779 - Tréogen

Titel: 1779 - Tréogen
Autoren: Unbekannt
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Evolutionsebene mit ihren phantastischen Formen und dem unbegreiflichen Leben, das den gigantischen und unfaßbaren Verbund aus sogenannter Vario-Technik erfüllte, vielleicht sogar beseelte, schien alles wie gerade erst entstanden.
    Uralt-Technik, das war die sich immer wiederholende Ansammlung von Maschinen mit Rohren, Kabelsträngen, Pulten, Verteilern, Bildschirmen, Konsolen und so weiter. Sie hätte in die Raumschiffe des Solaren Imperiums gepaßt, zumal sie auch positronische Schaltelemente aufwies.
    Evolutionstechnik, das waren phantastische Anlagen aus eher halbflüssigem, eben dem Vario-Metall: bronzefarben, in ihren sich langsam bewegenden Verbindungssträngen, den tropfenförmigen Trauben und Konglomeraten fast wie ein lebender Organismus wirkend.
    Diese unfaßbare Welt war unser Ziel, dort warteten die Pounder, dort befand sich der DACHHAT mit der schlüsselförmigen Aussparung, in die das Modul hoffentlich paßte, das Icho Tolot mitführte.
    Keiner von uns sprach auf dem Weg nach unten viel, niemand nahm übertriebene Notiz von den Bildern, die wir bereits kannten: von ihrer Imprint-Sucht nach Hirdobaan getriebene Galaktiker, die wie Blinde in den Uralt-Anlagen herumwühlten, von dem Auftrag besessen, etwas zu reparieren. Aber was sie machten, mußte eher zum Gegenteil führen. Ohne jegliche Ahnung, was instand zu setzen war und wie, zerstörten sie höchstens, was andere vor ihnen noch nicht kaputtgemacht hatten - andere Wesen aus anderen Völkern und anderen Galaxien.
    Kein Opera-Roboter zeigte sich. Keine einzige Maschine war zu entdecken, während wir weiter und weiter in die Tiefe stiegen, zwischen den gespenstisch schweigenden und beleuchteten Anlagen hindurch. Und kein Tannenzapfen schwebte zwischen den konfus „arbeitenden" Galaktikern, um sie zu kontrollieren oder um Instruktionen zu geben.
    Ich versuchte die Gedanken daran zu vertreiben, daß sich hinter jedem dieser terranischen, akonischen, arkonidischen und vielen anderen Milchstraßenvölkern zugehörigen Wracks ein grausames, sicher nur zum Teil selbstverschuldetes Schicksal verbarg. Ihre Augen waren seltsam leer. Das Feuer der unbändigen Arbeitswut darin war ein künstlich entfachtes, ein unnatürliches.
    Einige hielten in ihrem Treiben inne und starrten uns nach. Andere arbeiteten weiter, und wieder andere waren körperlich so erschöpft und geistig ausgebrannt, daß sie nur am Boden saßen und vor sich hin stierten.
    Es lag nicht mehr am Entzug. Nach dem zweiten Imprint und der Hierherversetzung waren sie in dieser Hinsicht geheilt. Es lag eher daran, daß etwas sie aufpeitschte, immer weiter sinnlos zu schuften; etwas, das in sie hineingepflanzt worden war. Ein grausamer Trieb, der keine Rücksicht darauf nahm, was der Körper aushalten konnte und was nicht.
    Einer sah mir direkt in die Augen. Ein hagerer junger Terraner, dessen Blick ein einziges großes Fragezeichen war - oder ein stummer Hilferuf. Ich hielt ihm stand, bis mich meine Begleiter zum Weitergehen drängten. Das letzte, was ich von dem armen Teufel sah, war, daß er aufstand und das linke Bein etwas nachzog, als ob es paralysiert wäre.
    Graue Augen, irgendwie leer und doch wieder nicht; wie Tore in eine Welt voller Geheimnisse, Tabus und Verzweiflung.
    Ich schalt mich einen Narren, aber ich hatte das Gefühl, diesen jungen Kerl kennen zu müssen, ihn schon irgendwo gesehen zu haben. Der Extrasinn erstickte jeden Erinnerungsversuch durch sein vehementes Drängen, keine Zeit zu verlieren. Mehr als drei Stunden der On-Phase waren schon wieder vorbei.
    Dennoch hätte mein fotografisches Gedächtnis mir sagen müssen, wer der Jüngling war oder ob ich mich täuschte.
    Ich fühlte mich verwirrt. Die Ruhe ringsum erschien mir noch unwirklicher als ohnehin schon.
    Mein Mißtrauen stieg weiter. Jenes undefinierbare Gefühl eines sich zusammenbrauenden Unheils wuchs, ohne daß ich eine konkrete Bedrohung hätte ausmachen können - abgesehen von dem, was bekannt war: Operas, DACHHAT und, weit im Hintergrund vielleicht, Tréogen.
    So kämpften wir uns durch die Hallen, Gänge und Schächte, über die spiralförmig nach unten geschwungenen Rampen und die über Abgründe gespannten Stege der Unterwelt bis zu dem Ort vor, an dem Harold Nyman und Esker Harror auf uns warteten.
    Meine Hoffnung, daß Nyman weitere Bruchstücke seiner verlorengegangenen Erinnerung an sein Hiersein vor sechzehn Jahren während der ersten Coma-Expedition zurückerhalten hatte, wurde leider
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