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1768 - Das Schattenmonster

1768 - Das Schattenmonster

Titel: 1768 - Das Schattenmonster
Autoren: Jason Dark
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eigentlich wieder auf die Couch legen sollen, doch das tat er nicht. Er wusste plötzlich nicht mehr, was er tat. Er sah sich in der Küche, dann auch mal außerhalb. Im kleinen Flur, auch an der Treppe, die nach oben zu den beiden kleinen Kinderzimmern führte, die längst nicht mehr besetzt waren, weil die Kinder das Haus verlassen hatten.
    Dann stand er wieder in der Küche. Und diesmal war es anders geworden. Er hielt etwas in der Hand. Sie selbst war zur Faust geschlossen und lag auf dem Tisch, aber das, was er festhielt, ragte aus ihr hervor.
    Es war die breite Klinge eines Messers!
    Franz Hartmann starrte sie an. Er dachte nach und überlegte dabei, warum er das Messer in der Hand hielt. Er fand keine Erklärung und konnte sich auch nicht daran erinnern, wann er das Messer in die Hand genommen hatte.
    Da gab es ein Loch in seiner Erinnerung. Und das war schon ungewöhnlich. Völlig neu für ihn, und wenn er ehrlich war, machte es ihm schon eine gewisse Angst. Die verschwand sehr schnell. Er blickte weiterhin auf die Klinge, und plötzlich umspielte ein kaltes Grinsen seine Lippen. Genau das entsprach seinem inneren Zustand. Er fühlte sich auf einmal sehr stark, zwar nicht unbesiegbar, doch jetzt sagte ihm seine innere Stimme, dass es schon einen Grund dafür gab, das Messer in der Hand zu halten.
    Macht! Du hast Macht...
    So hörte er jemanden oder etwas sprechen. Aber er vernahm es nicht durch seine Ohren, es tanzte in seinem Kopf, und er wusste, dass es eine Bedeutung hatte.
    Er holte Luft. Da sein Mund geschlossen blieb, saugte er sie durch die Nasenlöcher ein. Es tat ihm gut, denn die Luft machte ihn stark.
    Das Messer ließ er nicht los. Hartmann konzentrierte sich auf sich, und er erlebte wieder diese Blitze in seinem Kopf, die ihn an eine Übernahme erinnerten.
    Fremdes Gedankengut drang in seinen Kopf ein. Er wurde übernommen, denn das andere setzte sich in seinem Körper fest und würde so leicht nicht verschwinden.
    Er drehte sich um. Das Messer hielt er fest umklammert. Es kam ihm vor wie ein Rettungsanker, aber es war für ihn auch eine Quelle der Macht. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Er war härter geworden, aber sein Gesicht hatte sich auch verzogen. Es sah nicht mehr so glatt aus, man konnte es sogar als bösartig bezeichnen. Jetzt malte sich die innere Veränderung auch nach außen hin ab.
    Es war für ihn nicht mehr wichtig, in der Küche zu bleiben. Warum das passierte, interessierte ihn nicht. Er drehte sich um und trat hinein in den Flur.
    Dort blieb er stehen und schaute sich im Spiegel an. Es war zwar Nacht, aber nicht unbedingt stockdunkel. Im Flur brannte in den Stunden der Dunkelheit stets ein schwaches Licht. Es reichte soeben aus, um seine Gestalt im Spiegel zu sehen.
    Er starrte sich selbst an.
    Viele Details sah er nicht, aber er entdeckte die Veränderung in seinem Gesicht. Darin hatte sich eine Härte ausgebreitet, über die er sich im Normalzustand selbst erschreckt hätte, was in diesem Fall aber nicht geschah.
    Er fand sich gut. Er fühlte sich stark, denn er sah das Messer in seiner rechten Hand.
    Warum hatte er es an sich genommen? Was konnte man mit einem Messer alles tun?
    »Franz?«
    Hartmann zuckte zusammen, als er die Stimme hörte. Es war Maria, die ihn angesprochen hatte. Seine Ehefrau, die wach geworden war und nun auf halber Treppe stand und zu ihm hinschaute.
    Er hatte den Kopf gedreht und schaute sie an. Sie trug ihr langes Nachthemd. Die grauen Haare hatte sie unter einer dünnen Schlafmütze verborgen. Das tat sie immer, wenn sie am Tag zuvor beim Friseur gewesen war.
    »Was ist los, Maria?«
    Sie lachte leise, bevor sie sagte: »Das muss ich dich fragen. Ich wundere mich, dass du hier im Flur stehst und...«
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Wieder nicht?«
    »Genau.«
    »War es so schlimm?«, flüsterte sie besorgt.
    »Schlimmer noch.« Er lachte irgendwie girrend. »Aber das macht mir nichts, das macht mir gar nichts. Ich werde damit schon fertig. Es geht immer besser.«
    »Nein, Franz, das stimmt nicht. Es geht nicht immer besser. Es wird schlechter. Wenn ich dich so betrachte, bist du nicht mehr der Franz Hartmann, der du noch vor zehn Tagen gewesen bist, denn du hast dich verändert.«
    »Ach ja? Wie denn?«
    »Du bist ein anderer geworden. Ich kann es dir nicht genau beschreiben, aber das stimmt schon. Du bist nicht mehr der Gleiche. Du hast diese schrecklichen Nächte hinter dir. Was ist denn passiert? Wie kam es denn dazu?«
    »Lass
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