Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1768 - Das Schattenmonster

1768 - Das Schattenmonster

Titel: 1768 - Das Schattenmonster
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Fahrgästen. Er trug die Verantwortung und wollte wissen, was mit diesen Menschen passiert war und wie es ihnen ging.
    Er hatte zumindest nichts gehört, was auf etwas Schreckliches hingedeutet hätte. So rechnete er damit, dass die Fahrgäste noch lebten und es ihnen so ähnlich erging wie ihm.
    Er ging einen Schritt nach vorn, was ihm nicht leicht fiel, denn er hatte das Gefühl, ins Leere zu treten und im nächsten Moment in einem gefährlichen Nichts zu landen.
    Er erreichte die ersten Sitze. Er tastete nach rechts – und hörte einen leisen Ruf, der sehr erschreckt klang. Das galt ihm, denn er hatte aus Versehen die Schulter eines Fahrgastes berührt. Er war dennoch froh über diese Reaktion, denn sie hatte ihm gezeigt, dass der Mann noch lebte.
    Er ging weiter den stockfinsteren Mittelgang entlang und blieb nach zwei Schritten wieder stehen. Hartmann ging davon aus, dass alle Fahrgäste auf ihren Plätzen hockten. Er musste sie nicht erst einzeln berühren, aber er wollte einen Kontakt zu ihnen und erfahren, wie es ihnen allgemein ging.
    »Hallo? Hallo...«, sagte er halblaut. »Hört mich jemand? Bitte, geben Sie Antwort. Ich bin Franz Hartmann, Ihr Fahrer, ich lebe. Ich bin sogar okay und möchte wissen, ob Sie es auch sind. Wenn möglich, dann melden Sie sich...«
    Jetzt war er gespannt. Er hatte alles in die Wege geleitet. Nun war die andere Seite an der Reihe, und er lauerte auf Antworten, die ihn beruhigen würden.
    Sie kamen nicht.
    Aber die Menschen waren da. Jetzt, wo er sich konzentrierte, hörte er sie atmen. Es waren keine Toten, die auf den Sitzbänken hockten. Lebende Menschen, die atmen mussten.
    Aber die Antworten blieben aus. Keiner meldete sich. Jeder blieb für sich allein, was Hartmann nicht verstand. Mehrmals schüttelte er den Kopf. Er hatte alles gegeben, und zwingen konnte er die Leute nicht, ihm zu antworten.
    Er versuchte es erneut. »Bitte, sagen Sie mir, wie es Ihnen geht. Ich bin Ihr Fahrer. Ich muss es wissen. Was hier abgelaufen ist, das weiß ich auch nicht. Ich kann nichts dafür. Das ist eine andere Kraft, verstehen Sie?«
    »Ja, ja, wir verstehen.«
    Franz Hartmann zuckte zusammen. Endlich hatte er eine Antwort gehört. Sie war von einer normalen männlichen Stimme abgegeben worden.
    »Und was noch?«
    Der nicht sichtbare Mann lachte. »Keine Ahnung. Das ist hier die Höllenschwärze. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß es nicht, es ist alles scheiße...«
    »Nein, das dürfen Sie nicht sagen. Nicht so direkt. Es ist zwar schlimm, aber wir leben, und nur das zählt. Wir leben und ich denke, dass dies auch noch in Zukunft so bleiben wird. Wäre das nicht der Fall, wären wir längst tot.«
    Franz Hartmann hoffte, dass seine Worte auch verstanden worden waren, obwohl er eigentlich nicht den Eindruck hatte und mehr davon ausging, dass sie ihm nach dem Verlassen des Mundes von den Lippen gerissen wurden.
    Jetzt wartete er auf eine Reaktion, die allerdings nicht kam. Die Fahrgäste blieben still. Möglicherweise dachten sie über ihr Schicksal nach und auch darüber, ob es sich wieder änderte.
    Das hoffte auch der Fahrer. Es gab für ihn keinen Grund, dass die Finsternis blieb. Sie würde irgendwann weichen müssen. Aber wann war das?
    Er befreite sich von diesem Gedanken und fing an, realistisch zu denken. Das wollte er nicht für sich behalten, sondern es den Fahrgästen mitteilen.
    »Bitte, hören Sie mir mal zu.« Er holte Luft und sprach weiter, auch froh darüber, dass ihm niemand widersprochen hatte. »Unsere Lage sieht gar nicht mal so schlecht aus. Wir sind ein Linienbus und deshalb an Zeiten gehalten. Wenn wir nicht pünktlich bei den Haltestellen sind, wird das auffallen. Man wird Nachforschungen anstellen, man wird Kontakt mit mir aufnehmen, sodass ich alles erklären kann. Deshalb sollten wir uns keine zu großen Sorgen machen. Das zumindest rate ich Ihnen.«
    Es wurde still. Franz Hartmann atmete erst mal durch. Jetzt bedeckte der Schweiß seinen ganzen Körper. Die Unterwäsche klebte ihm auf der Haut.
    Jemand lachte. Es war in der Nähe aufgeklungen, obwohl es sich weit entfernt anhörte. Danach folgte die Stimme. Und der Sprecher kannte Franz, und er sprach ihn mit Namen an.
    »He, Hartmann, glauben Sie eigentlich an die Scheiße, die Sie da gesagt haben?«
    »Bitte?«
    »Ja, ja, das war Mist. Wir sind hier mit einer fremden Macht konfrontiert worden. Und diese Macht hat uns übernommen. Sie ist so stark. Was können wir tun? Nichts, gar nichts. Sie hat uns geholt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher