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1762 - Monsterliebe

1762 - Monsterliebe

Titel: 1762 - Monsterliebe
Autoren: Jason Dark
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war klar, dass er mal sterben musste, denn jeder Mensch musste sterben. Der eine früher der andere später. Für diese Antwort hatte er nicht den langen, anstrengenden Ritt unternommen.
    »Was soll das?«, herrschte er die Frau an. »Ich will etwas anderes hören, klar?«
    »Was denn?«
    »Mehr über mich, über die nächsten Jahre. Ob ich reich werde, wenn ich dieses Land verlassen habe. Reich und berühmt. Ja, das will ich wissen. Alles andere kannst du vergessen.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Soll ich dich denn belügen?«, fragte sie.
    »Nein, ich will die Wahrheit wissen.«
    »Die hast du gehört.«
    »Dann will ich wenigstens von dir wissen, wann es für mich so weit ist. Du verstehst?«
    »Sicher!«
    »Und wann? Wann ist es so weit?«
    »Du bist nahe dran. Sehr nahe.«
    Der Ritter hatte es gehört. Er wollte es kaum glauben. Er stöhnte auf und dachte daran, dass er in einer Falle stecken konnte, in die man ihn geschickt hatte.
    »Wie nahe?«
    »Heute noch...«
    ***
    Der Templer war auf vieles vorbereitet gewesen, diese Antwort allerdings überraschte ihn schon. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg und ihm noch wärmer wurde. Es war schlimm, das hören zu müssen. Sein Todesurteil war gesprochen worden und das verkraftete er nicht. Nein, nicht hier, nicht in dieser verdammten Welt.
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, fuhr er die Frau an.
    »Du wolltest die Wahrheit wissen.«
    »Ja, aber nicht so eine. Ich bin jung genug, um noch lange leben zu können. Genau das habe ich auch vor. Hör damit auf, vom Sterben zu reden. Ich will es nicht, ich hasse es, verflucht noch mal.«
    »Es ist aber so, Fremder.«
    »Und woher weißt du das?«
    Alva deutete auf den Kasten mit dem aufgestellten Deckel. »Dort ist die Wahrheit.«
    Er verstand nicht so recht. »Wieso?«
    »Ich lese darin.«
    Der Ritter lachte. Nicht, weil es ihm Spaß machte, er musste es einfach loswerden.
    »Und wer sorgt dafür, dass du etwas lesen kannst?«
    »Es ist der Dschinn!«
    Der Templer stutzte. Er hatte das Wort schon öfter gehört. Es bedeutete so viel wie Geist. Ja, Dschinns waren Geister, die alles Mögliche anstellen konnten, die auch etwas wussten, vielleicht sogar viel aus anderen Gebieten, von denen normale Menschen keine Ahnung hatten. Der Ritter hatte nie einen Dschinn gesehen. Er wusste auch nicht, ob er daran glauben sollte, doch in der Einsamkeit dieses Zeltes hatten die Begriffe und Worte eine ganz andere Bedeutung bekommen. Es war heiß, und doch spürte er so etwas wie Angst, die ihn erfasst hatte und ihn auch unsicher werden ließ.
    Für ihn war der kleine Kasten wichtig. Erst nachdem Alva in ihn hineingeschaut hatte, hatte sie von einem Dschinn gesprochen. Es musste zwischen beiden einen Zusammenhang geben.
    Die Frau gab sich gelassen. Auch jetzt zeigte sie ihr Gesicht nicht. Nur das Funkeln in den Augen blieb bestehen.
    »Wo ist der Dschinn?«, fragte er.
    »Hier.«
    »Ich will ihn sehen!«
    »Nein, besser nicht.«
    Er beugte sich vor. »Und warum nicht?«
    »Es wäre dein Ende.«
    Er wusste nicht, was er glauben sollte. Auf der einen Seite hatte man ihm sein Ende für den heutigen Tag vorausgesagt, auf der anderen wollte er nicht daran glauben. Und er hatte noch nie zuvor einen Dschinn zu Gesicht bekommen.
    »Zeig ihn mir!«
    »Sei vernünftig, Ungläubiger. Du kannst dich noch retten, indem du fliehst, aber stelle dich nie gegen den Dschinn. Er ist zu stark für dich.«
    »Ich will ihn trotzdem sehen!«
    »Ja, gut...« Die Wahrsagerin fasste den Kasten mit beiden Händen an den Seiten an. Sie hob das Gefäß behutsam hoch, als hätte sie Angst davor, es zu zerstören. Den Deckel klappte sie wieder nach unten, was dem Ritter nicht wirklich auffiel. Er wollte den Kasten haben, und er dachte dabei auch weiter. Es wäre toll gewesen, wenn er ihn mitnehmen konnte. Stehlen, weglaufen. Was brauchte die Wahrsagerin diesen Kasten? Für ihn würde es eine neue Zukunft geben.
    Er nahm den Kasten entgegen. Dabei ärgerte er sich, dass seine Hände leicht zitterten. Es war nicht zu ändern, denn er wusste jetzt, dass er etwas Besonderes in den Händen hielt. Dabei war alles so wunderbar leicht gegangen.
    Er ging einen Schritt zurück. »Bleib du nur sitzen. Eine falsche Bewegung, und ich werde dich erstechen.«
    »Keine Sorge. Es läuft alles so, dass du zufrieden sein wirst. Nur das ist wichtig...«
    »Klar.« Er lachte und zog sich bis zum Eingang zurück. Alva war an ihrem Platz geblieben. Sie beobachtete von dort aus,
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