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1762 - Monsterliebe

1762 - Monsterliebe

Titel: 1762 - Monsterliebe
Autoren: Jason Dark
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Besucher blieb noch mal stehen, bevor er das Zelt betrat. Er wischte über sein schweißfeuchtes Gesicht und putzte sich danach die Handflächen am Stoff seiner Hose ab, bevor er sich einen letzten Ruck gab und den Spalt verbreiterte, damit er das Zelt betreten konnte.
    Er hatte damit gerechnet, in eine dunkle Höhle zu gehen, was aber nicht stimmte. Es war heller, als er angenommen hatte. Das Licht drang durch zwei Öffnungen an der Rückseite des Zeltes, durch die auch warme Luft in das Innere dringen konnte. Es gab nicht viel zu sehen. Das ernorm Wichtige allerdings schon. Jetzt sah der einsame Reiter, dass er den Weg nicht umsonst zurückgelegt hatte, denn es gab diese Person, die sich in der stickigen Hitze aufhielt.
    Sie saß auf dem Boden, aber nicht auf dem bloßen, sondern auf einem Teppich. Vor sich hatte die Frau einen Kasten stehen, der geschlossen war.
    Der Mann konzentrierte sich auf die Frau. Sie trug einen Umhang, der den größten Teil ihrer Gestalt verbarg. Hinzu kam noch so etwas wie ein Kopftuch, das so geschlungen war, dass nur das Gesicht freigelassen wurde.
    Aber davon war nicht viel zu erkennen. Man konnte es als einen grauen Fleck bezeichnen, das war alles, zudem war das Tuch am Kopf tief in die Stirn gezogen worden.
    »Hier bin ich.« Der Ritter war froh, den Bann des Schweigens gebrochen zu haben, und wartete nun gespannt auf die Reaktion der Frau.
    Da tat sich zunächst mal nichts. Nur ein paar Atemzüge waren zu hören, verbunden mit einem leisen Rasseln.
    »Ja, du bist gekommen, Templer!«
    Der Ritter hatte alles verstanden. Er zuckte zusammen, denn gerade das letzte Wort hatte ihn gestört.
    Woher wusste die Person, dass er zu den Templern gehörte?
    Er konnte keine Antwort geben, bis ihm einfiel, dass diese Frau eine Wahrsagerin war, eine Wissende, die uralte Geheimnisse in sich verbarg. Er beschloss, darauf nicht näher einzugehen, und sprach weiter. »Du weißt, warum ich gekommen bin?«
    »Ja.«
    »Das ist gut.« Der Mann war erleichtert. Trotzdem war noch ein Druck vorhanden. Er musste ihn loswerden. Das konnte er nur, wenn er eine bestimmte Frage stellte.
    »Warum ist hier alles leer? Warum ist diese Oase verlassen? Kannst du mir darauf eine Antwort geben? Und warum bist du noch hier?«
    »Weil ich warte«, hörte er.
    Der Ritter musste lachen. »Auf wen wartest du denn?«
    »Auf Menschen wie dich. Manchmal kommen sie her und wollen wissen, was mit ihnen passiert.«
    »Stimmt.«
    Die Frau kicherte leise. Auch jetzt war ihr Gesicht nicht deutlich zu sehen, aber das Funkeln in den Augen, das fiel ihm schon auf. Der Mann konnte sich nicht damit anfreunden. Zwar fühlte er sich nicht hintergangen, doch an die zweite Stelle gesetzt, und er wusste auch nicht, was diese Frau wirklich vorhatte, und allmählich fing er an, diesen Ausflug in die Oase zu verfluchen.
    Zwei Hände legten sich auf den Deckel des Kastens, und der Besucher hörte die Frage: »Was willst du von mir wissen?«
    »Viel.«
    Sie musste lachen.
    Es ärgerte ihn. »Du bist Alva – oder?«
    »Ja, so kann man mich nennen.«
    »Und du lebst hier, um den Besuchern etwas über sich zu sagen, nicht wahr?«
    »Das stimmt.«
    »Dann möchte ich wissen, was du über mich sagen kannst«, flüsterte er und spürte, dass sein Herz wieder schneller schlug.
    Als Antwort erhielt er ein Stöhnen. Als es verklungen war, öffnete Alva die kleine Kiste. Sie zog den Deckel hoch, der stehen blieb, als er eine bestimmte Höhe erreicht hatte.
    Alva schaute in die Kiste hinein. Nur sie sah, was sich da tat, der Ritter nicht. Er war nur Beobachter und hockte in einer stickigen Luft, die kaum zu atmen war. Er spürte den noch immer feuchten Schweiß auf seinem Körper. Verschiedene Stellen fingen an zu jucken, aber er traute sich nicht, sich dort zu kratzen. Er wollte wissen, was die Frau für Botschaften hatte.
    Irgendetwas befand sich in der Kiste. Es war nur nicht zu erkennen, was es war. Ein geheimnisvolles Leuchten schimmerte ihm entgegen, das war alles. Möglicherweise gab es eine Kugel in dem Gefäß, denn Wahrsagerinnen schauten oft in eine Kugel, um mehr über ein bestimmtes Schicksal zu erfahren.
    Hier dauerte es seine Zeit, bis die Frau wieder ihren Kopf anhob und dem Ritter zunickte.
    »Nun, weißt du mehr?«
    »Ja, ich habe etwas herausgefunden.«
    »Super und was?«
    »Dass du sterben wirst«, lautete die Antwort.
    Er zuckte zusammen. Ein wütendes Gefühl stieg in ihm hoch. Die Antwort hätte er sich auch selbst geben können. Es
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