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1761 - Konfrontation auf Connox

Titel: 1761 - Konfrontation auf Connox
Autoren: Unbekannt
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belogen haben."
    Homer G. Adams nickte sanft.
    „Das könnte er", stimmte er ruhig zu. „Aber warum sollte er? Weil er Angst vor uns hat? Lügen sind ein Zeichen für Schwäche, und in diesem Spiel sind wir die Schwächeren. Wir brauchen die Waren, das weiß Gomasch Endredde. Wenn er uns hinhalten will, dann wird er das tun; wir können ihn nicht zwingen."
    „Vielleicht doch", knirschte Qulor Desan. „Wenn wir uns mit diesem Geschöpf hier ein wenig befassen. Vielleicht liegt ihm etwas an ihr, wer weiß? Ausprobieren kann man es ja!"
    „Auf die Gefahr hin, unser Gegenüber zu verärgern und Wut in ihm zu erregen? Mit der Folge, daß wir alle von der Verteilung der Imprint-Waren ausgeschlossen werden? Du spielst um unser aller Glück und Wohlbefinden. Und ganz offenkundig stellst du deine persönlichen Bedürfnisse über die aller anderen an Bord der TANKSET!"
    Der Plophoser zögerte.
    „Zum letzten Mal", sagte Homer G. Adams beherrscht, aber mit Nachdruck. „Weg mit der Waffe!"
    Der Plophoser schüttelte den Kopf.
    Im nächsten Augenblick zischte ein Strahlschuß durch die Zentrale der TANKSET. Tödlich getroffen brach Qulor Desan zusammen, das Messer landete mit leisem Klirren auf dem Boden.
    Homer G. Adams wandte den Kopf.
    Ein bronzehäutiger Marsianer versenkte ungerührt seine Waffe wieder im Halfter.
    „Er war uneinsichtig", sagte der Mann ruhig. „Und ich war es leid, dem Gezänk zuzuhören. Du hast recht, er hätte uns alle möglicherweise in Schwierigkeiten gebracht."
    „Ist das vielleicht ein hinreichender Grund, ihn einfach umzubringen?" fragte Homer G. Adams scharf.
    Der Marsianer hob die Schultern.
    „Nicht viel schlechter als alle anderen bekannten Gründe auch", gab er zynisch zurück.
    Homer G. Adams blickte sich schnell um. Gleichgültigkeit zeichnete sich in den Mienen ab. Diese Expedition hatte schon etliche Tote gekostet, und jeder rechnete damit, daß es weitere Opfer geben würde. Wozu sich also um ein Opfer mehr oder weniger aufregen, solange man nicht selbst dieses Opfer war?
    Der anhaltende, zermürbende Entzugsdruck ließ die Galaktiker in Hirdobaan immer mehr verrohen.
    Es hatte Überfälle auf Raumstationen gegeben, auch auf Handelswelten. Bei etlichen Imprint-Süchtigen lagen die Nerven in einem solchen Maße blank, daß sie alle Hemmungen verloren. Der Ausdruck „Outlaws" traf die Sache immer genauer - die süchtigen Galaktiker wandelten sich zu Outlaws, zu Wesen, die außerhalb der Schranken ihrer eigenen Gesetze lebten.
    In der Zentrale der TANKSET war in diesem Augenblick eine weitere Grenzlinie übertreten worden - ein Mensch hatte auf einen anderen geschossen und ihn getötet, und niemand regte sich darüber auf. Gewiß ein extremer Einzelfall, aber auf gewisse Weise kennzeichnend für die seelische und moralische Verfassung der Süchtigen in Hirdobaan.
    Homer G. Adams stieß langsam die Luft aus. Er senkte den Blick und machte eine schwache Handbewegung.
    „Schafft die Leiche fort!" ordnete er an. „Verhaftet den Schützen und sperrt ihn ein! Wir werden ihm an Bord den Prozeß machen!"
    Sowenig sich die Besatzung der Zentrale wenige Augenblicke zuvor über den Tod des Plophosers aufgeregt hatte, so gleichmütig nahm sie nun den Befehl zum Arrest des Täters hin.
    Niemand protestierte, nicht einmal der Marsianer selbst.
    Widerstandslos ließ er sich abführen. Seinem Mienenspiel war nicht zu entnehmen, ob er dabei Furcht empfand oder Trotz, ob er sich vor einem Urteil ängstigte oder darauf hoffte, von Gleichgesinnten freigesprochen zu werden.
    Vieles schien für die meisten Imprint-Outlaws völlig gleichgültig zu sein: Ihr Leben war geprägt von einer Art Tunnelblick; worauf es ankam, war, endlich an Imprint-Ware heranzukommen, alles andere war von minderer Bedeutung. Was diesem Ziel diente, wurde akzeptiert, entsprechende Anweisungen wurden befolgt, mehr aber auch nicht.
    Ähnliches galt für fast alle anderen Aspekte des Lebens. Man wusch sich, um das Risiko von Krankheiten zu vermindern - und damit die Chancen zu wahren, das ersehnte Ziel zu erreichen.
    Man wusch sich, um andere nicht möglicherweise mit der schweißigen Ausdünstung eines Raubtiers zu ärgern, um die Wäsche zu schonen und aus Gewohnheit - aber einfach um der Reinlichkeit willen tat es kaum jemand.
    Ob die Servos gutes Essen anboten oder einen regelrechten Fraß, das interessierte nur wenige, und das galt für zahlreiche andere Lebensbereiche. Man schlug sich durch, mehr schlecht als recht, mal
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