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1750 - Karawane der Verzweifelten

Titel: 1750 - Karawane der Verzweifelten
Autoren: Unbekannt
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keine Top-Wissenschaftler. Das konnten Studenten ebenso.
    „Wir sind also überzeugt", sagte er, „daß Hamamesch-Waren süchtig machen. Aber was sind die Kennzeichen von Sucht? Was unterscheidet einen Süchtigen vom Gesunden?"
    „Der körperliche und seelische Zustand", antwortete ein Assistent.
    „Aber denjenigen, die ein Warenstück besitzen, geht es bestens. Sie sagen das alle - wenn sie überhaupt bereit sind, mit uns zu reden."
    „Die Abhängigkeit von bestimmten Stoffen?" versuchte es der Assistent erneut.
    Siankow antwortete: „Fragwürdig. Wir alle müssen essen und trinken. Sind wir deshalb süchtig? Nein ... Die Kennzeichen, die für uns interessant sind, liegen woanders. Süchtige werden dann zum Problem, wenn sich ihr Verhalten in schädlicher Weise ändert. Wenn sie aufgrund ihrer Abhängigkeit so weit von den üblichen Normen abweichen, daß sie zur Bedrohung mutieren."
    „Nun", meinte der Assitent verwirrt, „eine Bedrohung sind unsere Süchtigen eigentlich nicht.
    Nicht einmal für sich selbst. Sie stehlen nicht, sie ärgern niemanden. Ziehen sich nur zurück."
    Siankow fuhr sich mit beiden Händen durchs schwarze, zerraufte Haar. Wenn er die Absicht gehegt hatte, seine Frisur zu ordnen, versagte er kläglich.
    „Gefährlich sind unsere Süchtigen also nicht, niemand könnte ihnen das unterstellen. Aber was ist, wenn sie es irgendwann werden? Keiner weiß, wie sich die Sache mit den Hamamesch-Waren entwickelt."
    Der Assistent fühlte sich erneut angesprochen, obwohl Boris Siankow ihn nicht ansah, sondern ins Leere blickte.
    „Das wäre nur möglich, wenn sich der Gegenstand der Sucht plötzlich verknappt. Die Süchtigen haben aber alle ihr Warenstück. Und mehr als eines brauchen sie nicht; dafür gibt es keinen einzigen überlieferten Fall."
    Warten wir es ab, dachte Siankow.
    Sie mußten herausfinden, was es mit den Hamamesch-Waren auf sich hatte. Was war es eigentlich, das intelligente Wesen in Scharen dazu veranlaßte, ihr gesamtes Hab und Gut für ein Blecharmband oder einen technisch unterlegenen Kleincomputer zu opfern?
    In erster Linie mangelte es am Untersuchungsgegenstand. Süchtige waren nicht bereit, ihren größten Schatz der Wissenschaft zu opfern. Kaufen konnte man das Zeug nicht mehr, und mit dem wenigen, was man auf Titan besaß, gab es weitere Probleme.
    Die Wissenschaftler konnten niemals direkt arbeiten, weil das zur Sucht .geführt hätte. Keiner, der auch nur einen einzigen Blick riskierte. Wer die Waren ansah, sich damit beschäftigte, der verfiel ihnen und zog sich von der Wissenschaft zurück. Also steckten sie die Waren in isolierte Labors und nahmen jede Untersuchung mit ferngesteuerten Robotern vor.
    So wie Tasten durch einen Gummihandschuh, viel zu unpräzise, viel zu indirekt.
    Siankow hatte an diesem Tag doppelten Grund zur Freude.
    Gegen Mittag erhielt er einen Anruf von der Sicherheitsexpertin Noretta Burns. Demnach hatten LFT-Agenten einen Schmugglerring der Galactic Guardians auffliegen lassen. Unter anderem fiel ein kompletter Container voller Hamamesch-Waren an, mehrere tausend Stücke.
    Woher die Guardians den Container hatten, wußte keiner. Es war Siankow auch egal. Man konnte lediglich spekulieren, daß es mit der alten Findercraft-Geschichte zu tun hatte.
    „Wann kommt das Zeug an, Noretta?"
    „Geduld, Boris, bald. Gegen 21 Uhr Terrazeit. Der Container wird unter sämtlichen denkbaren Sicherheitsvorkehrungen in den Sektor UREO-III transportiert. Anschließend isolieren wir UREO-III und setzen zur Überwachung TARA-V-UH-Kampfroboter ein."
    „Danke. Gut gemacht, Noretta."
    Sein zweites Problem löste sich eine Stunde darauf, ebenfalls quasi von allein.
    Die Systemüberwachung meldete zwanzig Diskusraumer, die am Rand der Neptun-Bahn aus dem Hyperraum gefallen waren. Siankow eilte ans nächste Holo-Terminal. Er schaute sich den Landevorgang der Einheiten live und in Farbe an.
    Alle Einheiten maßen 620 Meter, das Kommandoschiff trug den Namen ZURMYR und wurde von Ayolü Metül kommandiert.
    Er kannte Metül noch aus seiner Studienzeit. Es gab sehr gute Gründe, weshalb sich Siankow von ihm und seinen Leuten Hilfe versprach.
    Metül und die anderen waren Blues-Wissenschaftler. Und Blues, so lehrte die Erfahrung, waren als einzige bekannte Wesen gegen den Zauber der Hamamesch vollständig immun.
     
    *
     
    Adams fand sich zum angegebenen Termin auf dem Erdmond ein. Er betrat den STALHOF im sicheren Wissen, keine Chance zu haben.
    Aber er wollte es
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