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1744 - Der lebende Alptraum

1744 - Der lebende Alptraum

Titel: 1744 - Der lebende Alptraum
Autoren: Jason Dark
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ist...«
    »Azur!«
    Monica Brown schloss die Augen. Sie wollte es nicht schon wieder hören und ihm endlich sagen, dass es keinen Azur gab, da sprach er den Satz zu Ende.
    »Er ist hier!«
    Die Frau wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie stöhnte leise auf. Auch sie hatte Nerven, die nicht über Gebühr strapaziert werden durften. Irgendwann gab es auch bei ihr den Punkt, wo sie nicht mehr cool bleiben konnte.
    Noch riss sie sich zusammen. »Es gibt keinen Azur, und er ist auch nicht hier.«
    »Doch, das ist er!«
    Bleib ruhig!, sagte sie sich, mach keinen Fehler! Schrei ihn nicht an. Er kann nichts dafür.
    »Okay, wenn er hier ist, dann kannst du ihn mir auch zeigen, nicht wahr?«
    Elton Brown überlegte einen Moment. Plötzlich nickte er. »Ja, du kannst ihn sehen.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Komm her!«
    Monica verdrehte die Augen. Sie fand das Spiel nicht gut, aber sie machte es mit. Ohne einen weiteren Kommentar von sich zu geben, trat sie an ihren Mann heran, der sich zur Seite drehte, dabei anfing zu zittern und dann auf das Fenster wies.
    »Da steht er!«
    Monica lächelte nachsichtig, blickte aber trotzdem hin – und glaubte, in einem falschen Film zu stehen.
    Ihr Mann hatte recht.
    Vor dem Fenster stand jemand und starrte durch die Scheibe in das Zimmer.
    Es war kein Mensch, sondern ein Monster, und das musste der Albtraum ihres Mannes sein...
    ***
    Noch vor Minuten war Monica Brown forsch und realistisch gewesen.
    Das war in diesem Augenblick vergessen, als sie ihren Blick auf die Gestalt heftete.
    Für sie war es kein Mensch, sondern ein grauenhaftes Wesen, das sich im Streulicht zweier Laternen von der Dunkelheit abhob.
    Es war eine düstere Gestalt, die einen bis zu den Schienbeinen reichenden langen dunklen Mantel trug. Ob er eine Kapuze hatte oder ob es die langen grauen Haare waren, die rechts und links seines Kopfes wuchsen, war nicht genau zu erkennen. Es war auch Nebensache, denn etwas anderes erschreckte sie viel mehr.
    Es gab kein normales Gesicht zwischen den Haaren. Was sie da sah, konnte eigentlich nicht wahr sein, aber es war trotzdem Realität.
    Ein Totenschädel.
    Gelblich schimmernd mit leeren, düsteren Augenhöhlen und zwei Löchern für Nase und Mund darunter. Die Gestalt hielt die Arme vor der Brust verschränkt, und aus den Ärmeln schauten Knochenklauen mit langen Fingern hervor.
    Monica Brown dachte in diesen langen Sekunden gar nichts. Sie hatte auch nicht das Gefühl, durchdrehen zu müssen, sie hielt sich erstaunlich gut, schaute noch mal hin und sah, dass der Unheimliche etwas auf seinem Rücken trug, das an beiden Seiten seines Körpers überstand. Die Frau glaubte, einen Gitarrengriff zu erkennen, war sich aber nicht sicher.
    Es hätte auch eine Waffe sein können.
    Der Albtraum lebte!
    Das zu begreifen war kaum möglich. Aber sie bildete sich diese Gestalt nicht ein. Sie war da. Und sie war kein Mensch, sondern ein Monster.
    Aus ihrem Mund löste sich ein wehmütiger Laut. Jetzt fing sie doch noch an zu zittern, und sie hatte plötzlich Mühe, überhaupt normal stehen zu bleiben. Die Welt begann sich vor ihren Augen zu drehen, und für einen Moment fürchtete sie, ohnmächtig zu werden.
    Tappend ging sie zur Seite und war froh, sich auf ihr Bett sinken lassen zu können, wo sie hocken blieb, aber trotzdem zum Fenster schaute.
    Die fremde Gestalt bewegte sich langsam. Sie drehte sich zur Seite und ging davon.
    Der Spuk war vorbei, und plötzlich ging es Monica wieder besser. Sie fand ihre Beherrschung wieder und war mit einem Satz am Fenster, das sie aufriss und nach rechts schaute, denn in diese Richtung war die Gestalt verschwunden.
    Und sie blieb verschwunden. Im Licht der Straßenlaternen sah sie keine Bewegung mehr, und es war auch nichts zu hören. Hoch über ihr stand das runde Auge des Vollmondes und glotzte hinter dünnen Wolkenschleiern auf die Erde nieder. Sie hörte auch das Geräusch fahrender Autos, aber das kam nicht von ihrer Straße, sondern von weiter entfernt.
    Monica Brown schloss das Fenster wieder. Auf ihrem ganzen Körper lag eine Schweißschicht, und sie sah auch den Blick ihres Mannes auf sich gerichtet.
    Sie nickte ihm zu und fragte: »War das dein Albtraum?«
    »Ja, das war Azur.«
    Sie stöhnte auf und wischte über ihre Stirn. »Und du bist dir sicher, dass er lebt?«
    »Du nicht?«
    »Ja«, flüsterte sie zurück. »Das bin ich mir jetzt auch...«
    ***
    Monica Brown hatte vorgehabt, wieder ins Bett zu gehen, um zu schlafen. Das
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