Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Sheremdoc.
    Na also, dachte ich zufrieden, es ist doch möglich, ihn ein wenig aus der Fassung zu bringen.
    „Wenn ihr einen findet, der es für weniger macht - ich bin nicht so scharf auf den Job, wie meine Forderung wohl beweist. Das Risiko ist vorhanden."
    Den beiden saß, das wußte ich sehr wohl, die Zeit im Nacken. In jeder Stunde wurde der Basar von einigen tausend Kunden angeflogen, machte einige zehntausend Süchtige an jedem Tag. Und der Zulauf würde sich steigern, mit jedem Hamamesch-Stück, das auf die Erde befördert wurde.
    Es würde nicht allzu schwer sein, jemanden zu finden, der über eine ähnliche Optik verfügte wie ich. Aber ob dieser Jemand fähig und bereit sein würde, dieses unkalkulierbare Risiko einzugehen, war eine ganz andere Frage. Ich war zudem sicher, daß die Optik allein mich nicht schützen würde - soviel wußte ich bereits. Die Dinger wirkten anders.
    Koka Szari Misonan und Geo Sheremdoc wechselten einen raschen Blick. Die Erste Terranerin stand unter großem Druck, und Sheremdoc war viel zu intelligent, um die Notlage nicht ebenfalls zu erkennen.
    Wahrscheinlich würde er mich am liebsten mit bloßen Händen erwürgen - vorausgesetzt, er bekam seine Finger um meinen dicken Hals herum.
    „Einverstanden", sagte Geo Sheremdoc schließlich. „Beliebt machst du dich damit allerdings nicht."
    Ich wuchtete mich ächzend aus dem Sessel hoch.
    „Beleibt und beliebt paßt ohnehin schwer zusammen", antwortete ich ruhig; Sheremdoc mit einem Grinsen weiter zu reizen, schien mir wenig angebracht. „Wenigstens in diesem magersüchtigen Zeitalter, in dem jedermann auszusehen wünscht wie ein erschöpfter Marathonläufer. Wann soll ich anfangen?"
    „Sofort", antwortete Sheremdoc. „Wir werden dich mit Ausweisen versehen, die dir weitgehend alle Türen öffnen werden."
    „Sehr gut und umsichtig", lobte ich.
    „Nach Erledigung des Auftrags werden diese Privilegien sofort gestrichen", fügte der LFT-Kommissar hinzu.
    „Damit habe ich gerechnet", sagte ich und stapfte zur Tür. Ein Zuruf von Geo Sheremdoc ließ mich innehalten.
    „Kennst du eigentlich die Bedeutung deines Namens?"
    Ich zuckte mit den Achseln. Der Name bedeutet, wer ich war, und mehr war für mich auch nicht wichtig.
    „Orpheus ist eine Gestalt aus uralten terranischen Legenden", klärte Sheremdoc mich auf; ich ahnte, daß er die letzte Gelegenheit nutzen würde, mir einen kleinen Nasenstüber zu verpassen. „Ein Sänger mit wunderbarer Stimme, der seiner verstorbenen Gemahlin in die Unterwelt folgte, um sie zurückzuholen."
    „Wenig Ähnlichkeit", konterte ich unbeeindruckt. „Für eine Frau würde ich niemals so weit laufen. Aber wenn ich singe, werden die Toten ganz von selbst wach..."
    Damit verließ ich den Raum.
    Sie hatten wirklich keine andere Wahl gehabt. Ein Zimmer weiter wurde ich von einem grimmig dreinsehenden Burschen mit meiner neuen ID-Karte versehen, die schon vorbereitet worden war. Und aus Prinzip blieb ich noch so lange, bis eine Rückfrage bei der Bank klarstellte, daß die ersten hunderttausend Galax tatsächlich auf meinem Konto gutgeschrieben worden waren.
    Ich traute keinem Menschen, weder Männern noch Frauen oder Kindern. Ich traute keinen Hunden oder Wahrsagern, keinen Ärzten und keinen Juristen, und vor allem traute ich keiner Regierung, schon gar keiner, die ich nicht einmal gewählt hatte.
    Ein Gleiter brachte mich zurück in meine Unterkunft, wo ich die Kleidung wechselte und eine Mahlzeit einnahm; danach ließ ich mich zum Raumhafen transportieren.
    Der Waren- und Personenumschlag einer Welt von der Bedeutung Terras war auch in normalen Zeiten gigantisch. Jetzt übertraf er alle jemals aufgestellten Rekorde. Irgendwo im Weltraum sauste der Mars auf seiner Bahn um die Sonne und schleppte mit sich irgendein Feld, das der guten alten Erde den Garaus machen würde, wenn sie in dieses Feld geriet.
    Die Uhr für die Erde lief angeblich Anfang April 1218 NGZ ab, es blieben also noch ein paar letzte Wochen, in denen man sich um sein bißchen Leben sorgen und nach Auswegen suchen konnte.
     
    2.
     
    Die Deepspace Ferry war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Allein dieser Shuttle beförderte mehr als fünftausend Menschen, sogar Teile des Laderaumes war zur Aufnahme von Passagieren hergerichtet worden.
    Wer Aktien der einschlägigen Reederei besaß, konnte in diesen Wochen auf stark steigende Kurse hoffen.
    Die Ladekapazität der Fähre war vollständig ausgenutzt worden; in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher