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1743 - Digital-Gespenster

Titel: 1743 - Digital-Gespenster
Autoren: Unbekannt
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Befähigung", antwortete er. Seine Ironie konnte einem Löcher in die Seele ätzen.
    Ich blickte ihn aufmerksam an - auf meine besondere Weise.
    Es war ein Auftrag wie jeder gewesen: hinter einem ungetreuen Ehepartner herschnüffeln. Just in jenem Augenblick aber, in dem ich den untreuen Partner in voller Aktion auffand und für die Ewigkeit festhielt, tauchte die andere Hälfte des Ehevertrages auf, vor Eifersucht und Rachlust schäumend, mit einer Waffe in der Hand. Als die eheliche Zwistigkeit beendet war, lagen drei Tote in der Gegend herum, und mir hatte ein Streifschuß die obere Hälfte des Gesichtes verbrannt. Als ich drei Wochen später in diese beste aller Welten zurückkehrte, war mein Gesicht äußerlich wiederhergestellt, aber meine Augen hatte man nicht retten können.
    Statt dessen hatte man mir künstliche Augen verpaßt: hochwertige Optiken, die mit den erhalten gebliebenen Fasern des nervus opticus verbunden worden waren. Seither kann ich im Infrarotbereich sehen, weiß, wie die Bienen die Welt in Ultraviolett erleben, und kann recht schnell auf Lupen- oder Fernrohrwirkung umschalten.
    In gewisser Weise, so kann man behaupten, ist mein Sehvermögen besser, als es jemals zuvor gewesen war. Für Nichtfachleute sind die künstlichen Augen nicht zu entdecken. Das einzige, was ein Laie bemerken kann, ist eine gewisse Starrheit in meinem Blick; das allerdings paßt gut zu meinem Beruf.
    „Wir haben den Verdacht, genauer gesagt sogar gewisse deutliche Hinweise", fuhr Koka Szari Misonan fort, „daß die verhängnisvolle Wirkung der Hamamesch-Waren unter anderem einen Blickkontakt zwischen den Waren und dem potentiellen Kunden oder Besitzer erforderlich macht.
    Erst dann beginnt eine Wirkung, so scheint es -und die geht dann nicht mehr nur über die Optik, sondern erfaßt den ganzen Menschen."
    Ich nickte langsam. Es kam Klarheit in die Sache, und mein Widerstand gegen diesen Auftrag wuchs.
    „Natürlich könnten wir ferngesteuerte Kameras in den Basar einschmuggeln", setzte die Erste Terranerin ihre Erklärung fort. „Aber ein wirklicher Blickkontakt und eine einfache optische Aufzeichnung sind offenbar zweierlei Dinge. Eine solche Kamera stellt nichts fest. Was wir brauchen, ist ein Mensch, der sich in den Basar begibt und sich dort umsieht. Es geht auch um die Stimmung, die dort herrscht. Wir wollen wissen, wie die Hamamesch ihre Waren an den Mann bringen, was genau dabei passiert. Deshalb kommt es darauf an, jemanden hinaufzuschicken, der auch ein Gespür für die Zusammenhänge entwickelt."
    „Und an dieser Stelle komme ich ins Spiel? Gewissermaßen wegen meiner schönen Augen?"
    „Andere Gründe gibt es bestimmt nicht", versetzte Geo Sheremdoc kalt. „Wirst du den Auftrag annehmen?"
    Ich dachte schon geraume Zeit darüber nach und wog alle Vorteile und Risiken gegeneinander ab.
    Auf den ersten Blick war der Auftrag nicht weiter gefährlich.
    Hinauffliegen, sich umsehen, Eindrücke sammeln, genau beobachten und dann zurückkehren und ausführlich Bericht erstatten. Nicht sehr schwierig - vorausgesetzt, die Sache klappte.
    Daß die Hamamesch mich enttarnen würden, hielt ich für unwahrscheinlich; niemand vermutete in mir einen privaten Ermittler. Ich war knapp einhundert Jahre alt und hundert Kilo schwer; selbst Koka Szari Misonan war ein Stück größer als ich. Mein Blutdruck war entschieden zu hoch, mein Herz machte mir zu schaffen, ich war fußlahm und beeindruckend faul, und all das sah man mir an. Ich war der lebende Beweis gegen den weitverbreiteten Glauben, im 13. Jahrhundert NGZ hätten alle Menschen eine tadellose Gesundheit.
    Daß ich beim Besuch der Lunabahn nichts Brauchbares herausbekam, war ein Risiko, das meine Auftraggeber zu tragen hatten.
    Blieb noch die Möglichkeit, daß der hübsche Trick vielleicht doch nicht klappte. Ich hatte bisher keinen Menschen getroffen, der den Hamamesch-Waren verfallen war; die Negativ-Propaganda der Regierung hielt ich für reichlich übertrieben. Aber wenn es mich erwischte, war ich übel dran. Ich hatte Drogenabhängige der unterschiedlichsten Kaliber kennengelernt und mich während einer Ermittlung auch auf Lepso herumgetrieben, wo man mörderische Drogen und drogensüchtige Mörder fast zum gleichen Tarif bekommen konnte.
    „Einhunderttausend", sagte ich schließlich mit fester Stimme. „Sofort!
    Vorkasse. Und weitere dreihunderttausend, wenn der Auftrag erledigt ist."
    „Du mußt dreihunderttausendfach übergeschnappt sein!" fauchte Geo
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