Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1732 - Zombie-Theater

1732 - Zombie-Theater

Titel: 1732 - Zombie-Theater
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Umgebung noch einen letzten Blick.
    Und dabei fiel mir etwas auf.
    Es gab keinen Angreifer mehr. Weder ein Tier noch ein Mensch, das war alles okay. Dennoch hatte sich etwas verändert, denn meine Sicht war nicht mehr so klar. Die Luft hatte sich eingetrübt und das, obwohl es keinen Wetterwechsel gegeben hatte, der mit Temperaturschwankungen verbunden war.
    Man konnte auch nicht von einem Nebel sprechen, sondern nur von einem schwachen Dunst. Ich allerdings fragte mich, ob er so blieb und sich nicht noch verstärkte.
    Mit dem Gedanken ging ich zurück ins Haus und sah den dünnen Dunst schon jetzt als ein böses Omen an…
    ***
    Carlotta saß auf ihrem Platz, ohne etwas zu sagen. Dafür kreisten ihre Gedanken, und sie fragte sich, ob das, was sie sah, auch tatsächlich vorhanden war. Erklären konnte sie sich das Bild jedenfalls nicht.
    Sie zwinkerte. Sie schnaufte leise, und die beiden Flügelschatten blieben.
    Damit hatte sich das Vogelmädchen abgefunden, und so konzentrierte es sich darauf, die Schatten genauer zu betrachten. Dass sie die Form von Flügeln hatten, stand fest, nur hatten sie nichts mit den Schwingen gemein, die auf Carlottas Rücken wuchsen und sie in die Lüfte trugen. Die Schattenflügel waren größer, so wie man sie oft bei erwachsenen Engeln sah, wenn die ihre Schwingen ausgebreitet hatten.
    Carlotta sagte noch immer nichts. Sie schluckte und ihre Lippen zuckten hin und wieder, was Kim natürlich nicht verborgen blieb. Er fragte: »Was hast du?«
    »Spürst du es nicht?«
    »Was?«
    »Ähm – hinter dir. An der Wand.«
    »Und was?«
    »Zwei Flügel.«
    »Bitte?«
    Carlotta nickte. »Ja, ich habe da zwei Flügel an der Wand gesehen. Zwei Schatten. Spürst du sie nicht?«
    »Nein, wieso?«
    »Ich weiß es auch nicht«, gab Carlotta zu. »Ich habe keine Ahnung, aber du müsstest mehr wissen…«
    »Ich habe nie Flügel gehabt«, erklärte Kim und drehte sich weiterhin nicht um.
    »Aber jetzt zeigen sie sich. Und das muss etwas zu bedeuten haben, glaube es mir.«
    Kim sagte nichts. Es war ihm anzusehen, dass er nachdachte. Dieses Nachdenken endete mit einem Nicken, bevor er eine Antwort gab.
    »Man hat den Geist meines Vaters aus mir hinausgetrieben, oder?«
    »Sicher.«
    Kim hob einen Finger. »Und jetzt steckt nur noch der Geist meiner Mutter in mir. Du weißt selbst, dass sie ein Engel ist. Und Engel haben Flügel.«
    »Klar.«
    »Wenn du jetzt Flügel siehst, dann können es die meiner Mutter sein. Sie will mich beschützen. Es kann ihr Geist sein, es kann sie selbst sein.« Kim strahlte plötzlich. »Jedenfalls fühle ich mich nicht mehr allein.«
    »Das ist gut.« Carlotta war fast zufrieden. Dann sagte sie: »Wie wäre es, wenn du dir die Flügel mal anschaust?«
    »Muss ich das?«
    »Würde ich meinen.«
    Kim sah Carlotta an. »Ich vertraue dir. Wenn du sagst, dass ich Flügel habe, dann muss das stimmen und…«
    »Nein, nein, ich habe nicht gesagt, dass du sie hast. Sie malen sich hinter dir an der Wand ab.«
    Kim sagte nichts. Er dachte erst nach. Dann fing er an, sich langsam zu bewegen. Er stand auf, was normal war, aber dann konzentrierte sich Carlotta besonders auf die beiden Schattenflügel, die sich tatsächlich bewegten und sich von ihrem Hintergrund lösten.
    Es waren keine festen Formen, obwohl die Flügel kompakt aussahen. Man konnte sie auch als breit bezeichnen, und sie wirkten hinter Kims Rücken wie ein Schutzschirm.
    »Zufrieden?«
    Carlotta nickte. »Ja, das bin ich. Ich glaube, dass es dir jetzt besser geht. Du kommst mir beschützt vor. Die Flügel sind vorhanden, und das werden sie wohl sicherlich auch noch länger bleiben. Hoffe ich jedenfalls. Und wie fühlst du dich?«
    »Gut. Sicher. Auch beschützt. Das merke ich immer mehr. Aber ich sehe sie nicht.« Er langte über seine Schulter hinweg nach hinten. »Und ich kann sie auch nicht ertasten.«
    »Aber sie sind da.«
    »Hast du einen Spiegel?«
    »Klar.« Carlotta drehte sich um und ging zu ihrem Schrank, der zwei schmale Türen hatte. Auf der Innenseite einer Tür war ein langer Spiegel angebracht. Wer vor ihm stand, der sah auch seine Füße.
    Kim ging hin. Er sagte nichts, bewegte nicht mal seine Augen und konzentrierte sich einzig und allein auf den Spiegel, vor dem er anhielt. Er sah sich, aber er suchte vergeblich nach den Flügeln, sie malten sich nicht ab. Sie blieben im Spiegel unsichtbar.
    »Ich sehe nichts.«
    »Stimmt.« Carlotta trat näher. »Aber du musst mir glauben, hinter deinem Rücken malen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher