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1723 - Das Templer-Trauma

1723 - Das Templer-Trauma

Titel: 1723 - Das Templer-Trauma
Autoren: Jason Dark
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waren tot, sie atmeten nicht mehr, was bei Pater Gerold nicht der Fall war. Er lebte ja noch, und trotzdem war er kalt wie eine Leiche.
    Zum ersten Mal seit dem Betreten des Zimmers schauderte Judith regelrecht zusammen, und sie bewegte ihren Kopf, um die Blicke durch die Dunkelheit des Zimmers streifen zu lassen, wobei sie zugab, nichts anderes zu sehen und sich trotzdem wie jemand fühlte, der nicht mehr allein zwischen den vier Wänden stand, abgesehen von dem Patienten.
    Jemand war da – oder nicht?
    Die Kälte blieb. Sie schien sich sogar noch mehr verdichtet zu haben, und dort, wo das Licht nicht hinreichte, sah es aus, als gäbe es eine Bewegung.
    War jemand gekommen? Das konnte nicht sein, denn die Tür war ebenso geschlossen wie das Fenster.
    Und doch hatte sich etwas verändert, das ihr eine gewisse Furcht einjagte.
    Sie war um ihren Patienten besorgt. Sie mochte den alten Pater. Jetzt musste sie aber an sich denken, denn sie wollte nicht länger in diesem Zimmer bleiben. Es war einfach, die wenigen Schritte zur Tür zu gehen, aber das brachte sie nicht fertig, denn in diesem Augenblick hörte sie hinter sich ein Geräusch.
    Es war kein Atmen, wie sie es von dem Pater erwartet hätte. Dafür gab der Mann ein leises Wimmern ab, was sich schlimm anhörte. Als wäre jemand bei ihm, der ihm Schmerzen zufügte und ihn dabei sogar folterte.
    Plötzlich steckte der dicke Kloß in ihrem Hals. Noch dachte sie logisch, dann kam ihr in den Sinn, dass es einen Grund für diese Laute geben musste.
    Judith drehte sich um.
    Es hatte sich nichts verändert. Pater Gerold lag in seinem Bett wie angebunden. Auch jetzt wurde das bleiche Gesicht vom Schein der Lampe bestrahlt. Der Kopf sah aus wie ein wächsernes Gebilde.
    Und doch musste es etwas gegeben haben, das ihn zu dieser Reaktion gebracht hatte.
    Judith wollte nicht noch mal an das Bett herantreten. Was hier passierte, war ihr unheimlich. Dafür fand sie keine Erklärung. Sie musste weg. Sie konnte es auch nicht auf sich beruhen lassen. Diese Veränderung musste sie weitergeben, das alles war ihr schon bewusst.
    Bisher hatte sie übersinnlichen Phänomenen skeptisch gegenübergestanden, nun aber fühlte sie sich gezwungen, umzudenken.
    Zunächst drehte sie sich um, den Kopf noch immer voller Gedanken. Sie schaute nach vorn – und schrie leise auf. Sie war nicht mehr allein!
    Wie aus dem Nichts waren die geisterhaften Gestalten erschienen und starrten sie an …
    ***
    Für die Krankenschwester brach zwar keine Welt zusammen, aber weit entfernt befand sie sich von diesem Zustand auch nicht. Es war nicht zu erklären, und sie machte sich auch keine Gedanken darüber, woher die Gestalten kamen, sie dachte in diesen Augenblicken nur an das, was Pater Gerold ihr gesagt hatte.
    Er hatte die Geister gesehen. Er hatte sie sogar beschreiben können. Er hatte von einem Godwin de Salier gesprochen, und womöglich sah sie von ihm so etwas wie eine Projektion.
    Er war da. Eine blonde Frau ebenfalls, die in seinen Armen lag. Sein Gesicht zeigte einen ernsten Ausdruck, aber diese beiden Personen waren nicht allein.
    Hinter ihnen standen vier andere. Zwei Ritter, die Kapuzenmäntel über ihre Kleidung gestreift hatten. Zudem ein Mann mit langen weißen Haaren, der so etwas wie einen Stab in der Hand hielt.
    Und dann war da noch die schwarze Gestalt, die ihren Kopf nach rechts gedreht hatte und an dem Paar vorbeischaute. Er war das Böse. Er war dunkel gekleidet. Er hatte den Kragen seines Mantels hochgestellt. Sein Gesicht war so bleich wie das einer Leiche, und das dünne Haar lag flach auf seinem Kopf. Es war schwarz wie Kohle, und ebenso dunkel waren die Augen. Er hielt etwas in der Hand, das aussah wie eine Lanze.
    Die Krankenschwester bewegte sich nicht. Auch die anderen taten es nicht. Judith fühlte sich dennoch bedroht, auch deshalb, weil sie keine Erklärung für dieses Phänomen wusste. Das war einfach völlig irrational.
    Nach einer Weile hatte sie sich wieder gefasst und drehte den Kopf. Sie wollte sehen, ob sich bei dem Patienten etwas verändert hatte, was aber nicht der Fall war. Er lag weiterhin ruhig in seinem Bett, und auch jetzt waren seine Atemzüge nicht zu hören.
    Allmählich schwand der Schrecken, und die Schwester schaffte es, wieder normal nachzudenken. Es dauerte nicht lange, da kam sie zu dem Schluss, dass es diese Gestalten zwar gab, sie aber nicht so existent waren wie normale Menschen. Es konnten durchaus Geister sein, obwohl sie daran nie geglaubt
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