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1719 - Die Totenliste

Titel: 1719 - Die Totenliste
Autoren: Unbekannt
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aufzuhalten.
    Und sie konnten auch jetzt nichts tun gegen die unheimlichen Projektionen und gegen den kristallenen Tod.
    Alle Hoffnungen der Eingeweihten, die der Normalbevölkerung stets neue Hoffnungen und Durchhalteparolen liefern mußten, ruhten auf DORADO, der Dimensionsmaschine, die unter der Leitung von Boris Siankow im Orbit des Saturnmonds Titan zusammengebaut werden sollte.
    Doch ob diese Hoffnungen berechtigt waren oder ob man einer Katastrophe wirklich unvorstellbaren Ausmaßes entgegensteuerte, das war und blieb die ganz große Frage.
    Vor zwei Millionen Jahren war die Maschine, die im Auftrag des Ritters der Tiefe Permanoch von Tanxbeech zur Verteidigung des Mars in der Magellan-Fabrik GONDARAK gebaut wurde, beim Versuch der Inbetriebnahme mit verheerenden Folgen explodiert. Niemand konnte vorhersagen, ob das nicht wieder so geschehen würde - und damals waren kompetentere Konstrukteure als die heutigen am Werk gewesen.
    Die Sinta-Projektionen, von denen angenommen wurde, daß sie das Solsystem und die Aktivitäten der Terraner auszuspionieren hatten, waren erloschen. Ihre Bemühungen, den Bau von DORADO zu sabotieren, hatten keinen Erfolg gehabt. Boris Siankow arbeitete wie besessen an seinem Projekt weiter, ungeachtet aller Mahnungen und Warnungen.
    NATHAN verweigerte sich und verwendete zwanzig Prozent seiner Kapazität darauf, unter anderem die Geschichte der Galaxis und ihrer Zivilisationen zu dokumentieren - allerdings in einer ganz und gar verfälschten und unwahren Form.
    Aaron Sebastian, der menschenscheue Sonderling, der sich wie ein nach Luft ringender Ertrinkender aus der Besprechung mit Geo Sheremdoc geflüchtet hatte, war es zu verdanken, daß die Aktivitäten NATHANS wenigstens zu einem Teil ans Licht gekommen waren. Er, der wie kein anderer mit der Mondsyntronik vertraut war, hatte zu einem Teil herausgefunden, was NATHAN im verborgenen trieb. Aber Aaron vertrat ebenfalls die Meinung, daß dies noch lange nicht alles sein konnte.
    NATHAN war viel zu intelligent, um sich durch „Entdeckung" verborgener Speicher in seine Karten sehen zu lassen. Sebastian glaubte deshalb daran, daß unter der Oberfläche viel mehr ablief als nur die Dokumentierung einer falschen Galaxis-Geschichte und die unendlich erscheinende Reihe von Namen, die er als Totenliste bezeichnet hatte.
    Vorher, als noch niemand etwas von dieser Liste ahnte, war das Folgende geschehen...
     
    *
     
    „Ich erhöhe", sagte Donald Hyams eine Sekunde, bevor der Alarm losheulte. „Ich gehe auf Sieben - wer hält mit?"
    Er berührte ein Sensorfeld an dem viereckigen Tisch, an welchem die vier Techniker saßen. Jeder von ihnen hatte einen 3-D-Kubus von etwa zwanzig mal zwanzig Zentimetern Länge vor sich, und daneben die Sensortastatur, mit dem sie ihre Figuren steuerten. Sie spielten eine Art dreidimensionales Schach, bei dem mit jeder Schwierigkeitsstufe erstens alles viel schneller wurde - und zweitens der mögliche Gewinn um eine Zehnerpotenz größer.
    Heute hatte Don Hyams geglaubt, seinen Dauerrivalen Jolenean Prascabutti endlich schlagen und dabei einen gehörigen Jackpot einstecken zu können, nach drei zuletzt unentschieden ausgegangenen Spielen.
    Doch der NATHAN-Alarm machte seine Träume zunichte.
    Die vier Techniker hielten sich in der engeren Peripherie der Syntronik auf, genauer gesagt, im STALHOF, dem Planungshauptquartier für besondere Einsätze der Kosmischen Hanse.
    „Was soll das?" rief Hyams entgeistert. „Ausgerechnet jetzt! Ist NATHAN endgültig übergeschnappt?"
    Es schien so, denn die Kunststimme, die den ohnehin schon ohrenbetäubenden Alarm um einige Phon überstieg, forderte alle in STALHOF befindlichen Personen dazu auf, sich unverzüglich zu entfernen.
    „In zehn Minuten", erklärte die Mondsyntronik, „wird der gesamte Innere Bereich mit Betäubungsgas geflutet und einer Strahlung ausgesetzt, die das Nervensystem aller noch anwesenden Galaktiker nachhaltig lahmt.
    Es darf niemand mehr in diesem Bereich anwesend sein. Es ist genug Zeit für jeden, sich per Transmitter oder Schneilift in Sicherheit zu bringen. Ab sofort haben nur noch Träger der von ES verliehenen Unsterblichkeit Zutritt zum STALHOF. Es erfolgt keine weitere Erklärung. Die Frist läuft - ab jetzt!"
    Die Techniker waren aufgesprungen. Hyams und seine Kollegen starrten sich mit offenem Mund an. Keiner von ihnen fand Worte. Laut zählte die Kunststimme den Countdown herunter, ohne daß der nervtötende Heulton abgestellt
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