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171 - Teutelstango

171 - Teutelstango

Titel: 171 - Teutelstango
Autoren: Dämonenkiller
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Entspannung.
    Vor ein paar Tagen hatten sie noch im tiefsten Dschungel gesteckt und gegen Machendra und seine Drachenmenschen gekämpft. Machendra war zerfallen, die Menschen von seinem unheiligen Bann befreit, und Dorians und Cocos gemeinsame Freundin Feodora Munoz, die Hellseherin, hatte ihren Bruder Lucio relativ unversehrt in die Arme schließen können.
    Dann waren ein paar kleine Enttäuschungen gekommen. Olivaro alias Elia Gereon hatte sie keinen Blick in die geborgenen Fragmente seines Archivs werfen lassen, und auch von Rebeccas Blutuhr, die hier vermutet worden war, gab es keine Spur. Und schließlich war auch noch der Flug gestrichen worden, mit dem sie von Brasilia aus weiter wollten. Die einzige Möglichkeit, außer Landes zu kommen, ging aus unerfindlichen Gründen im Moment nur über Rio de Janeiro.
    Also waren sie jetzt in Rio und warteten auf den Abflugtermin ihrer Maschine nach Chile. Offenbar gingen in Brasilien die Uhren eben ein wenig anders.
    Und Dorian und Coco hatten beschlossen, sich nach den Strapazen eine Reihe schöner Stunden in Rio zu machen. Deshalb hatten sie auch den ersten Flug sausen lassen und bummelten durch die riesige Millionenstadt am Fuße des Zuckerhuts. Der Karneval war zwar längst vorbei, zeigte aber noch überall seine Nachwirkungen, und überall wurden schon die Vorbereitungen fürs nächste Jahr eingeleitet.
    Nichtstun, fand Dorian, während die Saalbeleuchtung gedämpft wurde, konnte auch eine gewöhnungsträchtige Beschäftigung sein. Zumal die nächsten Gefahren noch ein wenig auf sich warten lassen würden…
    Er schnipste zwei Players aus der Packung, setzte sie in Brand und reichte eine an Coco weiter. „Bringen wir den Göttern ein Rauchopfer, auf daß sie uns noch ein wenig Ruhe gönnen", flachste er. Coco lächelte nur.
    Unten wurde es still. Auch die anderen Gäste auf der heißen Galerie blickten jetzt nach unten zur Bühne. Es gab hier anstelle einer Schutzmauer eine großzügige Geländerverglasung, die reflexfrei war und eine gute Sicht nach unten bot. Auf der Bühne flammte Beleuchtung auf. Musik erklang; ob vom Tonband oder von einem versteckt plazierten Orchester, war nicht auf Anhieb zu erkennen. Dann betraten die Tänzer die Bühne.
    Nein, sie betraten sie nicht - sie ertanzten sie sich, sie schwebten, sie wirbelten im Rhythmus der Melodien. Ein faszinierendes, farbenprächtiges Spektakulum entstand, von einer einfallsreichen, phantastischen Illumination verstärkt. Don Felipe Aracan und seine Männer und Mädchen zeigten ihr Können.
    Dorian war fasziniert.
    Die Tangotänzer und -tänzerinnen erzählten eine Geschichte, die jeder verstehen konnte. Eine Geschichte von Liebe und Leid, von Leben und Tod, von schönen und scheußlichen Dingen, von Verlieren und Finden, von Verletzen und Heilen, von Hassen und Verstehen. Jede Gefühlsregung fand ihren Niederschlag in tänzerischen Bewegungen, und Dorian begriff kaum, wie es möglich war, ausgerechnet mit Tangobewegungen so viel auszudrücken. Ihm selbst fehlte dazu einfach die Vorstellungskraft, und er konnte wohl nachvollziehen, was ausgedrückt wurde, nicht aber selbst vordenken. Er empfand größte Bewunderung für die Tänzer. Sie schufen mit ihrem Tango-Ballett ein unvergleichliches Kunstwerk.
    Die Zeit verstrich unbemerkt, und als die Pause angekündigt wurde, war Dorian enttäuscht, aber dann begriff er, daß die Tänzer und Tänzerinnen diese Pause dringend nötig hatten. Sie verausgabten sich völlig.
    „Eine halbe Stunde", murmelte Dorian. „Eine halbe Stunde müssen wir jetzt überbrücken. Was hältst du davon, wenn wir diese wunderschöne Aussichtsplattform solange verlassen und uns unten, vorwiegend in der Nähe der Ventilatoren, aufhalten? Coco - hörst du mir überhaupt zu?"
    Sie starrte immer noch auf die inzwischen wieder leere Bühne, die sich erst in gut dreißig Minuten erneut mit wirbelndem Leben füllen würde. Jetzt wandte sie endlich den Kopf und sah Dorian an.
    Sie schien wie aus einem Traum zu erwachen.
    „Er ist ein Dämon", sagte sie.

    Diego Cuarto gab sich einen erschöpften Eindruck. Es fiel ihm allerdings nicht schwer, zu schauspielern. Er brauchte nur Schweißtropfen hervorzuzaubern und ein wenig tiefer zu atmen, sich langsam zu bewegen… Er paßte sich sehr gut den anderen an, die jetzt gleich ihm zu ihren Garderoben eilten. Sie waren alle reif für die Dusche, aber das würde nichts nützen. Schon nach den ersten fünf Minuten der zweiten Vorstellungshälfte waren
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