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1704 - Teuflische Abrechnung

1704 - Teuflische Abrechnung

Titel: 1704 - Teuflische Abrechnung
Autoren: Jason Dark
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ließen.
    Tanner war nicht das erste Mal als Zeuge geladen. Er beantwortete die Fragen zu seiner Person, dann kam der Richter auf den Fall zu sprechen und stellte seine entsprechenden Fragen.
    Tanner wusste, wie er zu antworten hatte. Er saß hier, und es war eine der seltenen Gelegenheiten, bei der er keinen Hut trug. So sah jeder seine grauen dünnen Haarsträhnen, die er über die Kopfplatte hinweg nach hinten gekämmt hatte.
    Der Chiefinspektor antwortete auf die ihm gestellten Fragen. Jeder im Saal hörte ihm zu, auch der Killer, der hin und wieder hart auflachte, ansonsten keinen Kommentar abgab.
    Tanner wusste nicht, was ihn so amüsierte. Die Freiheit würde er nie mehr wiedersehen.
    Als Tanner den Zeugenstand verließ, sprach Lex Larkin ihn an. Er hatte seine Stimme erhoben. Sie zitterte, war rau, aber deutlich zu verstehen.
    »Tanner, mein Freund, wenn du denkst, dass für dich damit alles vorbei ist, dann hast du dich geirrt. Es geht weiter.«
    Tanner blieb stehen. Er nickte Larkin zu. »Ja, es geht weiter. Für uns beide. Für mich in meinem Job, für Sie aber für den Rest Ihres Lebens hinter Gittern.«
    Larkin lachte. »Du wirst dich noch an mich erinnern, Tanner, das kann ich dir schwören. Ich habe Freunde, sehr gute Freunde sogar. Die werden jetzt sauer auf dich sein. Mach dich auf etwas gefasst. Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen. Ich habe Zeit, sehr viel Zeit, und meine Freunde haben es auch.«
    Tanner sagte nichts. Er ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu und verließ den Saal. Im Flur wich er zwei Reportern aus und setzte sich auf eine Bank, die eine Etage tiefer in einem Nebenflur stand. Dort wischte er sich den Schweiß von der Stirn und dachte über die Worte des Killers nach.
    Schon öfter waren Drohungen gegen ihn ausgestoßen worden. Diese hier hatten eine besondere Qualität. Er wusste selbst nicht, weshalb er so intensiv darüber nachdachte, denn was ihm da gesagt worden war, hatte ziemlich abstrakt geklungen.
    Und doch hatte er im Laufe der Jahre lernen müssen, dass es auch das Abstrakte und Unwahrscheinliche in dieser Welt gab. Es waren die Vorgänge, die man oft nicht erklären konnte oder nur dann, wenn man seinen Geist geöffnet hatte und über den Tellerrand hinwegschaute. Das hatte er öfter in seinem Beruf tun müssen, denn einer seiner Freunde, John Sinclair, hatte ihn dazu gebracht.
    Es gab Dinge, die im Verborgenen lauerten. Die nicht so einfach zu erklären waren, wo sich Mythen mit der Realität vermischten, und dieser Lex Larkin hatte so überzeugend gesprochen, dass man schon nachdenklich werden konnte.
    Er nahm die Warnung nicht auf die leichte Schulter. Und er vergaß auch die Verbindung zu den Engeln nicht, die der Mörder angeblich hergestellt hatte.
    Das war auch bei der Vernehmung der jungen Frau herausgekommen. Als sich Larkin noch normal verhalten und nicht sein wahres Gesicht gezeigt hatte, hatte er viel über Engel gesprochen. Und das mit einer wahren Begeisterung.
    Etwas gab ihm Kraft. Es hatte dafür gesorgt, dass ihm die entsprechenden Antworten leicht über die Zunge gegangen waren.
    Tanner stand auf. Sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen tat ihm nicht gut. Er wollte in sein Büro gehen und sich seiner Arbeit widmen. Neue Fälle würden kommen, das stand fest. Ruhe bekam er nie, und das war für ihn auch gut so.
    Er setzte seinen Hut auf und verließ das Gerichtsgebäude.
    ***
    Das Urteil wurde schnell gesprochen. Zwei Tage nach dem ersten Verhandlungstag. Der Richterspruch überraschte Tanner nicht. Der Mörder wurde nicht in ein normales Zuchthaus gesteckt. Er kam in eine psychiatrische Klinik und sollte dort bis zu seinem Lebensende bleiben.
    Die Zeitungen berichteten ebenfalls über den Richterspruch und schrieben auch darüber, wie sich Larkin verhalten hatte.
    Er hatte gelacht. Es hatte ihn amüsiert und er hatte noch davon gesprochen, dass noch längst nicht alles vorbei war. Dass man noch von ihm hören würde, so oder so.
    Daran glaubten die Journalisten nicht. Tanner jedoch las die Artikel mit anderen Augen und er konnte dabei ein ungutes Gefühl nicht unterdrücken. Dieser Lex Larkin war zwar ein Mensch, aber in einer besonderen Situation, und was er wirklich in der Hinterhand hielt, das wusste niemand.
    Tanner schwor sich, den Mann nicht aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Er wollte dessen Weg in der Klinik verfolgen. Wenn er jemand war, der tatsächlich mit anderen Mächten in Verbindung stand, dann war keine Mauer dick
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