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170 - Logbuch der Hölle

170 - Logbuch der Hölle

Titel: 170 - Logbuch der Hölle
Autoren: Dämonenkiller
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auch sofort bereit, der Frau diesen letzten Dienst zu erweisen und an dem frommen Betrug teilzunehmen.
    Der Kapitän führte den jungen Mann zur Kabine der Sterbenden.
    Folgendes solltet Ihr wissen,
sagte der Kommandant zu dem jungen Mann,
damit Ihr Eure Rolle richtig spielen könnt. Die Frau heißt Sarah Richley, ihr Sohn Peter. Er stammt aus Yorkshire…
    „Und?" fragte Linnero in die plötzlich entstandene Stille.
    „Der junge Mann
war
Peter Richley und stammte aus Yorkshire. Der Betrug war keiner, die Frau war tatsächlich seine Mutter. Sie starb nicht, sondern lebte danach noch zwanzig Jahre mit ihrem Sohn in Sidney."
    „Soviel zur Verkettung von Zufällen", sagte Jeff Parker leise. „Ich nehme an, daß dieser junge Mann zur Besatzung der zuerst gesunkenen
Mermaid
gehörte."
    Paco nickte.
    „So ist es, Sir", antwortete er und schloß die Augen. „Der Wind hat sich geändert."
    Ungewollt hatten sich die anderen so sehr in den Bann von Pacos Erzählung schlagen lassen, daß sie darüber fast ihre Pflichten vergessen hatten. Eric Chambers flitzte zum Ruder hinüber. Jeff Parker kletterte den Niedergang hinauf und schaute nach dem Himmel.
    Der Himmel war wolkenbedeckt. Inzwischen war es dunkel geworden, zwischen den dicken Haufenwolken blitzte ab und zu das Licht des Mondes auf.
    „Ein Unwetter", stieß Paco hervor. „Kein Sturm, nur ein Gewitter. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen."
    Jeff zog prüfend die Luft durch die Nase. Der Wind war aufgefrischt, auf den Wellen waren leichte Schaumkämme zu sehen. Noch immer behielt die ESTRELLA DEL SUR dank des selbststeuernden Doppelspinnakers ihren Kurs bei.
    „Wollen Sie beidrehen?" fragte Paco Jaime d'Alessandro. Der Eigner sah sich kurz um und schüttelte dann den Kopf.
    „Ich sehe keinen Grund dafür", sagte er. „Daß der Wind ein bißchen aufgefrischt ist, reicht zum Beidrehen nicht aus. Den Unerfahreneren wird der stärkere Seegang zwar ein wenig auf den Magen schlagen, aber je eher sie seefest werden, um so besser."
    Aus dem Innern der ESTRELLA DEL SUR klangen ein paar Flüche, als eine besonders hohe Welle das Boot wie einen Fahrstuhl in die Höhe hob und ebenso rasch wieder hinabgleiten ließ. Dem Tonfall nach zu schließen war Pedro der Flucher.
    „Er wird es noch lernen", meinte Jaime d'Alessandro gelassen.
    Am Horizont flammten die ersten Blitze auf. Wie üblich entluden sich die elektrischen Energien in der Regel zwischen den Wolken. Es war ein beeindruckendes Schauspiel - die Luft war sehr klar und die Sicht sehr gut. Außerdem gab es außer dem Rauschen des Wassers an den Bordwänden kein Geräusch, das das Donnergrollen hätte übertönen können.
    „Das Gewitter kommt auf uns zu", stellte Paco fest.
    Er hatte noch nicht geendet, als auch schon in unmittelbarer Nähe ein Blitz züngelte. Das Tosen des Donners folgte sofort. Der Blitz hatte sich unmittelbar über dem Boot entladen.
    „Jetzt wird es laut", rief d'Alessandro gutgelaunt.
    Immer rascher folgten die Blitze aufeinander. Das Licht war so grell, daß die Menschen danach sekundenlang nichts mehr sehen konnten, das Donnern rollte in ihren Ohren und Köpfen fort.
    Und dann traf ein Blitz das Boot…

    Von einem Augenblick zum anderen war das Schiff in gleißendes Licht getaucht. Parker spürte Feuerströme durch seinen Leib reisen. Vor Schmerzen krümmte er sich zusammen. In seinen Ohren dröhnte es. Er verlor völlig die Orientierung.
    Er spürte noch, wie ein paar harte Fäuste nach ihm griffen, dann versank er in die Wohltat einer Ohnmacht.
    Als er wieder erwachte, waren nur wenige Augenblicke vergangen. In seinen Gliedern tobte noch immer der Schmerz, sein Herz schlug rasend schnell, und im Mund hatte er einen unangenehmen metallischen Geschmack.
    Das grelle Leuchten war verschwunden, statt dessen gab es nun eine fahle, irrlichternde Beleuchtung, die von dem St. Elms-Feuer kam, das das ganze Boot eingehüllt hatte. Kleine blaue und gelbe Flammen tanzten auf der Takelage, auf der Reling und den Segeln. Feuerschein loderte über den Metallteilen des Ruders, das langsam hin und her schwang.
    Parker wandte den Kopf. Er sah auf die Tür des Niedergangs.
    Aus dem Bootsinnern erklangen Rufe, Husten und Würgen. Schmerzensschreie waren zu hören, und dann sah Parker dichten Rauch aus dem Niedergang nach oben wirbeln.
    Ächzend kam Parker wieder auf die Beine. Paco stand neben ihm und sah ihn forschend an. „Alles in Ordnung, Sir?"
    Parker nickte mühsam, die Hände gegen den Leib
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