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170 - Logbuch der Hölle

170 - Logbuch der Hölle

Titel: 170 - Logbuch der Hölle
Autoren: Dämonenkiller
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hatte für den Bruchteil einer Sekunde die Energie in den Augen des Alten aufblitzen sehen.
    „Ich kenne eine solche Geschichte", sagte Paco langsam. „Ich habe sie von einem uralten Sailor gehört, damals, als ich noch ein ganz junger Bursche war. Der Mann, der mir diese Geschichte erzählt hat, war der Sohn eines Seemanns, der dieses Abenteuer erlebt hat. Später hat es dann irgend jemand auch aufgeschrieben."
    „Wann spielt die Geschichte?" fragte Unga.
    Die Besatzung hatte sich vollzählig in der Messe versammelt. Eric Chalmers, der Ruderwache hatte, hielt sich allerdings an der obersten Stufe des Niedergangs auf, um sowohl die Erzählung verfolgen als auch das Ruder im Auge behalten zu können.
    „Sie beginnt im Oktober im Jahre des Herrn 1829", begann Paco. Er feuchtete seine Kehle mit etwas Rum an, dann sprach er weiter.
    „Das Schiff war die
Mermaid,
was soviel bedeutet wie Meerjungfrau…"
    „Daß sich unter Seeleuten eine Jungfer so lange hält…", warf Pedro ein. Niemand reagierte auf den schlechten Scherz.
    „Die
Mermaid
war ein Schoner, ein gutes, schnelles Schiff. Kapitän war Samuel Nolbrow, und er sollte die
Mermaid
von Sidney nach der Collier-Bai führen. An Bord waren beim Auslaufen achtzehn Mann Besatzung und drei Passagiere. Am Ende des vierten Tages nach dem Auslaufen legte sich der Wind. Die
Mermaid
geriet in eine Flaute. Zu dem Zeitpunkt hatte die
Mermaid
die Torres-Straße erreicht."
    Evita machte ein fragendes Gesicht.
    „Eine Seestraße zwischen Australien und Neu-Guinea", warf Parker erklärend ein. „Nach ihrem Entdecker genannt, ein klippenreiches, tückisches Gewässer."
    „Wenig später kam Sturm auf, ein richtiger Sturm, nicht so ein kleines Unwetter, das nur Landratten für einen Sturm halten. Die
Mermaid
war bald nicht mehr im Ruder zu halten, die See drohte sie auf Legerwall zu werfen. Kapitän und Besatzung taten alles, um das Schiff vor dem Schlimmsten zu bewahren, aber es gelang ihnen nicht. Die
Mermaid
lief auf ein Korallenriff und schlitzte sich den Rumpf auf. Der Käpten gab den Befehl, das Schiff zu verlassen. Nur knapp hundert Faden entfernt war trotz des Sturmes ein Felsen auszumachen, der hoch genug aus dem tosenden Meer ragte. Nolbrow verließ, wie es sich geziemt, das Schiff als letzter. Als er den Felsen erreichte, konnte er erleichtert feststellen, daß er nicht einen Mann verloren hatte - Passagiere und Besatzung waren wohlauf."
    „Brrrr", machte Carina. „Wenn ich mir das vorstelle - nur ein Stück Fels, dazu Sturm - ich würde das nicht
wohlauf
nennen."
    Ungerührt setzte der Alte seine Erzählung fort.
    „Drei Tage und Nächte hielten die Menschen dort durch, ohne Wasser und Nahrung, dann wurden die Schiffbrüchigen gesichtet. Ein Schiff namens
Swiftsure
nahm die Geretteten auf. Diese Bark hielt Kurs entlang der Küste von Neuguinea. Am fünften Tag der Fahrt geriet die
Swiftsure
in eine starke Strömung, die auf keiner Seekarte der damaligen Zeit verzeichnet war. Das Schiff wurde mit der Breitseite gegen Felsen gedrückt und begann auseinanderzubrechen. Immerhin reichte die Zeit, daß alle Mann an Bord in die Boote gehen konnten. Wenig später verschwand die
Swiftsure
von der Oberfläche des Meeres. Wieder wurden alle gerettet."
    „Und das ist wirklich wahr?" fragte Jaime d'Alessandro skeptisch.
    „Ich berichte nur, was ich von einem Mann gehört habe, dessen Wort ich vertraue", antwortete Paco. „Aber mit diesem neuerlichen Schiffbruch ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Noch am Tage des Untergangs der
Swiftsure
wurden die Leute in den Booten von dem Schoner
Governor Ready
gesichtet und an Bord genommen. Die
Governor Ready
hatte selbst zweiunddreißig Mann an Bord, und mit den Geretteten von zwei anderen Schiffen war das Boot ein wenig überlastet. Trotzdem segelte es nach Westen weiter - allerdings nicht sehr lange… "
    Gelächter brandete in der Kajüte der ESTRELLA DEL SUR auf.
    „Was denn, noch ein Schiffbruch?" rief Eric Chalmers.
    „Auf See gibt es viele seltsame und unerklärliche Dinge, Fügungen des Schicksals wie nirgendwo sonst", antwortete Paco bedächtig.
    „Vielleicht hatte jemand die Nerven verloren und nicht aufgepaßt, als er versuchte, die nassen Kleider zu trocknen - jedenfalls geriet das Schiff in Brand. Die Besatzung kämpfte verzweifelt gegen den lodernden Brand an, aber es half nichts - das Schiff mußte aufgegeben werden. Wieder gingen alle in die Boote - meilenweit vom Festland entfernt, weit abseits der normalen
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