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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars
Autoren: Unbekannt
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Sheravyl-Monster durch fast alle bekannten Materialien zu fressen vermochte. Tyler Danning stutzte plötzlich. „Siehst du das?" fragte er und deutete auf den Schirm. Die Abläufe in der Schale begannen sich zu verlangsamen; der Effekt war deutlich zu erkennen. Die unaufhörlich ablaufende Verwandlung von einer Lebensform in eine andere hatte sich auf einmal verzögert. Sheldon Freece nickte und trat neben Danning. Freece war einen halben Kopf kleiner als Danning, ein hagerer Mann mit auffallender heller Haut, voller Sommersprossen, mit rötlich schimmerndem Haar. Äußerlich ließ sich kaum ein seltsameres Paar denken als diese beiden Männer, tatsächlich arbeiteten sie seit zwei Jahren hervorragend zusammen. „Es geht langsamer", stellte er fest.
    Er deutete auf den Schirm. „Ist das ein endogener Effekt, oder haben wir das verursacht?"
    Danning begriff sofort, was Freece im Sinn hatte. „Das wird sich zeigen", murmelte er. „Gib mehr Energie auf den Schutzschirm!" Diese Sicherheitsvorkehrungen waren unbedingt notwendig; vier Forscher hatten in den letzten Jahren ihren aus Ehrgeiz geborenen Leichtsinn mit dem Leben bezahlen müssen. Das Sherayyl-Leben war von mörderischer Gier, ein pflanzlicher Killer mit einem ungeheuren Repertoire. Es konnte mutierte Bakterien versprühen, denen man nur mit massiven Medikamentengaben beikommen konnte, und diese Hilfe mußte sehr schnell kommen. Es bildete Ranken und Tentakel aus, verschoß nadelspitze Stacheln, die zolldickes Holz durchschlagen konnten. Ein Forscher hatte einen solchen Angriff überlebt - aber unter der Nachwirkung des halluzinogenen Gases, das er dabei eingeatmet hatte, dämmerte er noch heute in einer Spezialklinik vor sich hin. Vor allem in der Produktion von Säuren hatte sich das Leben des Sheravyl-Biotops hervorgetan; es hatte Stoffe entwickelt, die in keinem chemischen Handbuch zu finden waren, Flüssigkeiten, die sich durch Stahl und Glassit fraßen, die anderes Leben in Sekundenbruchteilen in einen fauligen Brei verwandeln konnten.
    Daher das Spezial-Glassit und - als äußerste Vorsichtsmaßnahme - das Einsperren dieses Lebens unter einem energetischen Schutzschirm. Sheldon Freece schaltete dessen Stärke herauf. „Mal sehen, was sich ergibt", murmelte Danning. Die Syntronik überwachte das Experiment und registrierte die anfallenden Datenmengen. Auf einem Kontrollmonitor leuchtete ein Wert auf. „Verlangsamt um knapp dreißig Prozent", stellte Danning fest. „Jetzt schwächer..." Kaum hatte Sheldon Freece den energetischen Schutz abgeschwächt, als das Leben in der Schale auch wieder zu brodeln begann. Tyler Danning stieß ein Schnauben aus. „Also doch!" knurrte er. Ein Problem im Umgang mit dem Sheravyl-Biotop war der Umstand, daß alle Aussagen darüber von bemerkenswert vergänglichem Charakter waren.
    Was heute als gesicherte Erkenntnis galt, war morgen nicht mehr anwendbar, weil sich alle Parameter wieder geändert hatten. Noch während der Hyperraum-Parese hatte das Sheravyl-Biotop in dem Verdacht gestanden, alle erreichbare Energie gleichsam in sich aufzusaugen und als Motor für sein ungehemmtes Wuchern zu benutzen. Dieser Effekt schloß Starkstrom und die Energie von Handwaffen ein, wie einige Überlebende der ersten Attacken berichtet hatten. Aus diesem Grund war auch darauf verzichtet worden, das gefährliche Biotop mit modernen Waffen anzugreifen. Später war davon nicht mehr die Rede gewesen. Das Biotop im Jahr 1200 NGZ und jenes Leben, dem beispielsweise einige der Ertruser aus Lyndaras Truppe zum Opfer gefallen waren, hatten nur mehr wenig gemeinsam gehabt, und seither hatte sich das Areal abermals geändert. Stand nun ein neuer Entwicklungsschritt bevor? Vor einer Möglichkeit zitterten die Forscher bereits seit dem Jahre 1200 NGZ. Es bestand die Gefahr, daß das Sheravyl-Biotop bei seinem alles erstickenden Wuchern und Wachsen nicht nur auf das in ihm enthaltene genetische Potential zurückgriff, sondern auch DNS-Teilstücke benutzte, die in den Körpern seiner Opfer enthalten gewesen waren. Aus den eigenen Reserven heraus vermochte das Biotop nur pflanzliches Leben zu erzeugen. Das war schon schlimm genug. Beim Rückgriff auf menschliches oder tierisches Erbgut aber war denkbar, daß sich in diesem brodelnden See aus Genen Geschöpfe entwickelten, die höher entwickelt waren als Pflanzen. Tiere vielleicht, die über neue, bislang unbekannte Eigenschaften und Fähigkeiten verfügten, monströse Geschöpfe, denen nur mit
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