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1680 - Gedanken des Grauens

1680 - Gedanken des Grauens

Titel: 1680 - Gedanken des Grauens
Autoren: Jason Dark
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keinen Grund.«
    »Das sagen Sie, Mr Brooks. Es muss aber einen geben. Wir sitzen hier und haben Zeit genug. Wir können von vorn anfangen.«
    »Und wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach. Sie berichten mir, wie der vergangene Tag und der Abend so verlaufen sind. Da könnten wir womöglich eine Erklärung finden.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Sie sollten sich trotzdem daran erinnern, Mr Brooks. Für Sie ist es sehr wichtig.«
    Er verdrehte die Augen, wischte über seine hohe Stirn und begann zu grübeln. Auf mich machte er einen schon fast verzweifelten Eindruck, denn er sah nicht eben wie ein Mensch aus, der erst vor Kurzem einen Amoklauf hatte beginnen wollen.
    »Was wollen Sie denn hören?«
    »Das habe ich Ihnen gesagt.«
    Brooks schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Es ist doch alles normal gewesen. Ich war im Institut. Ich bin gegen neun Uhr eingetroffen. Ich habe mit meiner Arbeit begonnen und sie gegen achtzehn Uhr erledigt.«
    »Gut. Und was geschah dann?«
    Er lachte mich aus. »Das wissen Sie doch. Ich habe Feierabend gemacht. Das ist alles.«
    »Wie haben Sie ihn verbracht? Sie sind ja schließlich zu dem Italiener gekommen.«
    »Ich habe mir etwas zu essen aus dem Kühlschrank geholt. Kaltes Roastbeef, wenn Sie es genau wissen wollen. Brot hatte ich auch. Beides habe ich gegessen und kaltes Bier dazu getrunken.«
    »Gut - und weiter?«
    »Das ist ganz einfach. Nach dem Essen habe ich mich vor den Fernseher gesetzt und…«
    Er stockte. »Und - und - ahm - ich weiß nicht. Lassen Sie mich nachdenken.«
    »Bitte.« Ich ahnte, dass ich bereits einem entscheidenden Punkt nahe gekommen war, denn Adam Brooks wusste plötzlich nicht mehr weiter, grübelte und hob die Schultern.
    »Ist das alles?«, fragte ich.
    »Kann sein.«
    »Aber Sie wollten mir doch erzählen, wie dieser Abend verlaufen ist, bevor Sie das Restaurant aufsuchten. Ist das für Sie etwa zu einem Problem geworden?«
    »Nein, das nicht.« Er schüttelte den Kopf.
    »Aber?«
    »Ich muss noch nachdenken.«
    »Bitte.«
    Das tat er intensiv. Es war ihm auch anzusehen, dass er sich alle Mühe gab. Er kam zu keinem Ergebnis, auch wenn er sich quälte. Immer mehr Schweiß zeigte sich auf seinem Gesicht, und dann musste er etwas zugeben.
    »Ich weiß es nicht mehr, Mr Sinclair. Ich - ich — habe es vergessen. In meinem Kopf befindet sich ein Loch. Das hört sich zwar lächerlich an, in meinem Fall allerdings entspricht es der Wahrheit.«
    Ich nahm es zur Kenntnis und fragte weiter: »Sie können sich also nur daran erinnern, dass Sie ferngesehen haben.«
    »Ja-nein…«
    »Was denn nun?«
    Er schlang die Finger seiner Hände ineinander und sagte mit leiser Stimme: »Das wollte ich. Ja, das habe ich gewollt. Aber es hat wohl nicht geklappt. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, was ich alles gesehen habe.«
    »Vielleicht nichts.«
    »Kann sein.«
    »Und ab wann setzt ihre Erinnerung wieder ein?«
    Auf diese Frage hin erntete ich ein sehr langes Nachdenken. Er konnte es nicht sagen. Er hob die Schultern. Er wand und quälte sich, bis er mit leiser Stimme zugab, dass er sich erst wieder erinnern konnte, als er aus seinem Zustand erwacht war.
    »Und da habe ich Sie und das andere Paar gesehen. Das ist wirklich alles.«
    »Haben Sie ein Auto?«
    »Ja.«
    »Wo steht es?«
    »Eigentlich immer in meiner Gegend. Es gibt da Parkplätze für die Anwohner.«
    »Sind Sie denn die ganze Strecke zu Fuß gegangen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie haben also eine Erinnerungslücke?«
    »Das muss man wohl so sagen.«
    »Und ist Ihnen das schon öfter passiert?«
    »Nein, nein«, sagte er schnell, um seine Antwort dann zu relativieren. »Ich kann mich nicht daran erinnern. Aber ich glaube nicht, wirklich nicht.«
    »Es war also das erste Mal, dass Ihnen so etwas passiert ist, Mr Brooks?«
    Er gab mir mit einem Nicken recht.
    »Und können Sie sich einen Grund vorstellen, wie es dazu gekommen ist? Jede Veränderung hat eine Ursache. Das ist so etwas wie ein Gesetz. Daran können Sie nichts ändern, und ich kann es auch nicht. Sie sind der Meinung, dass Ihnen einige Stunden fehlen.«
    »So kann man es auch nennen.«
    »Richtig. Und Sie können sich überhaupt nicht daran erinnern, was Sie getan haben?«
    »Ja, das trifft zu.«
    Ich ließ nicht locker. »Nicht irgendeinen Hinweis, der uns weiterbringen könnte?«
    »Da muss ich passen.« Er schlug gegen seine Stirn. »Wie ich schon erwähnte, in meiner Erinnerung befindet sich ein Loch. Mehr kann ich dazu
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