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1680 - Gedanken des Grauens

1680 - Gedanken des Grauens

Titel: 1680 - Gedanken des Grauens
Autoren: Jason Dark
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uralt, sondern auch gefährlich war.
    »Bleib da weg.«
    Sie ging tatsächlich zurück. »Ja, du hast recht. Das ist schon komisch gewesen.«
    Ich sah Suko an. Der stand da und hob die Schultern. Er hatte ebenso wenig etwas gespürt wie ich.
    Bevor wir über Glendas Veränderung sprechen konnten, hörten wir die Schritte aus dem Vorzimmer. Kurze Zeit später erschien Sir James in der Türöffnung und blieb überrascht stehen, als er uns versammelt sah.
    Einen Kommentar gab er nicht. Er richtete seinen Blick auf den bräunlichen Schädel.
    »Das ist er also.«
    »Genau, Sir«, bestätigte ich.
    »Und?«
    »Was wollen Sie hören?«
    »Das ist ganz einfach. Er sieht ja normal aus, aber ist er das auch?«
    »Uns hat er nichts getan«, meinte Suko. »Wir haben keine Verbindung zu ihm gehabt.«
    »Aha.«
    »Aber Glenda.«
    Sir James drehte den Kopf. Er schaute unsere Assistentin an. »Und? Was haben Sie gespürt?«
    Glenda hob kurz die Schultern. »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen, Sir. Es war etwas da. Es ist auch anders gewesen, doch eine genaue Erklärung kann ich Ihnen nicht geben. Tut mir leid. Ich spürte nur eine leichte Veränderung.«
    »Hm.« Sir James schaute von einem zum anderen. Dann trat er nach vorn und erreichte den Schreibtisch. Er musste nur über einen kleinen Teil von ihm hinwegfassen, um den Schädel zu berühren. Beide Hände legte er darum, kippte ihn leicht an und drückte ihn zurück, damit er sich die Vorderseite anschauen konnte.
    Wenn ich ehrlich war, gefiel mir seine Reaktion nicht. Auch Sukos Gesicht zeigte nicht eben einen Ausdruck von Begeisterung.
    Aber wir konnten unserem Chef nicht vorschreiben, was er tun und lassen sollte. Er hielt den alten Artefakt auch nicht lange umklammert und nahm sehr bald wieder seine alte Position vor dem Tisch ein. Jeder von uns wartete auf einen Kommentar, der aber nicht erfolgte. Sir James hielt den Blick nach unten gesenkt und sah dabei aus wie ein Mensch, der nachdenken musste.
    »Probleme, Sir?«, fragte ich.
    Er gab keine Antwort. Auf seinem Gesicht allerdings zeigten sich jetzt zahlreiche kleine Schweißperlen. Wir sahen, wie er stark Luft holte. Meine Sorge wuchs. Etwas stimmte nicht mehr mit Sir James. Ich trat dicht an ihn heran.
    »Sir, ist etwas mit Ihnen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Das wollte ich nicht einfach so stehen lassen. »Bitte, Sir, was ist passiert?« Auf eine normale Antwort musste ich auch jetzt verzichten. Dafür stemmte er sich aus seiner leicht gebückten Haltung wieder in die Höhe und drehte sich nach rechts, sodass er mir ins Gesicht schauen konnte.
    Ich sah auch in seines.
    Und ich war nicht begeistert, denn der Ausdruck in seinen Augen hatte sich verändert. Das war hinter seinen Brillengläsern genau zu sehen. Ich erschrak heftig, als ich sah, wie er mich anblickte. Das waren nicht mehr seine Augen, diese Blicke kannte ich nicht bei ihm. Sie waren mir völlig fremd.
    Auch Suko hatte es gesehen und sagte das einzig Richtige.
    »Er muss hier weg!«
    Genau das wollten wir tun. Ihn an den Armen fassen und aus dem Büro schieben. Es kam leider anders, und wir erlebten die Macht der anderen Seite. Unser Chef bewegte sich blitzschnell. Das hatten wir bei ihm noch nie gesehen, und damit hatte auch keiner von uns rechnen können. Nach dieser Bewegung hatte er sein Ziel gefunden.
    Das war ich.
    Er streifte mich, aber nicht, um mich von den Beinen zu werfen, er hatte etwas ganz anderes im Sinn. Hätte ich seine rechte Hand beobachtet, dann hätte ich auch rechtzeitig gesehen, wie sie unter meiner Jacke verschwand. Eine kurze Zeitspanne später kam sie wieder zum Vorschein. Nur war sie jetzt nicht mehr leer. Sir James hielt meine Beretta fest und presste die Mündung einen Augenblick später gegen meine Stirn…
    ***
    Es war eine Situation, die sich wohl keiner von uns gewünscht und mit der auch niemand gerechnet hatte. Man konnte auch nicht von einem Spaß sprechen, denn ein Blick in Sir James' Gesicht bewies uns, dass es ihm tödlich ernst war. Keiner sprach. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen, aber ich hatte die Arme halb erhoben, um zu zeigen, dass ich zunächst nicht daran dachte, Widerstand zu leisten. Alles war so fremd und so anders. Niemand von uns hatte damit rechnen können. Auch die Vorstellung, dass mich unser Chef bedrohte, wollte nicht in meinen Kopf. Ich bewegte nur die Augen und konnte so schielen, dass ich seinen rechten Zeigefinger sah. Er lag tatsächlich am Abzug. Ein leichtes Zittern, eine nicht
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