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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht
Autoren: Jason Dark
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hin, Schwester.«
    »Gut.« Sie trat von der Tür weg und ließ mich an sich vorbei. Ich öffnete die Tür behutsam. Wie jemand, der Furcht davor hat, einen anderen Menschen zu stören. Auf Zehenspitzen schlich ich in den Raum, schloss die Tür wieder und schaute mich um.
    Es gab hier zwei Betten. Eines davon war nur belegt, und so schaute ich von der Tür her auf Jane Collins, von der nicht viel zu sehen war, denn die Decke war bis zum Kinn hochgezogen. Ihre Arme allerdings lagen frei, denn man brauchte Stellen, um die Instrumente anschließen zu können.
    Die Schläuche gingen nicht nur von den Armen ab, auch in Janes Nasenloch steckte so ein dünner Schlauch. Instrumente standen im Hintergrund. Sie zeichneten die wichtigen Daten auf, aber das war für mich alles zu fremd. Viel wichtiger war sie.
    Ich blieb neben dem Bett stehen und beugte mich über Janes Gesicht. Es war so blass wie das einer Toten. Seltsamerweise hielt sie ihre Augen nicht ganz geschlossen. Ich sah, dass sie halb offen standen.
    Mein Gott, was hatte ich mir alles vorgenommen, wenn ich neben ihr stand. Ich wollte sie streicheln, ich wollte mit ihr reden, trotz ihres Zustandes. Jetzt war alles weg. Geblieben war der dicke Kloß im Hals, und der wollte einfach nicht verschwinden.
    Das Gesicht der Detektivin war eingefallen, und ich fand die Haut dünner als gewöhnlich. Beinahe durchsichtig.
    Ich sprach mit ihr, denn ich hatte endlich die Barriere überwunden. Die Worte drangen fast ungewollt über meine Lippen, ich hatte zuvor nicht über sie nachgedacht. So wie ich konnte eigentlich nur jemand reden, der Angst um einen Menschen hatte.
    »Jane, Himmel, was machst du nur für Sachen? Du weißt doch, dass du uns nicht allein lassen kannst. Deine Zeit ist noch längst nicht gekommen…«
    Ich erhielt keine Antwort. Es gab auch keine andere Reaktion. Ich hätte ebenso gut mit einer Puppe sprechen können, aber das war Jane Collins nicht. Ich musste sie als einen Menschen in einem besonderen Zustand ansehen und streckte jetzt meine Hand aus, um sie im Gesicht zu streicheln.
    Oft genug hatte ich Tote anfassen müssen und fürchtete jetzt, bei Janes Haut den gleichen Eindruck zu haben, was allerdings nicht zutraf. Die Haut an der Wange war nicht kalt. Eine gewisse Wärme war schon vorhanden und für mich ein Beweis, dass sie lebte. Das jedenfalls redete ich mir ein, um die Hoffnung nicht weiter sinken zu lassen.
    Ich schaffte es wieder, mit ihr zu reden. »Alle deine Freunde wären gern gekommen, aber du hast bestimmt Verständnis dafür, dass dies nicht möglich ist. Wir drücken dir die Daumen, wir sind davon überzeugt, dass du es schaffst. Ja, darauf setzen wir. Das musst du einfach, und ich weiß auch, dass du dich hier in guten Händen befindest. Man wird alles tun, damit du wieder gesund wirst. Und wenn das der Fall ist, werden wir ein Fest feiern, dass sich die Balken biegen, das verspreche ich dir…«
    Nichts bewegte sich an Jane, selbst die Wimpern blieben starr. Ich wartete einige Sekunden, bis ich meine nächsten Worte formuliert hatte. »Ich weiß nicht, ob es dich interessiert, aber ich kann dir sagen, dass dieser Echem nicht mehr lebt. Ich bin sogar dabei gewesen, als er starb. Mag sein, dass es für dich ein Trost ist. Das hoffe ich sogar.«
    Es ging mir etwas besser, nachdem ich das losgeworden war, was ich mir vorgenommen hatte. Sonst konnte ich nichts für Jane tun. Ich wusste auch nicht, in welch einer Welt oder Sphäre sie sich befand, und hoffte nur, dass sie irgendwann erwachte.
    Eine Klimaanlage sorgte für eine gleich bleibende Temperatur. Ich sah auch ein Fenster, aber die Scheibe war durch einen Vorhang verdeckt. Wieder schaute ich Jane an, nachdem etwas Zeit verstrichen war.
    Nein, sie hatte sich nicht verändert. Nach wie vor lagen die Lippen so blass aufeinander, und auch an den Augen hatte sich nichts verändert. Jedenfalls wusste ich jetzt, dass Jane Collins sich in guten Händen befand. Ich wollte auch nicht länger bleiben und hoffte, dass es meine Zeit zuließ, sie öfter zu besuchen. Besonders dann, wenn sie aus ihrem Zustand erwacht war.
    Ich hatte mich zum Gehen gewandt, als ich sah, dass sich die Türklinke bewegte. Wahrscheinlich kam die Schwester, um mich zu holen.
    Tatsächlich sah ich sie. Allerdings als zweite Person. Die Erste hatte mit dem Krankenhaus hier nichts zu tun, obwohl sie die Schutzkleidung trug, die ich auch anhatte.
    Sonst war sie anders gekleidet.
    Ich kannte sie nur in ihrem Lederoutfit, denn
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