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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu
Autoren: Unbekannt
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ihr wichtigstes Instrument. Denn anders als der Nakk war auch eine große Konstrukteurin der Arcoana außerstande, in den Supraraum zu blicken. Sie brauchte die Krücke - allein um nachzuvollziehen, was Paunaro sah. Der beste Rechner war ohne Daten wertlos. Und um diese Daten einzuholen, hatte sie Mgiraneas bringen lassen. Dieser zweite kleine Kasten war besser als alles, was die ATLANTIS besaß. Es war ein Orter, und zwar einer der besten Sorte. „Pulandiopoul", sagte sie. „Du redest mit Atlan. Berichte den Galaktikern, daß ich gemeinsam mit Paunaro einen Ausflug unternehme."
    „Wie du willst."
    Der Klang seiner Kieferrudimente war dumpf, ein bißchen eingeschnappt.
    Die LAMCIA und das Dreizackschiff fielen mit hoher Geschwindigkeit auf die Welt Canaxu nieder. Als Zielgebiet wählte Paunaro denselben Sektor, den Atlan schon bei seinem ersten Ausflug angesteuert hatte. Dieser Ausflug hätte fast in einer Katastrophe geendet. Größte Vorsicht, nahm sich Colounshaba vor, und zwar für den Nakken mit. In fremder Umgebung war Paunaro hilflos.
    Hundert Fadenlängen über dem Boden stoppten sie. Die Konstrukteurin kletterte durch dunkle Tunnel bis zum Hangar. Nach Pulandiopouls Verfehlung verzichtete sie darauf, sich von ihrem Gefährten zu verabschieden. Sie bestieg den Schlitten, öffnete die Schleuse und steuerte das Gefährt hinaus.
    Die Biotope dieser Welt erstreckten sich unter ihr in den wildesten Farben, unterschiedlich von Höhenzug zu Höhenzug. Colounshaba steuerte den Schlitten auf die TARFALA zu. Trotz der heftigen Höhenwinde hingen die Schiffe bewegungslos in der Luft. Am unteren Kugelende öffnete sich ein Luk. Vorsichtig steuerte sie den Schlitten heran. Paunaro kroch mit derselben Vorsicht auf die Plattform - oder war es seine Unbeholfenheit, die ihn achtsam erscheinen ließ?
    Der Nakk kam ohne Instrumente. Er brauchte auch keine.
    Sie wies ihm einen Platz am Rand der Scheibe zu, warf einen letzten Blick auf die schwebenden Schiffe und ließ die Plattform fallen. 30 Fadenlängen über dem Boden fing sie den Sturz auf und nahm Kurs in Richtung Norden. Der Himmel über dieser Welt war violett, und grüne Wolkenfelder zogen mit hoher Geschwindigkeit am Horizont entlang. Die Atmosphäre war atembar, die Temperatur erträglich. Eine gelbe, bisher namenlose Sonne schien mit harter Ultraviolettstrahlung, die den Bewohnern dieser Welt eine hohe Widerstandsfähigkeit abverlangte. „Spürst du jetzt etwas?" fragte sie den Nakken mit erhobener Stimme. „Ja", hörte sie gegen den Flugwind dessen Antwort. „Von wo kommt es?"
    „Ich weiß nicht."
    Damit waren sie genausoweit wie vorher. Colounshaba schlug willkürlich eine Richtung ein. Der Landstrich, den sie überflogen, lag etwas über Normalnull. Ein Meeresspiegel in dem Sinne existierte auf Canaxu zwar nicht, wohl aber ein Durchschnittswert. Es war ein grünes Land, mit endlosem Dickicht und felsigen Einsprengseln, wenigen Lichtungen und ohne offenes Wasser. Sie hielt direkt auf das Gebirge zu. Die Spitzen der Berge waren von weißem und rotem Schnee bedeckt; außerdem braute sich ein Sturm zusammen, man konnte es aus dieser Höhe sehen. Die ganze Zeit über schaute Colounshaba nach unten. Und die Felsen ...
    Der Anblick weckte einen seltsamen, rückschrittlichen Instinkt in ihr. Sie fühlte den Drang, sich zwischen die Nischen und Überhänge zurückzuziehen, ein Netz zu bauen und fetter Beute aufzulauern.
    Colounshaba rieb ihre Kieferzangen unmelodiös gegeneinander. „Was sagst du, Konstrukteurin?"
    „Nichts, Paunaro. Ich habe gelacht."
    Keine Antwort, aber sie hatte auch keine erwartet. Statt dessen befragte sie Mgiraneas, den Orter. Zunächst checkte sie den aufziehenden Sturm, und stellte fest, daß es besser war, dem Wetter auszuweichen. Die Windgeschwindigkeit war ungeheuer, jedenfalls für eine Sauerstoffwelt. Und sie war jetzt schon gespannt auf die Lebewesen, die solche Gewalten überstanden.
    Ansonsten gab Mgiraneas nicht die geringste Andeutung von sich. Die hyperphysikalische Präsenz, von der Paunaro gesprochen hatte, fiel nicht in den meßbaren Bereich. Hyperraum, so nannte es Paunaro. Sie selbst sagte Supraraum dazu. Der Begriff war an sich egal. Zeit und Raum waren Bestandteile des Supraraums; durch seine Existenz wurden sie aufgehoben, obwohl dies paradox klang. Wenn Paunaro etwas wahrnahm, so spielte theoretisch die Entfernung keine Rolle. Genausowenig die Zeit. In der Praxis jedoch sah das ganz anders aus. Es hing immer von der Art
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