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1667 - Gefangene der Pharaonen

1667 - Gefangene der Pharaonen

Titel: 1667 - Gefangene der Pharaonen
Autoren: Jason Dark
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keine Menschen, die sie an den Wänden sah, aber auch keine Tiere, das war eine Mischung aus beiden. Menschliche Körper, auf denen ein Vogelkopf mit spitzem Schnabel saß. Nackte Frauen mit Katzenköpfen. Sie sah eine Frau mit Löwenkopf und dazwischen auch menschliche Gesichter. Nie die von Frauen. Immer nur Männer starrten sie an, und als sie genauer hinschaute, da sah sie, dass es sich um einen einzigen Mann handelte, dessen Gesicht mehrmals an den Wänden erschien.
    Cleo war nicht in der Lage, etwas zu tun. Sie fand nicht die Kraft, sich aus dem Sessel zu erheben. Sie war voll und ganz in den Bann dieser Bilder geraten, und sie spürte das Böse und andere, das von ihnen ausging.
    Wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass ihr das, was sie präsentiert bekam, nicht unbekannt war. Das hatte sie schon ähnlich erlebt. Und nicht nur das. Sie erlebte es jeden Abend auf der Bühne, aber das hier war etwas anderes. Auf der Bühne war es ein Spiel, das in zwei Stunden vorbei war. Eine Geschichte aus dem alten Ägypten mit Gesang, Tanz und einem entsprechenden Inhalt. Aber hier…?
    Cleo fand keine Erklärung. Sie wusste nur, dass sie in etwas Unheimliches hineingeraten war. Das hatte mit den Stimmen begonnen und fand hier seine Fortsetzung.
    Die Gestalten glotzten sie an. Alle waren auf sie fixiert. Egal, von welcher Seite sie schauten. Wichtig für sie schien einzig und allein die Frau im Sessel zu sein. Die Zeit war für Cleo ausgeschaltet worden. Sie wusste nicht, ob Sekunden oder Minuten verstrichen waren, seit sie die Bilder an den Wänden bemerkt hatte. Sie blieb nach wie vor in ihrem Sessel sitzen, der ihr jetzt nicht mehr das Gefühl von Sicherheit vermittelte. Von allen Seiten fühlte sie sich bedroht, und sie hätte sich sogar vorstellen können, dass plötzlich Stimmen in ihrem Kopf aufbrandeten, weil sich diese Geschöpfe mitteilen wollten.
    Katzenköpfe. Der Kopf eines Ibisses. Dann die Frau mit dem Löwenkopf, die ihr die meiste Angst einjagte, weil sie wusste, wer dahinter steckte. Das war Sechmet, die Kriegsgöttin.
    Was kam, ging auch wieder. Zuerst konnte Cleo kaum glauben, was da geschah, aber die Bilder verloren ihre Farbkraft. Alles schwächte sich ab. Sie wurden blass und blasser und waren schließlich verschwunden.
    Es hatte ausgesehen, als wären sie in die Wände eingetaucht, um nicht mehr zurückzukehren. Darauf hoffte Cleo Sharid, und sie rührte sich weiterhin nicht vom Platz.
    Die Normalität hatte sie wieder. Die Wohnung sah normal aus. Unter der Decke brannte die flache Lampe. Gerade so hell, dass noch ein Buch gelesen werden konnte. Und doch hatte sich etwas verändert. Das war nicht zu sehen, sondern zu spüren. Cleo glaubte fest daran, von einer jetzt anderen Luft umgeben zu sein. Sie war viel klarer und schien von etwas Fremdem gefüllt zu sein. Fast zu vergleichen mit einer Luft, wie sie nach einem reinigenden Gewitter zu spüren war.
    Cleo fand auch die Sprache wieder und flüsterte sich selbst zu: »Was war das? Wo bin ich hineingeraten?«
    Wenn sie ehrlich war, dann lag die Antwort zwar nicht auf der Hand, aber sie war schnell zu finden. Es musste mit ihrer Rolle zu tun haben und damit, dass gerade sie dafür ausgesucht worden war, denn sie stammte aus Ägypten, auch wenn sie inzwischen die britische Staatsangehörigkeit besaß.
    Ihre alte Kraft kehrte zurück. Sie war sogar so stark, dass sie es schaffte, sich aus dem Sessel zu erheben. Mit leicht wackligen Knien blieb sie davor stehen. Sie spürte die dünne Schweißschicht auf ihrer Haut. Sie war wieder hellwach und sie wusste, dass sie keinen Schlaf finden würde, wenn sie sich jetzt hinlegte. Vielleicht würde sie sogar die gesamte Nacht wach bleiben, aber erst wollte sie ihren Durst löschen. Sie ging auf den Kühlschrank zu, in dem die Flasche mit dem stillen Wasser stand.
    Cleo schaffte es nicht mehr, die Tür zu öffnen. Sie berührte zwar den Griff, doch in diesem Augenblick meldete sich das Handy in ihrer linken Manteltasche…
    ***
    Wer rief um diese Zeit noch an?
    Cleo konnte sich keinen Menschen vorstellen, der um diese Zeit etwas von ihr wollte. Nicht von den Kollegen und auch niemand von den wenigen Freunden, die sie hatte. Sofort schoss in ihr der Gedanke hoch, dass dieser Anruf etwas mit den Ereignissen von vorhin zu tun hatte, obwohl niemand wissen konnte, was sich in ihrem Kopf und ihrer Wohnung abgespielt hatte. Das Handy dudelte weiterhin, während Cleo überlegte, ob sie sich
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