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1665 - In der Totenstadt

1665 - In der Totenstadt

Titel: 1665 - In der Totenstadt
Autoren: Jason Dark
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vertreiben. Leider hatten wir keine Telefonnummer, über die wir Fuller hätten erreichen können.
    Im März wurden die Tage schon länger. Unser Ziel hatten wir noch im Hellen erreicht. Bis zum Einbruch der Dunkelheit war es nicht mehr weit, und so hatten wir uns Getränke bestellt. Der Wirt wusste Bescheid, dass wir auf jemanden warteten. Er belästigte uns nicht weiter mit Fragen und diskutierte mit den beiden Männern über die Zukunft der Mühle. Dabei wurde er hin und wieder auch lauter, sodass uns seine Sorgen nicht verborgen blieben. Er brauchte eben mehr Gäste. Alles andere interessierte überhaupt nicht.
    Es ärgerte uns, dass wir keine Einzelheiten wussten. Es war uns leider nicht bekannt, um was es Harold Fuller genau ging. Über ihn persönlich wussten wir wenig oder nichts, denn da hielt sich der Geheimdienst bedeckt. Hätte unser Chef mehr gewusst, er hätte uns sicherlich aufgeklärt, so aber konnten wir nur warten und hoffen. Zwischendurch erschien auch die Lebensgefährtin des Besitzers. Eine Frau um die vierzig Jahre mit einer drallen Figur und kurzen blonden Haaren, die gefärbt waren. Sie trug eng sitzende Jeans und einen schwarzen Pullover, der ebenfalls sehr eng saß.
    Uns lächelte sie kurz zu, bevor sie sich zu den Männern an den Tisch setzte. Suko trank einen Schluck von seinem Mineralwasser, bevor er mir zunickte.
    »Irgendwie fühle ich mich an der Nase herumgeführt«, stellte er fest, »oder wie siehst du das?«
    »Ähnlich.«
    »Danke.« Er nickte. »Und wie lange sollen wir warten?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Willst du denn hier übernachten?«
    Ich blies die Wangen auf und ließ die Luft entweichen. »Glaubst du denn, dass es dazu kommen wird?«
    »Keine Ahnung. Ich rechne inzwischen mit allem. Man hätte uns wirklich mehr sagen können oder auch müssen. So sitzen wir nur hier herum.«
    »Stimmt. Freude macht es mir auch nicht. Aber was können wir tun? Nichts.«
    Hätte uns Sir James nicht den Auftrag gegeben, hätten wir bestimmt anders reagiert. So aber mussten wir weiterhin am Tisch sitzen und warten.
    Bevor wir uns für irgendetwas entscheiden konnten, hörten wir das Lachen der blonden Frau. Danach schob sie hörbar ihren Stuhl zurück, stand auf und kam zu uns.
    »Möchten die Herren noch etwas trinken?«
    Ich nickte. »Ja, eine große Flasche Wasser bitte.«
    »Kommt sofort. Und wie sieht es mit Essen aus? Kleinigkeiten kann ich Ihnen zubereiten.«
    »Später vielleicht.«
    »Gut.« Sie ging noch nicht und fragte: »Warten Sie auf jemanden?«
    »Ja.«
    Sie lächelte und senkte den Kopf. »Bitte, halten Sie mich nicht für zu neugierig, aber in diesen Zeiten, wenn nicht viel los ist, schließen wir recht früh.«
    Ich beruhigte sie. »Keine Sorge, Madam, bis dahin sind wir wieder verschwunden.«
    »So war das nicht gemeint. Aber ich…«
    »Schon verständen.«
    »Dann bis später.« Sie drehte sich um und ging, die Hüften schwingend, zur Theke. Dort verschwand sie durch eine Seitentür. Ihr Gatte und die beiden Männer vom Mühlenverein diskutierten weiter. Uns hatte allmählich die Langeweile erfasst. Ich hielt es nicht länger als weitere fünf Minuten aus, da schob ich meinen Stuhl zurück.
    Suko begriff sofort. »Du willst weg?«
    »Ja. Keine Sorge, ich haue nicht ab. Ich möchte mich nur mal draußen umsehen.«
    Er grinste mich an. »Glaubst du denn, dass dieser Fuller dann schneller kommt?«
    »Das nicht. Es kann aber auch nicht schaden, wenn ich mir die Beine ein wenig vertrete.«
    »Tu das. Ich halte hier die Stellung.«
    Wenig später trat ich ins Freie und damit auch hinein in den Schatten der mächtigen Mühle, die sich vor einem immer dunkler werdenden Himmel abhob. Bis zur Nacht war es nicht mehr weit. Noch aber überwog das Grau der Dämmerung. Ein Optimist würde behaupten, dass er den nahen Frühling riechen konnte. Auch ich war den langen Winter leid.
    Die Mühle und die Gaststätte lagen nicht direkt an der Straße. Von ihr führte so etwas wie ein Feldweg zu den beiden Objekten hin. Der Weg war zwar breit, aber nicht gepflastert und zudem recht feucht und matschig.
    Die Straße führte in einen Ort hinein, aber sie war nicht stark befahren. Man konnte die Wagen an zwei Händen abzählen, die in einer Stunde vorbei fuhren. Ich machte mir Gedanken darüber, wie lange wir noch warten sollten. Hoffentlich hatte uns Sir James keinen Bärendienst erwiesen und war selbst auf eine Sache hereingefallen. Das traute ich ihm zwar nicht zu, aber
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