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1665 - In der Totenstadt

1665 - In der Totenstadt

Titel: 1665 - In der Totenstadt
Autoren: Jason Dark
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hinein, deren rechte Seite ein großes Waldstück zeigte. Links lagen Felder brach und dahinter malten sich die Häuser einer Ortschaft in der klaren Luft ab, wobei besonders der Kirchturm auffiel, der alle Bauten überragte.
    In diesem Ort hatte sie die letzte Kundin besucht, und jetzt war sie auf den Feierabend ausgerichtet. An Probleme dachte sie nicht. Das Essen war auch kein Problem. Eine halbe Pizza würde reichen. Dazu ein Schluck Rotwein, sich danach vor die Glotze setzen, um einen Film zu sehen. An ihren Freund dachte sie auch. Marco war in dieser Woche nicht zu Hause. Er arbeitete im Osten des Landes, um große Gerüste aufzubauen. So war Jenny oft allein, denn die Montage sorgte dafür, dass ihr Freund ständig unterwegs war.
    Die Wochenendbeziehung gefiel ihr sogar recht gut. Keiner störte den anderen, sie ging ihrem Job nach, Marco ebenfalls, und wenn man zusammen war, freute man sich. Lady Gaga sang weiter. Jenny Mason pfiff die Melodie mit. Dann schob sie ihre Brille wieder in die richtige Position. Zum Autofahren brauchte sie die Gläser. Eine gerade Straße. Eine fast trockene Fahrbahn, Und eine leere. Genau das änderte sich plötzlich. Woher der Gegenstand so plötzlich gekommen war, wusste Jenny nicht. Jedenfalls war er vorhanden und keine Einbildung. Er lag mitten auf der Straße, und sie war schon sehr nahe an ihn herangekommen. Jenny erschrak. Zwei Sekunden später trat sie das Bremspedal durch. Hinten auf dem Rücksitz des Opel Corsa hörte sie ein leises Poltern. Dort lagen ihre Utensilien, die sie für ihren Job brauchte.
    Dann stand der Wagen!
    Jenny atmete tief durch. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, dass sie dicht vor einem Menschen gestoppt hatte. Vor einem Mann, dem es offenbar ziemlich schlecht ging. Er kniete auf der Fahrbahn und hielt nur mit Mühe den Kopf hoch. Aussteigen und zu ihm gehen wäre normal gewesen. Jenny war eine hilfsbereite Person. Zugleich auch eine vorsichtige, denn zu oft schon hatte sie über Fallen gelesen, die ahnungslosen Menschen gestellt wurden, um dann über sie herzufallen. Jenny Mason wartete ab. Sie schaute sich um. Nein, auf der Straße befand sich niemand. Aber rechts von ihr lag der Wald, und dort konnte sich leicht jemand verstecken, um genau im richtigen Moment über sein Opfer herzufallen. Da sah sie nichts. Keine Bewegung. Weder zwischen den Bäumen noch im Unterholz. Als sie den Blick wieder auf die Straße richtete, sah sie, dass der Mann mit einer mühevollen Bewegung die Hand hob und dann auf sie zu kroch. Der sah wirklich fertig aus. Sein Gesicht zeigte den Ausdruck einer tiefen Qual, was im Licht der Scheinwerfer gut zu erkennen war, und genau das überzeugte sie. Jenny Mason stieg aus!
    Allerdings nicht so zügig wie normal. Langsam, vorsichtig. Sie war noch immer auf der Hut.
    Sie hatte den Wagen kaum verlassen, als sie das leise Stöhnen hörte, und es klang ihrer Meinung nach echt. Sie brachte die beiden Schritte bis zu ihm hinter sich und ging in die Knie.
    Der Mann atmete schwer. Sein Keuchen war momentan das einzige Geräusch, das sie hörte. Der Atem steifte ihr Gesicht, und erst jetzt stellte sie die Frage, die sie schon länger hatte stellen wollen.
    »Sind Sie verletzt?«
    »Nein, das nicht. Aber…«, er sprach nicht weiter, weil ihn ein Hustenanfall schüttelte.
    »Was ist mit aber?«
    »Wir müssen hier weg! Und zwar schnell. Bitte, schaffen Sie mich weg. Es sieht zwar nicht so aus, aber hier lauern Gefahren.«
    »Ja, ja«, flüsterte sie und wunderte sich, dass sie kein Blut sah. Bis auf die dunkle Schramme am Köpf des Mannes, der eine für ihren Geschmack schon ungewöhnliche Kleidung trug. Sie erinnerte an eine Uniform, die Soldaten im Gelände trugen. Ihr kam automatisch der Gedanke, dass hier irgendwo ein Manöver ablief und der Mann sich aus dem Staub gemacht hatte.
    »Helfen Sie mir hoch, bitte.«
    »Und dann?«
    Fuller verdrehte die Augen. »Wir müssen von hier verschwinden, und zwar sofort. In fünf Minuten kann es zu spät sein. Glauben Sie mir doch.«
    Jenny Mason merkte, dass seine Stimme sehr ernst geklungen hatte. Aber auch ängstlich. Jetzt zeigte sich wieder, welch neugierige Person sie war.
    »Wer ist denn hinter Ihnen her?«
    »Keine Menschen!«
    Sie wollte lachen und sah dann den ernsten Ausdruck im Gesicht des Mannes. Plötzlich dachte sie anders und half dem Erschöpften auf die Beine. Sie stützte ihn sogar auf der kurzen Strecke bis zu ihrem Wagen. Er blieb an der Beifahrerseite stehen und drehte
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