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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten
Autoren: Unbekannt
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das einzige Großsegel seiner geliebten ZYNC. Und darauf prangte die glücksbringende Doppelschleife. Er war sich seiner Sache sicher. Wer unter diesem Zeichen die Weltmeere durchkreuzte, dem konnte nichts Schlimmes passieren. Der war gefeit gegen die Geister der Meere und die Dämonen aus den fernen Ländern. Und gegen die gefährlichen Wirbelstürme der Äquatorzone.
    Die dunklen Wolken und die kühle Brise waren dennoch beunruhigend.
    Die ZYNC war ein 32 Meter langes Segelschiff und ganz aus Holz gefertigt. Es galt als äußerst stabil. Die Owigos waren Meister der Schmiedekunst, und das hatte sich auf den Schiffsbau positiv übertragen: Dicke Klammern und klobige Nägel hielten die Planken und Bohlen zusammen. In ihrer langjährigen Geschichte hatte die ZYNC schon manchen Sturm gut überstanden. Und auch einige Angriffe anderer Seefahrerstämme während der immer wieder vorkommenden Kriegszeiten.
    Genau in der Mitte des Oberdecks ragte der Hauptmast mit dem Großsegel in die Höhe. Kurz unter der Spitze des Mastes befand sich in einer Höhe von achtzehn Metern das Krähennest, das ständig mit einem Seemann besetzt war. „Kapitän!" schrie der Mann aus dem Ausguck, als er Klundan auf dem Oberdeck bemerkte. „Schwarze und graue Wolken am Horizont. Sie kommen schnell näher. Wir halten direkt darauf zu."
    Klundan sah auch vom Deck aus, daß sich dort in der Ferne etwas Übles zusammenbraute.
    Aber an ein Ausweichen war trotz der guten Winde, die im Augenblick vorherrschten, nicht zu denken.
    Der Seefahrer richtete sein Multiorgan vertrauensvoll auf das Quidor-Symbol. Es würde ihn sicher durch den Sturm führen.
    Am Bug und am Heck verfügte die ZYNC über je zwei kleinere Masten mit Zusatzsegeln.
    Und auch am Hauptmast hingen solche über und unter dem Hauptsegel. Alles Tuch war gesetzt, denn für den Seemann bedeutet Zeit auch Geld. Oder besser gesagt, neue und wertvollere Ware.
    Die beiden Frachträume im Rumpf waren zwar nur je zur Hälfte gefüllt. Aber dafür bestand die Ladung des einen Raumes aus wertvollem Frühlingskohl aus Klymannoch, einer Delikatesse, die überall auf Owigorn geschätzt wurde. Der Rest der Ladung bestand aus einer kartoffelähnlichen Frucht, die zwar weniger wert war, aber nicht überall auf Owigorn gedieh, sowie aus kostbaren Schmiedearbeiten aus den Werkstätten der Alten und Weisen.
    Klundan war kein armer Mann, im Gegenteil. Und als Seefahrer genoß er nahezu überall hohes Ansehen. In den meisten Stämmen, Familien und Clans stellte man einen erfahrenen und bekannten Kapitän, wie er es nun einmal war, auf die gleiche Stufe wie einen Medizinmann oder gar einen Magier.
    Wer zur See fährt, so erzählte man sich an den Feuern in den Pueblos, der war stark genug, um den bösen Geistern und den Unwettern zu trotzen. Ja, mehr noch. Einem Mann wie Klundan traute man zu, daß er sogar seinen eigenen Schatten besiegen konnte.
    Wenn Seeleute kamen, das wußte jeder, dann gab es immer Neuigkeiten aus anderen Ländern.
    Und neue Waren, Schmuck, wertvolle Nahrungsmittel, Tücher, Leder und vieles mehr. Die Zunft wurde geschätzt. Einem echten Seemann vertraute man, auch wenn er manchmal etwas zu dick auftrug, wenn er von seinen Abenteuern erzählte.
    Klundan besaß keine eigentliche Familie. Er lebte schon seit vielen Jahren nur auf seinem Schiff. Die ZYNC zählte nur zehn Matrosen. Dazu kamen der Steuermann Norfertus und er selbst.
    Seine Männer waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Keine zwei von ihnen stammten aus der gleichen Gegend - von Norfertus und ihm selbst einmal abgesehen, deren Heimat der Kontinent Klymannoch war. Aber das störte Klundan nicht. Er hatte seine wilde Mannschaft fest im Griff. Und der alte Norfertus spielte sich ihm gegenüber nur dann auf, wenn keiner der Matrosen sie beobachten oder hören konnte.
    Eiserne Disziplin war in der rauhen Zunft ein unbedingtes Muß. Wenn eine Flaute eintrat, dann konnten die zehn Männer sich auch kräftig in die Riemen legen, die in zwei Reihen an Backbord und Steuerbord neben den Frachträumen ausgeklappt werden konnten.
    Jede Reihe enthielt fünfzehn Ruder. Das wäre einem unbedarften Außenstehenden auf den ersten Blick als zuviel erschienen: Wie sollten zehn Mann dreißig Riemen pullen? Auch für Wesen, wie es die Owigos waren, mit ihren bis zu sechs Handlungsarmen, schien das unmöglich zu sein. Aber da trog der Schein ...
    Nur selten hatte die ZYNC die warmen Äquatorgewässer verlassen. Hier ließen sich die besten
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