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1659 - Die Totengöttin

1659 - Die Totengöttin

Titel: 1659 - Die Totengöttin
Autoren: Jason Dark
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sie mich verfolgt hat. Aber jetzt kannst du sie auch sehen, und du weißt nun, dass ich dir keinen Bären aufgebunden habe.«
    Myers sagte nichts. Er konnte den Blick von dieser Gestalt nicht lösen. Auch wenn ihn jetzt jemand angesprochen hätte, es wäre ihm nicht möglich gewesen, eine Antwort zu geben. Diese Gestalt zu sehen war einfach ungeheuerlich.
    »Willst du noch mehr Beweise haben, Perneil?«
    Myers schüttelte den Kopf. Er spürte einen Druck in seinem Körper. Sein Gesicht war totenbleich geworden. Die Augen traten ihm fast aus den Höhlen. Dann fasste er sich ein Herz. Als wäre er eine Marionette, stand er auf und bewegte sich mit den steifen Schritten eines Zombies aufs Fenster zu.
    »Was hast du vor, Perneil?«
    Myers schüttelte erneut den Kopf. Auch wenn er nach außen hin einen anderen Eindruck machte, in seinem Innern brodelte es. Er war Polizist, und er war es gewohnt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das wollte er auch hier. Er fühlte sich von dieser Frau persönlich gestört, und er wollte wissen, wie weit die andere Seite gehen würde. Vor dem Fenster stoppte er.
    Er sah die Frau jetzt aus der Nähe. Er konzentrierte sich auf das Gesicht und stellte fest, dass es nicht schrecklich aussah. Es kam ihm normal vor. Nicht hässlich, aber auch nicht besonders hübsch.
    Dass er das Gesicht und den Teil des Oberkörpers so gut erkannte, lag an einem Licht, das den Oberkörper umflorte. Es war ein sehr schwaches und leicht grünliches Leuchten, das durchaus aus dem Körper der Frau kommen konnte. Die Unbekannte reagierte nicht auf ihn, obwohl ihr Blick starr auf ihn gerichtet blieb. Sie wollte ihn anscheinend nicht begrüßen. Nicht durch ein Wort und auch nicht durch ein schwaches Lächeln.
    Was tun?
    Pernell Myers dachte nach. Als Polizist war er es gewohnt, schnelle Entscheidungen treffen zu müssen. Hier war er überfragt. Er traute sich nicht, obwohl ihn eine innere Stimme dazu aufforderte. Dabei war es kein Problem, das Fenster zu öffnen. Aber was würde dann geschehen?
    Das war die große Frage. Pernell konnte sich vorstellen, dass diese Person nicht eben seine Freundin war. Sie sah aus wie ein Mensch, er zählte sie trotzdem nicht dazu, und in seiner Brust schlug das Herz schneller. Er nahm es als eine Art Warnung hin, und eine Warnung sprach auch Adam Goldman aus.
    »Lass lieber die Finger davon. Sie soll draußen bleiben. Wer weiß, was passiert, wenn du das Fenster öffnest.«
    »Ja, du hast recht.« Myers hatte sich endlich entschieden. »Ich werde sie nicht einlassen.«
    »Gute Idee.«
    Keiner von ihnen wusste, ob ihre Unterhaltung von der Frau gehört worden war. Es schien so zu sein, denn ihre Flügel bewegten sich plötzlich, und einen Moment später war die Gestalt verschwunden. Sie bewegte sich in Richtung Himmel, als wollte sie den fast vollen Mond ansteuern, dann war sie weg.
    Pernell Myers blieb noch eine Weile vor dem Feilster stehen. Er musste sich erst mal damit abfinden, was er gesehen hatte. Er wäre momentan nicht fähig gewesen, einen Kommentar abzugeben. Was er hier gesehen hatte, das empfand er als etwas Unheimliches, das nicht von dieser Welt stammte.
    Er holte durch die Nase Luft und hatte erst dann das Gefühl, in die Normalität zurückgekehrt zu sein. Er hatte in seiner beruflichen Laufbahn viel gesehen und auch harte Zeiten durchgemacht. Das hier schlug dem Fass den Boden aus. Das war einfach nicht erklärbar. Obwohl keine Gefahr von dieser Person ausgegangen war, fühlte er sich mehr als unbehaglich. Das gab er sich selbst gegenüber zu. Er drehte sich um und blickte seinen Freund Adam Goldman an, sah dessen Blick, der leer war, und ging davon aus, dass er selbst auch nicht viel anders schaute.
    »Ich muss mich entschuldigen, Adam.«
    »Warum?«
    »Weil ich dir nicht geglaubt habe.«
    Goldman verzog die Lippen. »Es ist auch schwer, das gebe ich gern zu. Aber warum hätte ich dich anlügen sollen? Wir kennen uns ziemlich lange. Ich bin kein Spinner, der irgendwelche Dinge sieht, die es nicht gibt.«
    »Ja, das ist wohl wahr.« Der Polizist ging zu seinem Platz und leerte sein Glas. Er sagte: »Ich frage mich, was diese fliegende Frau von dir wollte. Und ich frage mich weiter, wie es kommt, dass sie zwei Flügel oder etwas Ähnliches hat.«
    »Keine Ahnung.«
    »Das ist unglaublich«, flüsterte Myers.
    »Und was willst du jetzt unternehmen? Man kann das Erscheinen der Frau doch nicht auf sich beruhen lassen. Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein, das siehst du
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