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1659 - Die Totengöttin

1659 - Die Totengöttin

Titel: 1659 - Die Totengöttin
Autoren: Jason Dark
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zu seinem Freund zu gehen. Er musste einfach über sein Erlebnis sprechen und wollte hören, was jemand wie Pernell Myers darüber dachte. Der Polizist kehrte zurück. Er brachte zwei Flaschen Bier und zwei Gläser mit, stellte alles auf den hellen Holztisch, bevor er die Flaschen öffnete. Die Myers wohnten in einem älteren Haus im Parterre. Vom Wohnzimmer Fenster aus und auch von dem kleinen Balkon fiel der Blick nicht nur auf einen Hof, der mit den Autos der Mieter voll geparkt war, sondern auch auf die Rückfassaden der anderen Häuser. Alle zusammen bildeten ein Karree, das nur dort offen war, wo die Menschen auf den Hof gelangten, auf dem es sogar eine große Grünfläche gab, die kreisförmig angelegt war. Die Autos rahmten diesen Kreis ein, auf dem eine Schneeschicht lag, die an der Oberfläche gefroren war.
    Myers schenkte ein, hob sein Glas an und sagte: »Ich freue mich darüber, dass wir beide mal wieder zusammensitzen. An das letzte Treffen kann ich mich kaum erinnern.«
    »Ich auch nicht mehr.«
    Beide lachten. Bei Myers klang es normal, bei Goldman etwas gequält.
    »So, mein lieber Adam«, sagte der Polizist, der seine Uniform gegen einen Jogginganzug vertauscht hatte, »jetzt würde ich gern hören, was dir widerfahren ist.«
    Adam senkte den Blick und schüttelte leicht den Kopf, bevor er seine erste Frage stellte.
    »Glaubst du an fliegende Menschen?«
    Eine Antwort, egal, wie sie auch ausfiel, erfolgte nicht. Perneil Myers schüttelte nur andeutungsweise den Kopf, um selbst eine Frage zu stellen.
    »Habe ich richtig gehört?«
    »Ja, das hast du.«
    »Du hast also von einem fliegenden Menschen gesprochen?«
    »Stimmt.«
    »Und wo hast du etwas darüber gelesen?«
    »Nein, nein, nicht gelesen. Ich habe ihn gesehen. Es war eine Frau, die fliegen konnte.«
    Pernell Myers sagte nichts. Doch sein Blick sprach Bände. Er war zugleich eine Aufforderung, mehr zu sagen und ins Detail zu gehen, was Adam auch tat, nachdem der Polizist ihn dazu aufgefordert hatte.
    Er berichtete in allen Einzelheiten darüber, was er an der Friedhofsmauer erlebt hatte. Seine Stimme klang immer sicherer, je länger er sprach, und Pernell Myers sagte nichts. Nur seine Augen weiteten sich und er schüttelte hin und wieder den Kopf.
    »Du glaubst mir nicht - oder?«
    »Das weiß ich noch nicht, es ist nicht leicht. Auf der anderen Seite weiß ich, dass du kein Spinner bist. Dafür kenne ich dich lange genug. Nur mit einer fliegenden Frau, die zudem bei dieser Kälte noch nackt ist, habe ich schon meine Probleme.«
    »Ich auch.«
    Perneil Myers griff zum Glas und leerte es. In dieser Zeitspanne konnte er nachdenken. Danach fragte er: »Getan hat sie dir nichts? Oder liege ich da falsch?«
    »Nein, das liegst du nicht.«
    »Meinst du denn, dass sie etwas von dir gewollt hat?«
    »Nicht so direkt. Wäre es der Fall gewesen, hätte sie mich ja ansprechen können.«
    »Stimmt auch wieder.« Myers grübelte erneut, bevor er sagte: »Sie hat sich dir gezeigt. Dabei ist sie über den Friedhof geflogen, der ja deine Arbeitsstätte ist. Kannst du dir vorstellen, dass der Grund etwas mit diesem Gelände zu tun hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist dir auf dem Friedhof irgendwann mal etwas aufgefallen, das aus dem Rahmen fällt?«
    »Was meinst du damit?«
    »Keine Ahnung. Der Friedhof ist dein Job.«
    »Das ist wohl wahr. Aber die Toten schweigen. Sie fliegen nicht durch die Luft. Nur habe ich gesehen, was ich dir hier erzählte. Ich war auch nicht angetrunken, und ich möchte gern wissen, ob du mir überhaupt glaubst.«
    »Das schon.«
    Adam verengte die Augen. »Ehrlich?«
    »Ich nehme es mal hin, sagen wir so.«
    Goldman gestattete sich ein Lächeln. »Das ist immerhin etwas. Ich kann dir sagen, das war schon ein Schreck, als ich diese Gestalt durch die Luft fliegen sah.«
    Pernell Myers nickte. »Das kann ich mir denken.« Dann fragte er: »Hast du denn eine Ahnung, wie es weitergehen soll?« Er blieb bewusst sachlich und wollte nicht, dass sein Bekannter das Gefühl hatte, er würde sich über ihn lustig machen.
    Adam Goldman hatte einen Plan. Er hatte sich nur noch nicht getraut, ihn zu äußern. Seine Bedenken waren einfach zu groß. Er wusste selbst, auf welch dünnem Eis er sich bewegte. Beim Sprechen schaute er Pernell Myers nicht an.
    »Ohne Grund bin ich nicht zu dir gekommen. Du bist Polizist. Unter Umständen kannst du etwas für mich tun.«
    »Was hast du dir gedacht?«
    Goldman rieb seine Hände. »Es könnte ja sein, dass du
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