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1659 - Die Totengöttin

1659 - Die Totengöttin

Titel: 1659 - Die Totengöttin
Autoren: Jason Dark
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einem richtigen Zuhause geworden.
    Ruhige Abende sind bei mir selten, und auch in diesem Fall wurde ich gestört. Das Telefon spulte seine Melodie ab, und ich hörte wenig später die Stimme meiner Freundin Jane Colins.
    »Aha, der Meister ist wieder im Lande.«
    »Ja, vor Kurzem eingetroffen.«
    »Du bist in der Schweiz gewesen, hörte ich?«
    »Genau. Aber nicht, um Winterurlaub zu machen.«
    Jane lachte. »Das hätte ich dir auch nicht zugetraut.«
    »Eben.«
    »Und sonst?«
    »Ich bin froh, es überstanden zu haben. Das war nicht einfach, den Leuten etwas klarzumachen, dass es normalerweise nicht geben kann. Aber das ist mein Job und damit muss ich mich abfinden.« Ich wechselte das Thema. »Hast du einen besonderen Grund für deinen Anruf oder wolltest du nur fragen, ob ich gut gelandet bin?«
    »Das auch.«
    »Dann bedanke ich mich. Und was ist der andere Grund?«
    »Schwer zu erklären, John. Aber in der letzten Zeit habe ich mich verfolgt gefühlt.«
    »Ach. Von wem?«
    »Von einer Person, die ich nicht einschätzen kann.«
    »Hast du sie denn gesehen?«
    »Habe ich.«
    »Und? Kennst du sie? Wie sieht sie aus?«
    »Ich kenne sie nicht namentlich. Ich kann sie dir aber gut beschreiben.«
    »Dann bin ich ganz Ohr.«
    »Es ist eine Frau«, sagte Jane nach einer kurzen Nachdenkpause. »Eine Frau, die schon ein hohes Alter erreicht hat. Das konnte ich sehen. Ich traf sie an allen möglichen Orten in der Stadt. Einmal hat sie sogar vor meinem Haus auf mich gewartet, aber sie hat mich nie angesprochen.«
    »Hast du es denn getan?«
    »Ja. Nur erhielt ich keine Antwort, mit der ich etwas hätte anfangen können. Sie hat von einer Totengöttin gesprochen. Was sie genau damit meinte, weiß ich nicht, weil sie es mir auch nicht erklärt hat. Immer, wenn ich näher darauf eingehen wollte, dann verschwand sie.«
    »Hast du sie nie verfolgt?«
    »Ich habe es versucht. Aber sie war immer sehr schnell weg. Das ist schon seltsam, und ich habe das Gefühl, dass da irgendetwas in nächster Zeit auf mich zukommen wird.«
    »Hängt das mit Justine Cavallo zusammen?«
    »Nein!«
    Die Antwort hatte endgültig geklungen. Trotzdem fragte ich nach. »Bist du dir sicher?«
    »Ja, das bin ich. Ich glaube nicht, dass die Cavallo mich angelogen hat. Außerdem ist sie beschäftigt. Sie forscht weiterhin nach Mallmanns Halbvampiren, ohne welche entdeckt zu haben. Aber das ist eine andere Baustelle. Ich habe eher den Eindruck, dass die seltsame alte Frau etwas Bestimmtes von mir wollte.«
    »Aber du bist keine Totengöttin.«
    »Das bestimmt nicht. Trotzdem wundert es mich, dass sie mich darauf hingewiesen hat.«
    »Ja, das ist schon ungewöhnlich.«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr und dachte daran, dass meine Wohnung doch nicht so gemütlich war wie die meiner Freundin Jane Collins. Es war auch nicht zu spät, und deshalb fragte ich sie, ob wir uns nicht sehen konnten.
    »Ich habe nichts dagegen. Kommst du zu mir? Die meisten Straßen sind inzwischen frei.«
    »Ja.«
    »Ich mache auch was zu essen.«
    »Nicht nötig, Jane. Ich habe schon…«
    Sie unterbrach mich. »Das kenne ich. Das schnelle Schlucken im Stehen, nicht wahr?«
    »So ist es nicht gewesen«, protestierte ich, »aber ich sage auch nicht nein.«
    »Gut, dann lasse ich mir etwas einfallen.«
    »Und ich bedanke mich jetzt schon.«
    Es gibt unangenehmere Dinge, als einen Abend mit der blondhaarigen Detektivin zu verbringen. Aber er war ja nicht nur privat. Ich machte mir schon Gedanken über die Frau, von der Jane Collins mir erzählt hatte. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sich da wieder einiges im Hintergrund zusammenbraute.
    »Egal«, murmelte ich und machte mich auf den Weg. Irgendwie fand ich es ganz normal, dass ich wieder in den Trubel mit hineingezogen wurde…
    ***
    Pernell Myers war ein Mann, dem leider schon in frühen Jahren ein Teil der Haare ausgefallen waren, und so war nur noch ein Kranz geblieben, der den Hinterkopf umgab. Was bei ihm noch auffiel, waren seine rosigen Wangen, die er schon als Kind gehabt hatte.
    »So, Adam, dann wollen wir erst mal einen kleinen Schluck trinken. Bier?«
    »Ja, das könnte ich jetzt vertragen.«
    Myers warf ihm einen schrägen Blick zu. »So siehst du auch aus, Freund.«
    »Es liegt an der letzten Stunde.«
    »Darüber reden wir gleich.«
    Pernell Myers verschwand, um aus dem Kühlschrank in der Küche die Getränke zu holen.
    Adam Goldman blieb im Sessel sitzen. Er dachte noch immer darüber nach, ob es richtig gewesen war,
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