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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem
Autoren: Jason Dark
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Licht gut zu sehen waren. Der Keller war nicht groß. Für seine Zwecke jedoch reichte er aus. Er sah sich das Ende der Rutsche an, und davor lag die tote Frau auf dem nackten Lehmboden. Es war sehr kalt hier unten. Selbst im Sommer wurde es nicht besonders warm. Wer in diesem Haus lebte, konnte auf einen Kühlschrank verzichten. Lebensmittel befanden sich nicht im Keller. Leer war er trotzdem nicht, denn die tote Greta hatte hier unten Gesellschaft.
    Zwei weitere Leichen bahrte der Künstler hier unten auf. Sie lagen nicht auf der Erde, sondern auf Klappbetten, und ein drittes stand ebenfalls bereit. Es war leer, aber es würde nicht mehr lange leer bleiben. Hawelka ging zu Greta und hob sie an. Wie eine Puppe hing sie in seinem Griff. Ihre Füße schleiften über den Boden. Am leeren Bett blieb der Mann stehen, wuchtete die Tote hoch und ließ sie dann fallen, sodass sie auf das Bett fiel.
    Dort federte sie kurz nach, bevor sie liegen blieb und mit toten Augen gegen die Decke starrte.
    Er war zufrieden. Auch zu den beiden anderen Leichen ging er und schaute sie an.
    Es waren ebenfalls Frauen. Sie lagen schon länger dort. Sie waren Einheimische. Eigentlich hätten sie schon in den Zustand der Verwesung übergehen müssen. Dass es nicht der Fall war, lag an der Kälte, die gut konservierte. So waren auf den Gesichtern nur einige Leichenflecken zu sehen, das war alles. Pavel war zufrieden. Ein weiteres leeres Bett stand nicht mehr im Keller. Er hatte jetzt drei Leichen gesammelt und damit die Grundlage seines Experiments geschaffen.
    Als er sprach, meine er seine drei Toten. »Ihr seid tot, aber ihr braucht keine Angst zu haben. Denn auch Tote können eine Zukunft haben, und dafür werde ich sorgen.«
    Nach dieser kurzen Rede drehte er sich wieder um und ging auf die Treppe zu. Er fühlte sich beschwingt und heiter, als er die wenigen Stufen hochging. Hier war er sicher, denn Besuch bekam er so schnell nicht, und erst recht nicht bei Dunkelheit. Hawelka schloss die Klappe wieder. Nichts erinnerte mehr an den Einstieg in den Keller, nachdem er auch den Teppich wieder ordentlich an seinen Platz gelegt hatte. Drei Leichen hatte er gebraucht. Drei Leichen waren es. Aber die wichtigste Aufgabe stand ihm noch bevor. Wenn er das hinter sich hatte, war er einer der mächtigsten Menschen in der ganzen Welt…
    ***
    Pavel Hawelka ärgerte sich über sich selbst, weil er nervös geworden war. Er griff wieder zur Flasche, trank einen kräftigen Schluck und hoffte, die Nervosität bekämpfen zu können, was aber nicht richtig klappte. Er schielte zur zweiten Tür, die er abgeschlossen hatte. Wenn er über deren Schwelle schritt, dann gelangte er in seine eigentliche Welt. Es war das Atelier, das in einem Anbau untergebracht war. Hier fühlte er sich am wohlsten, hier war er ungestört, und hier hatte er sein Meisterwerk erschaffen, das noch auf seine völlige Vollendung wartete. Hawelka schloss die Tür auf. Noch trat er nicht ein. Er ließ seine Hand auf der Klinke liegen, schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Ruhe - nur die Ruhe kann es bringen. An etwas anderes dachte er nicht. Er wusste ja, was ihn auf der anderen Seite der Tür erwartete. Er hatte es ja selbst erschaffen. Es war ein Meisterwerk, und dennoch war es an diesem späten Abend so etwas wie eine Premiere, die er erleben würde.
    Leben nehmen - Leben geben!
    Das war seine Devise. Dafür hatte er sich all die langen Jahre gequält, und jetzt stand er kurz vor der Vollendung. Da wäre jeder Mensch nervös gewesen. Noch einmal tief Luft holen. Dann gab er sich einen innerlichen Ruck und drückte die Klinke nach unten.
    Zwei Sekunden später schob er die Tür nach innen.
    Es ist ganz normal, wenn ein Künstler sein Atelier betritt, das war auch bei ihm so. Nur heute nicht, und so starrte er in den dunklen Raum, der zusätzlich verdunkelt worden war, weil von den Fenstern schwarze Rollos hingen. Sie waren so dicht, dass von außen kein Licht hereindrang. Er brauchte es nicht, denn er war kein Maler, sondern Bildhauer. Besucher hatte er noch nie in sein Atelier geführt. Seine normalen Arbeiten zeigte er ihnen im Wohnraum.
    Hier aber sah er sein wirkliches Werk, und das sollte vorerst niemand zu Gesicht bekommen.
    Er schaltete das Licht ein. Es war nicht strahlend hell, aber es reichte aus, um den Anbau zu erleuchten, in dem es nach Staub roch und nach alten Steinen. In der Luft schimmerten winzige Partikel, die hier immer vorhanden waren, was dem Künstler aber
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