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1633 - Dienerin des Bösen

1633 - Dienerin des Bösen

Titel: 1633 - Dienerin des Bösen
Autoren: Jason Dark
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wilder.
    Sie schrien. Sie sangen. Es war alles andere als ein melodischer Gesang. Er glich mehr einem Geschrei, das tief aus den Kehlen drang und in Sophies Ohren schmerzte.
    Wild, exzessiv, ungezügelt.
    Die Nonnen waren wie von Sinnen. Sie tanzten, sie bewegten ihre Körper in einem wilden Rhythmus, und immer wieder lösten sie sich aus dem Kreis, um auf die Figur zuzulaufen, die dann von ihnen umarmt und geküsst wurde.
    Es war etwas, das die Beobachterin nicht begriff. Sie wurde auch nicht gesehen, sie war die heimliche Zuschauerin im Hintergrund. Aber sie spürte das Böse, das sich in diesem Kreis versammelt hatte. Abgrundtief böse, und wenn sie in die verzerrten Gesichter der Nonnen schaute, dann war ihr klar, dass die dämonische Seite die Frauen voll im Griff hatte.
    Die Frauen tanzten weiter. Manche rissen sich Teile ihrer Kleidung vom Leib, fielen breitbeinig auf die Knie und boten sich so der teuflischen Figur an.
    Hier wurde ein Kult betrieben, in dem der Satan an oberster Stelle stand.
    Er war es, der die Frauen im Griff hatte und sie niemals wieder freigeben würde.
    Das wollten sie auch nicht. Es war schon erschreckend, mit welch einer Hingabe sie dem Götzen frönten. Sie wollten seine Kraft in sich aufnehmen, zumindest einen Teil davon, und sie waren bereit, alles dafür zu tun.
    Aber es gab noch eine andere Seite. Sie war jedoch nicht im Gemäuer zu finden, sie näherte sich von außen diesem Kloster.
    Es war ein Kloster, aber Sophie hatte Probleme damit, es als ein solches anzusehen. Das hier war ein Ort des Bösen oder der Finsternis…
    Ihre Gedanken brachen ab, denn von außen her hämmerten mächtige Schläge gegen die Tür. Es klang wie Donnerhall, den auch die tanzenden Nonnen hören mussten.
    Sie kümmerten sich nicht darum. Sie tanzten weiter. Sie schrien, sie flehten, sie rissen die Arme in die Höhe, und ihre Stimmen überschlugen sich. Aber sie waren nicht lauter als die Schläge, die gegen die Tür hämmerten. Sie bestand aus dicken Bohlen, deren Stärke auch Grenzen hatte.
    Und das war bald zu sehen. Unter der von außen eingesetzten Ramme zerbarst sie. Plötzlich brach die Tür in der Mitte auseinander. Die Ramme war für einen Moment im Innern zu sehen, wurde wieder zurückgezogen, und sofort danach folgte ein weiterer Stoß.
    Den hielt die Tür nicht aus.
    Sie brach zuerst an der rechten Seite ein. Ein großes Loch entstand, und die ersten Angreifer waren zu sehen. Ihre Pferde hatten sie im Klosterhof stehen gelassen und zu Fuß die Treppe hinter sich gebracht. Als sie einen ersten Blick in den Saal geworfen hatten, brüllten sie im Chor auf.
    Dann griffen sie an.
    Mit ihren Schwertern und Lanzen räumten sie die letzten Hindernisse zur Seite.
    Die Nonnen waren ihr Ziel.
    Die ließen sich nicht stören. Die meisten von ihnen tanzten jetzt nackt um die Figur herum, und sie dachten nicht daran, Widerstand zu leisten.
    Wie Tiere fielen die Männer über die Frauen her. Sie schrien dabei fromme Sprüche und töteten mit der Präzision eines Uhrwerks. Die meisten Frauen wurden von den Waffen aufgespießt.
    Ströme von Blut flössen und breiteten sich um die Figur herum aus. Es war kein Angriff, der lange dauerte. Kurz, heftig und auch gnadenlos wurde er durchgezogen.
    Mehr als ein Dutzend Männer waren in das Kloster eingedrungen und töteten alles, was sich bewegte.
    Und dann war es still.
    Zumindest von den Nonnen war nichts mehr zu hören. Nur die Angreifer keuchten und durchsuchten Gänge, die von diesem Ort aus abgingen und in geheimnisvolle Tiefen des Klosters führten.
    Die Angreifer fanden keine Nonnen mehr. Sie hatten es geschafft, alle zu ermorden, und das feierten sie schon hier. Sie lachten, sie bewegten sich, als würden sie tanzen, aber dann wurden sie still, als ihr Anführer ihnen einen Befehl zuschrie.
    Er war ein großer und breitschultriger Mann mit einem wilden Vollbart.
    Er trug keinen Helm, auch keinen Brustpanzer oder andere Schutzkleidung.
    In den Händen hielt er Kurzschwerter, von deren Klingen das Blut der Nonnen tropfte.
    Der Mann drehte sich auf der Stelle, weil er jeden seiner Leute anschauen wollte.
    »Wir haben die teuflischen Dienerinnen getötet. Der Kardinal wird mit uns zufrieden sein, und er hatte recht, was diese so frommen Frauen anging. Sie waren nicht fromm. Sie haben sich an den Teufel gewandt und ihn geschaffen.« Er fuhr herum, und beide Schwertspitzen deuteten auf die Steingestalt.
    »Da ist er! Ihn haben sie als ihren Gott angebetet, ihren
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