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1627 - Die Arcoana am Scheideweg

Titel: 1627 - Die Arcoana am Scheideweg
Autoren: Unbekannt
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Führungspersönlichkeit geworden. Und das binnen kürzester Zeit.
    Doch Kalcadurionenser verbot sich jegliches Neidgefühl.
    Stattdessen versuchte er, die Person Qeyonderoubo mit sachlicher Kühle zu analysieren.
    Was war nur passiert? Vor seinen Augen fand ein echtes Phänomen statt, und erstmals seit der Ankunft in Aemelonga hätte er sich gern mit anderen Psychologen beraten. Das sagte alles: ein Kalcadurionenser, der sich ratlos fühlte...
    Aber das Problem war ein anderes.
    Er verließ seine Unterkunft und schlug den Weg zur Nebenkuppel ein. An den Fäden eines Netzes kletterte Kalcadurionenser empor. Dort, hinter der verschlossenen Tür, begann die Sektion der Schrecklichen.
    Er öffnete die Tür - und ließ sie hinter sich wieder zufahren, bevor der erste noch reagieren konnte.
    Alle Gesichter waren plötzlich ihm zugewandt.
    Die Sriin waren von schmächtiger Gestalt. Sie besaßen nur zwei Beine und zwei Arme, und die wichtigsteh Sinnesorgane befanden sich in einem Schädel, der am oberen Ende des Rumpfes saß. Mit einigen Recht durfte man bezweifeln, ob diese Anordnung Sinn machte; zwei Beine gaben wenig Halt, viel weniger als die acht der Arcoana, und mit zwei Armen konnte man eben nur zwei Gegenstände zur gleichen Zeit fassen. Ganz zu schweigen davon, daß keiner der Sriin sich in arcoanischen Netzen zurechtfand. Doch überall, wohin die Arcoana im Lauf ihrer Evolution auch gekommen waren, herrschten ähnlich gebaute Völker trotz scheinbarer Unterlegenheit vor.
    Vielleicht gerade deswegen, dachte er: weil sie unterlegen waren. Sie standen unter dem ständigen Zwang, sich in ihrer Umwelt durch Erfindungsgabe zu behaupten. Andere Wesen waren von Natur aus kaum verwundbar. Für sie existierte keine Notwendigkeit, sich weiterzuentwickeln. „Seht mal, Leute! Ist das nicht unser guter alter Kai?"
    „Ist er!"
    „Klar! Den Kerkermeister erkenn' ich unter Hunderten!"
    „He, Kai! Wann läßt du uns hier raus, hmm?"
    Er versuchte, nicht hinzuhören.
    Sticheleien dieser Art war jeder ausgesetzt, der sich in die Nähe der Schrecklichen wagte. Mit einigem Erfolg versuchten sie, in den Arcoana Schuldkomplexe zu wecken.
    Sie, die seit so langer Zeit nichts mehr getan hatten, dessen sie sich hätten schämen müssen, hielten nun die Mitglieder eines an sich harmlosen Volkes gefangen. Dabei war es nicht mehr als ein Zufall, daß sich ihre Art und die der Sriin so vollkommen ausschlossen. Aber es war nun einmal Fakt. Die Sriin saßen im Sheokorsystem fest, und jemand mußte sich ihrer annehmen.
    Kalcadurionenser schob seinen Körper durch die Reihen der Zweibeiner.
    Von allen Seiten kamen sie nun zusammen. Die Nachricht von seiner Ankunft sprach sich wie ein Lauffeuer herum. „Kai! Ist jetzt endlich Schluß hier?"
    „Ich werde krank, Kai! Und das ist deine Schuld! He! Hörst du zu?"
    Mit erzwungener Ruhe ließ er seinen Blick über die Mienen wandern. Er sah nichts als Verzweiflung, für die Verhältnisse dieser Wesen blasse Haut, einige Gesichter wirkten sogar regelrecht eingefallen. Sich vorzustellen, daß dieselben Sriin sie noch vor kurzem völlig um den Verstand gebracht hatten, fiel schwer.
    So viele von ihnen waren nach dem Verlust ihrer Schrittkraft in völlige Apathie verfallen. Hätte man sie liegengelassen, sie wären gestorben, ohne noch ein Glied zu regen.
    Die meisten Sriin jedoch hatten versucht, den Einfluß des Schrittmachers zu überwinden. Wieder und wieder setzten sie ihre Kräfte ein, bis nichts mehr davon übrig war. Einigen ging es nun so schlecht, daß ihr Zustand lebensbedrohlich war.
    Er konnte nichts für sie tun, als sie von speziell programmierten Trikter-Robotern versorgen zu lassen. Die meisten Arcoana hätten den Kontakt mit den kranken Sriin nicht ausgehalten. In der kleinsten Kuppel der Anlage als Pfleger tätig zu sein, das war ein Todeskommando, wie er es niemandem wünschte. Wahrscheinlich, so dachte er, hätte er am Ende jedes Sonnenlaufs das Personal ersetzen müssen, um die Selbstmordgefahr zu minimieren.
    Außer ihm selbst und Sigimoshrygar hatte niemand in den Kuppeln Zugang. „He, Kai! Worüber denkst du nach?"
    „Wann kommen wir endlich hier heraus, Kai?"
    Die Stimmen der Sriin verdichteten sich zu einem Sturm aus Geräuschen. Kalcadurionenser versuchte, die Worte aus seinem Denken auszuklammern, doch ein paar Sekunden lang fühlte er sich ihrem elenden Klang völlig ausgeliefert. So mußte es für die anderen Arcoana sein ... Nur daß die anderen nicht über seine
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