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162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf

Titel: 162 - Ein Bildnis, das die Hölle schuf
Autoren: A.F.Morland
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wissen, in was du uns hineingeritten hast!« gab Edna empört zurück. »Du fährst unseren Wagen zu Schrott, man wird dich zu einer hohen Geldstrafe verurteilen, und ich darf dazu nicht einmal etwas sagen? Ich bin deine Frau, falls du das vergessen haben solltest, James Purviance. Ich werde diejenige sein, die dir aus diesem Schlamassel heraushilft. Da habe ich doch wohl auch das Recht, zu sagen, was ich denke.«
    »Ich weiß, was du denkst; du behältst es besser für dich. Außerdem bin ich nicht schuld an diesem Unfall«, behauptete der Maler. »Da war ein Glutpunkt am Himmel, der sauste direkt auf mich zu.«
    »Ein Meteorit? Daß ich nicht lache! Vielleicht kann uns die NASA sagen, wen wir haftbar machen können.«
    »Der Glutball durchschlug die Windschutzscheibe und traf mich«, fuhr Purviance fort, ohne auf Ednas sarkastische Bemerkung einzugehen.
    »Wo traf er dich?«
    »Hier«, sagte der Maler und zeigte auf seine Stirn.
    Daß dort oben nicht alles in Ordnung war, wußte Edna schon lange. »So ein Unsinn«, sagte sie kühl, denn sie glaubte ihrem Mann die Geschichte nicht. »Du warst betrunken; das ist die ganze Wahrheit. Hoffentlich erzählst du niemandem von diesem Glutball. Damit könntest du alles nur noch schlimmer machen. Delirium tremens, Säuferwahn. Der eine sieht weiße Mäuse, der andere glühende Bälle.«
    Der Zorn ließ eine Ader an Purviances Stirn anschwellen. »Du solltest nicht so mit mir reden, Edna!« knurrte er feindselig. »Du denkst, weil ich hier liege und mich nicht rühren kann, darfst du diesen Ton anschlagen, aber das ist ein Irrtum. Ich kann dich für jedes vorlaute Wort bestrafen!«
    Er sah sie nur an, und sie spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in ihrem Kopf. Sie faßte sich an die Schläfen und stöhnte. Der Schmerz hörte nicht auf.
    »Spürst du das?« fragte der Maler grinsend. »Tut es weh? Ich könnte den Schmerz verstärken, in den Wahnsinn könnte ich dich treiben, geliebtes Weib, also sei vorsichtig, und reiz mich nicht!«
    Der Schmerz riß jäh ab, und Edna fiel keuchend gegen die Wand. Bleich vor Angst sah sie ihren Mann an. »Warst das wirklich du? Hast du das getan, James?«
    »Allerdings, und ich kann es jederzeit wiederholen. Soll ich?«
    »Nein!« stieß Edna erschrocken hervor und hob abwehrend die Hände, obwohl das nicht viel Sinn hatte, denn der Schmerz kam auf telepathischem Wege.
    Sie hatte von Menschen gelesen, die nach Unfällen plötzlich hellsichtig waren. Sie konnten auf einmal in die Zukunft sehen, hatten ein »zweites Gesicht« bekommen. War etwas Ähnliches mit James passiert?
    »Ich bin bald wieder zu Hause«, sagte Purviance, Edna freute sich nicht darauf, sie hatte plötzlich Angst vor James. Der Unfall hatte ihn verändert. Es war noch nie leicht gewesen, mit ihm zu leben, aber nun würde es unvergleichlich schwieriger werden - vielleicht sogar gefährlich.
    ***
    Er genas viel schneller, als es die Ärzte vorausgesagt hatten, Edna konnte ihm eine erfreuliche Mitteilung machen, als sie zu Hause ankamen: »Eric Stoddard hat mal wieder ein Bild von dir gekauft.«
    Stoddard war ein Galeriebesitzer, der Purviance erlaubte, seine Werke in einer entlegenen Ecke aufzuhängen. Stoddard glaubte nicht an Purviance, der Mann mit dem übersteigerten Selbstwertgefühl tat ihm nur leid.
    Edna zeigte ihrem Mann das Geld, es ließ ihn kalt. Er öffnete den Wohnzimmerschrank, und seine Miene verfinsterte sich, als er sah, daß kein Rotwein in der Karaffe war.
    »Wieso ist kein Wein da?« fragte er scharf.
    Edna zuckte zusammen. »Man hat dich so überraschend entlassen…«
    »Du weißt, daß ich ohne Wein nicht malen kann!«
    »Hast du das denn schon wieder vor? Willst du dich nicht noch etwas schonen?«
    »Bin ich ein alter Mann? Es geht mir gut, ich fühle mich großartig. Warum soll ich ausruhen? Es drängt mich förmlich an die Staffelei. Geh, und hole Wein!«
    Edna verließ das Haus, und Purviance begab sich in sein kleines Atelier unter dem Dach und sah sich die Bilder an, die er in letzter Zeit gemalt hatte. Eines war ihm besonders gut gelungen, fand er - ein Landschaftsgemälde. Als Vorlage hatte eine Postkarte gedient. Im Hintergrund dunkle, nicht sehr hohe Berge, dann das Grün sanfter Hügel, die kantigen Überreste einer alten Burg, von Wind und Wetter rundgeschliffenes Gestein, ein dichter, dunkler Nadelwald, Fachwerkhäuser, dicht gedrängt, links unten das dunkle Wasser eines spiegelglatten Sees und im Vordergrund ein grauer, toter,
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