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1619 - Die Vampir-Echse

1619 - Die Vampir-Echse

Titel: 1619 - Die Vampir-Echse
Autoren: Jason Dark
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schon etwas Schlimmes passiert sein.
    Shao dachte daran, dass auch sie ein recht ungutes Gefühl gehabt hatte. Ein Gefühl hatte ihr eine Warnung geschickt, und nun musste sie erkennen, dass diese nicht falsch gewesen war.
    Sie lief schnell. Nur war es ein anderes Laufen als auf einem glatten Boden. In dieser Gasse war das Pflaster ziemlich uneben. Es gab Risse und Vorsprünge, über die sie hinweghüpfen musste. Shao lief etwas langsamer, und sie war jetzt froh, dass in der Mitte der Gasse das Licht der Wandlaterne brannte. Es breitete sich genau dort auf, wo Lisa Dell stand.
    Ihre Haltung war nicht normal. Sie hatte die Arme angewinkelt und halb erhoben, sodass sie ihre Hände gegen die Schläfen pressen konnte.
    Außerdem hielt sie den Kopf leicht gesenkt. Wie jemand, der vor seine Füße schaut.
    Kaum war Shao in der Nähe ihrer Bekannten, da hörte sie deren Atmen, was von einem Stöhnen begleitet wurde. Einen Angreifer, der Lisa überfallen hätte, sah Shao nicht, und es rannte auch niemand zum Ende der Gasse hin.
    Shao legte der blonden Frau eine Hand auf die Schulter, um sie zu beruhigen. Genau das Gegenteil trat ein. Lisa schrie erneut auf, so sehr hatte sie sich erschreckt.
    »Bitte, Lisa, ich bin es, Shao!«
    Auch dieser Satz beruhigte sie kaum. Sie trat zur Seite und drückte sich gegen die Mauer. So konnte Shao in ihr Gesicht schauen, und sie erkannte darin eine Panik, die sie nicht verstand. Aber sie wusste auch, dass es einen Grund geben musste, dass Lisa so reagierte. Nur sah sie nichts, denn auch jetzt sah sie außer ihnen keinen Menschen in der Gasse.
    Shao wollte ihre Bekannte nicht schon jetzt mit Fragen überschütten. Sie sollte erst mal zu sich selbst kommen, das war am besten. Aber die Chinesin schaute sich um. Irgendwas musste Lisa erschreckt haben, und Shao vergaß auch nicht, zu Boden zu blicken. An und auf der Mauer hatte sie keine Gefahr feststellen können.
    Am Boden sah es anders aus.
    Augenblicklich fiel ihr der Gully auf. Nur einen Schritt entfernt befand er sich. Wenn er offen gewesen wäre, hätte sie die Reaktion der Frau verstanden. Aber er war nicht offen, er war geschlossen, das sah sie sofort.
    Shao war eine misstrauische Person. Geschlossen oder nicht, sie wollte es genau wissen und beugte sich dem Gully entgegen. Und jetzt sah sie, was wirklich passiert war.
    Der Deckel lag auf der Öffnung, aber nicht so, wie es hätte sein müssen.
    Er war etwas verkantet und wirkte in seiner Lage so, als hätte man ihn hochgehoben und nicht wieder richtig in die Öffnung gedrückt. Er hatte sich verkantet und stand an einer Stelle über, sodass schon jemand stolpern konnte.
    Lisas Stimme riss Shao aus ihren Gedanken. »Aus - aus - dem Gully ist jemand gekommen.«
    Shao runzelte die Stirn. »Was hast du da gesagt?«
    »Ja, ich habe es gesehen. Da ist jemand aus dem Gully gekommen. Der - der Deckel wurde angehoben, und dann war die Gestalt da.«
    »Welche Gestalt? Ein Mann?«
    Lisa starrte Shao an und musste plötzlich lachen. Es war nur kein echtes oder fröhliches Lachen, es hörte sich sehr gequält an, und erst als es vorbei war, konnte sie wieder eine Antwort geben.
    »Nein, nein, es war kein Mann und auch keine Frau. Hätte ich sonst geschrien?«
    »Gut, das nehme ich so hin.«
    Lisa drehte den Kopf und schaute auf den Gully.
    »Jetzt ist er wieder geschlossen«, flüsterte sie heiser. »Aber eben war es anders. Da war er plötzlich offen.«
    »Und weiter?«
    Lisa konnte nicht sofort reden. Sie wischte mit dem Handrücken über ihre Lippen, schüttelte den Kopf und bekam große Augen.
    »Es war ein Monster, Shao, ein richtiges Monster! Eine Mischung aus Frau und Reptil!«
    Shao sagte nichts. Sie hatte jedes Wort gehört, aber das musste sie erst verdauen. Außerdem war ihr nicht klar, ob sie ihrer Bekannten glauben sollte oder nicht. Die Skepsis war ihr anzumerken, deshalb flüsterte Lisa: »Du glaubst mir nicht, wie?«
    »Moment, das habe ich nicht gesagt.«
    »Das sehe ich dir aber an.«
    »Nun ja, Lisa. Deine Erklärung ist für mich überraschend gekommen. Du hast von einem Monster gesprochen und hast damit keinen Menschen gemeint.«
    »Ja, so ist es.«
    Shao deutete auf den Gully. »Und es ist dort hervorgekrochen. Stimmt das?«
    Lisa Dell nickte heftig. »Okay. Und wo ist es jetzt?«
    »Wieder unten.«
    »Aha. Das heißt, es hat sich zurückgezogen.«
    »Genau.« Lisa ballte die Hände zu Fäusten. »Aber ich habe es gesehen. Und nicht nur seine Hände, die Krallen waren, sondern
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